Der Uhrwerk Verlag hat ein überwiegend positives Fazit des vergangenen Geschäftsjahres gezogen. „Unterm Strich ist 2020 gut für uns gelaufen“, so Patric Götz auf der Heinzcon am vergangenen Wochenende. 2020 sei zwar durch Widrigkeiten und Unsicherheiten geprägt gewesen. Doch nach Einschätzung des Uhrwerk-Chefs befindet sich der Verlag ein Jahr nach der Neugründung auf einem vielversprechenden Weg.
Im Jahr zuvor, Ende Mai 2019, hatte der Uhrwerk Verlag überraschend Insolvenz anmelden müssen. Nach zehn Jahren „kontinuierlichen und teilweise rasantem Wachstum“ (so stand es damals auf der Homepage) war der Verlag in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht. Zu Ende Oktober 2019 wurde einem Großteil der Angestellten gekündigt. Ein kleines Kernteam führte die Geschäfte weiter. Doch der Verlag in seiner bisherigen Form war am Endpunkt angekommen.
Corona wirbelt Plan für Neustart durcheinander
Anfang 2020 erfolgte die Neugründung unter gleichen Namen, mit kleiner Belegschaft aber einer ähnlichen Produktpalette. Vor allem mit Splittermond, dem Uhrwerk-Flaggschiff, sollte es weitergehen. Das hatte der Verlag schon früh angekündigt. Auch andere Projekte konnte der Verlag noch im zweiten Halbjahr 2019 vorantreiben. Die Voraussetzungen für den Neustart 2020 seien laut Patric Götz daher gut gewesen. Gleichwohl sei die Neugründung auch ohne Corona mit Unsicherheit behaftet gewesen. Die Pandemie habe dann viele Pläne durchkreuzt.
„Wir hatte einen sehr großen Umsatz auf Messen und Conventions vorgeplant“, so Patric Götz. Die Heinzcon im Frühjahr 2020 war jedoch eine der letzten großen Convention, die noch im üblichen Rahmen stattfinden konnten. Danach kam der Lockdown. „Da ist man schon nervös geworden.“
Es habe sich zwar herausgestellt, dass die Spielbranche insgesamt gut durch die Pandemie kommt und vieles in Richtung online verlagert wurde. Im März und der April war das aber noch nicht absehbar. „Da hat man Bauchschmerzen gekriegt“, sagte der Uhrwerk-Chef. Der Verlag habe sich jedoch in der Pandemie auf einen gut laufenden Onlineshop stützen können und sei für die Arbeit im Homeoffice gut aufgestellt gewesen. Trotz mancher Verzögerung sei 2020 daher ein gutes Jahr für den Verlag gewesen, in dem zahlreiche neue Produkte erschienen sind, so Patric Götz, der dabei insbesondere auf das Star Trek-Rollenspiel verwies.
Was will der Uhrwerk Verlag künftig anders machen?
Beim Blick in die Zukunft blieb der Verlagschef indes vage. Auf die Frage, was getan werde, um eine ähnliche Situationen wie Mitte 2019 zu verhindern, beschränkte sich Patric Götz auf ein „Wir machen die Hauptfehler nicht mehr“ und verwies auf ein externes Controlling. Zudem wolle der Verlag genauer prüfen, was er mache. „Wir leisten uns nicht mehr so viele Projekte, die wirtschaftlich keinen Sinn machen.“ Welche Projekte das waren und welche es nicht mehr sein sollen, blieb aber überwiegend im Unklaren.
Deadlands Classic sei eines der Rollenspiele gewesen, bei dem der Aufwand in einem schwierigen Verhältnis zur verkauften Auflage stand. Auch Sea Dracula wurde mit Einschränkungen genannt. Numenera werde sich der Verlag genau anschauen. Ein Aus ist aber nicht beschlossen. Dass die Verkaufszahlen für ein Rollenspiel in Pandemie-Zeiten unter den Erwartungen liegen, könne laut Patric Götz „an tausend Sachen liegen, die nicht die Schuld des Systems sind“. Auch beim neuen Rollenspiel Microscope, dessen Verkauszahlen offenbar niedrig sind, möchte der Verlag erst die Normalisierung der Situation abwarten.
Derzeit ist daher nicht zu erwarten, dass sich der Uhrwerk Verlag in größerem Umfang von Rollenspielsystem trennt. Damit bleibt die Liste an Spielsystemen, an denen der Verlag arbeitet, lang. Der Uhrwerk-Shop listet aktuell allein elf größere Rollenspiele auf, vom großen Splittermond bis hin zum derzeit kleinen Runequest. In wie weit sich die aktuelle Produktpolitik von der vergangenen unterscheidet, ist an der Zahl der angebotenen Spielsysteme zumindest nicht zu erkennen.