Manchmal denke ich an meine Schulzeit. Wie unser Deutschlehrer stets nur mit einem Zischen in der Stimme über Trivialliteratur reden konnte. Über diesen Schund. Wie sein Hals manchmal rot wurde und er am Knoten seiner Krawatte nestelte.
Und dann blicke ich auf die BattleTech-Buchreihe in meinem Regal und male mir aus, wie es wohl gewesen wäre, wenn der Herr Oberstudienrat sich abends mit einem Seufzer in seinen Ohrensessel sinken lässt. Wie er noch einmal Stift, Lineal und Textmarker auf dem Tischchen neben ihm arrangiert. Wie er dann das Buch aufschlägt, durch das er sich mit Wonne arbeiten möchte.
BattleMech vs. Goethe
Und dann der Schrecken, als er auf den ersten Seiten von humanoiden Kampfmaschinen liest, die in einer Science-Fiction-Welt des 31. Jahrhundert über das Schlachtfeld marodieren. Wie er nach Luft schnappt, ihm vor lauter Entsetzen das Rotweinglas aus der Hand gleitet.
Beim Gedanken daran schleicht stets ein Lächeln um meine Mundwinkel und ich greife zu Tödliches Erbe von Michael A. Stackpole, dem zehnten Band der BattleTech-Buchreihe, dem man ansieht, dass ich ihn schon ein dutzend Mal gelesen habe.
Es gibt genau zwei Fantasie-Welten, in die ich damals mit Begeisterung eingetaucht bin und die ich heute noch mit einer Mischung aus Zuneigung, Nostalgie und Neugier verfolge. Die eine ist Aventurien und die andere das BattleTech-Universum.
Lese ich heute einen BattleTech-Roman, was ich immer mal wieder tue, muss ich gelegentlich über deren Schlichtheit schmunzeln. (Woran man übrigens erkennt, dass selbst ein affektierter Lehrer einen Eindruck hinterlassen kann). Doch lese ich die Bücher der BattleTech-Reihe nicht für deren literarische Qualität.
BattleTech-Romane durchgelesen
Ich mag das BattleTech-Universum für seine Idee, dass sich die Menschheit im Kosmos ausgebreitet und zahlreiche Sternensysteme besiedelt hat. Ich mag die Idee von technischem Fortschritt und Verfall, von rivalisierenden Sternenreichen, von Geheimnissen innerhalb und jenseits des besiedelten Weltraums, von Politik und Intrigen und Kämpfen und wie sich dieses BattleTech-Universum im mit jedem Roman entwickelt und wandelt.
Grund genug, um sich noch einmal mit Wonne und in chronologischer Reihenfolge durch die BattleTech-Romanreihe zu lesen. Gelegentlich werde auch ich dafür wohl in einem Ohrensessel sitzen. Einen Textmarker aber nehme ich ganz gewiss nicht in die Hand, dafür aber die Tastatur, um über jedes Buch kurz zu schreiben. Den Auftakt macht En Garde, der erste Roman der Warrrior-Trilogie, mit dem das BattleTech-Universum erst so richtig zum Lesen erwachte.
Ein Gedanke zu “Guilty Pleasure BattleTech”
Dein Deutschlehrer trug Krawatte? Respekt.
Das nenn ich mal alte Schule.