Die größten Tops und Flops aus 30 Jahren DSA sind gefunden. In einer gemeinsamen Umfrage von Nandurion und Orkenspalter-TV haben rund 1000 Personen die hellsten Highlights und die tiefsten Griffe ins Klo gekürt. Repräsentativ ist all das selbstverständlich nicht. Interessant ist es trotzdem.
Abgestimmt werden konnte nicht nur über Pen&Paper-Produkte. Brettspiele, Romane, Computerspiele und all das andere Zeug, mit dem Das schwarze Auge seit 30 Jahren die Welt beglückt, standen zur Wahl. Das hat zu interessanten Ergebnissen geführt. Auf der Liste der größten DSA-Flops aller Zeiten stehen nicht nur allgemein anerkannte Totalausfälle (Handelsherr und Kiepenkerl) oder unstrittige Binsenwahrheiten (DSA4-Regeln generell), sondern auch manch Wunderliches. Die EUROPA-Hörspielserie beispielsweise wird wohl nur den wenigsten DSA-Spielern bekannt sein (was wohl auch besser so ist).
So amüsant diese oft missglückten Ausflüge jenseits des Pen&Paper-Rollenspiels auch sind, am interessantesten ist die Wertung der klassischen DSA-Produkte. Wird all das Nicht-Pen&Paper-DSA aus den Tops und Flops gestrichen werden, sehen die Listen so aus:
(Die Angaben zur Platzierung beziehen sich jeweils auf die vollständigen Liste inklusive Nicht-Pen&Paper-DSA)
Die Top 15
Platzierung | Name | Jahr |
---|---|---|
1 | Die Sieben Gezeichneten-Kampagne | 1994 - 1999 |
2 | Phileasson-Kampagne | 1990 - 1991 |
3 | Die Dunklen Zeiten | 2010 |
5 | Staub und Sterne | 1991 |
6 | Gareth – Kaiserstadt des Mittelreichs | 2012 |
7 | Götter, Magier und Geweihte | 1994 |
11 | Von eigenen Gnaden | 2008 |
12 | Simyala-Kampagne | 2000 - 2001 |
13 | Quanionsqueste | 2013 |
15 | Aventurien – Das Lexikon | 1995 |
16 | Borbarads Erben | 1999 |
17 | Das Jahr des Feuers | 2004 - 2005 |
18 | Der Zorn des Bären | 1992 |
19 | Unter dem Sternenpfeiler | 2012 |
21 | Havena-Box | 1985 |
Die Reihenfolge der einzelnen Produkte in der Top-Liste, wie auch in der folgenden Flop-Liste, ist jedoch nur wenig aussagekräftig. Gerade auf den hinteren Rängen haben nur wenige Stimmen über die jeweilige Platzierung entschieden. Mit ein paar mehr oder weniger Umfrageteilnehmern hätte die Reihenfolge auf den hinteren Plätzen auch ganz anders aussehen können. Aber egal, hier kommen die Flop 15.
Die Flop 15
Platzierung | Name | Jahr |
---|---|---|
1 | Handelsherr und Kiepenkerl | 2009 |
2 | Lanze, Helm und Federkiel | 1996 |
4 | Borbarads Fluch | 1984 |
6 | Tal der Finsternis | 1999 |
9 | Aventurischer Atlas | 2011 |
11 | An fremden Gestaden | 2012 |
12 | Das Jahr des Feuers | 2004 - 2005 |
13 | Drachenchronik | 2009 - 2011 |
14 | Aus der Asche | 2005 |
15 | Myranor-Box | 2000 |
17 | DSA Professional | 1987 |
18 | Die Werkzeuge des Meisters | 1984 |
19 | Erben des Schwarzen Eises | 2013 |
20 | Ingerimms Schlund | 1996 |
20 | Aventurien – Das Lexikon | 1995 |
Nachdem nun all das Nicht-Rollenspiel-Zeug aus den Top- und Flop-Listen geflogen ist, fallen zwei Dinge auf:
Abenteuer und Kampagnen dominieren
Unter den Top 15 befinden sich neun Abenteuer und Kampagnen, bei den Flop 15 sind es acht. Abenteuer bleiben im Gedächtnis hängen. Gute wie schlechte. Sie prägen das Bild von DSA, alles andere ist Beiwerk. Oder im Fußballsprech: „Entscheidend ist am Spieltisch.“ Interessante Quellenbände sind nett, ein flottes Regelsystem wäre schön, doch wichtig sind gute Abenteuer.
Warum also nicht die Abenteuer und Kampagnen noch stärker in den Mittelpunkt der DSA-Produktwelt stellen? Abenteuer, Regionalbeschreibungen und Themenbände erscheinen meist unabhängig voneinander und ohne inhaltlichen Bezug. Statt den x-ten Band mit willkürlichen Beschreibungen von Gebäuden und Personen zu veröffentlichen, könnten Themenbände gezielt hilfreiche Beschreibungen für eine Gruppe von Abenteuern oder eine Kampagne liefern.
Die grüne und blaue Reihe fehlt
Bis auf das unrühmliche Handelsherr und Kiepenkerl und den fragwürdigen Aventurischen Atlas sind keine Bände der blauen und grünen Reihe in den Listen vertreten. Nirgendwo. Zwar dürften sich Regionalbeschreibungen und Themenbände trotzdem großer Beliebtheit erfreuen. Da die einzelnen Bände aber nicht zu absoluten Tops der DSA-Welt zählen, eröffnet das Alternativen.
Die guten Bewertungen für kompakte Settingbeschreibungen wie Die Dunklen Zeiten, Gareth – Kaiserstadt des Mittelreichs, die Havena-Box und Unter dem Sternenpfeiler zeigen, wie eine erfolgreiche DSA-Produktpolitik auch aussehen könnte: Statt Aventurien in der grünen und blauen Reihe immer umfassender und zugleich kleinteiliger zu beschreiben, könnte ein umfangreicher Weltenband reichen, der durch mehrere Settingboxen ergänzt wird, die besonders abenteuerliche Ort detailiert beschreiben.
8 Gedanken zu “Die Tops und Flops aus 30 Jahren DSA”
Naja, starke emotionale Bindungen zu Produkten verbindet man im gemeinsamen Erleben. Dass vielleicht die ein oder andere Regionalspielhilfe total tolle Unterstützungsarbeit dabei geliefert hat das Erlebnis entstehen zu lassen, lässt sie trotzdem in der Erinnerung vor der Kampagne zurücktreten, mit der man vielleicht ein, zwei Jahre oder mehr seiner Spielzeit sich beschäftigt hat. So geht es mir zumindest, beispielsweise bei der Phileasson Saga, die ohne die grüne Reihe nicht halb so schön wäre.
Gareth Box und Dunkle Zeiten liefern Abenteuermaterial direkt mit, sind also Stand Alone Produkte bei denen ebenfalls kampagnenartige emotionale Erlebnisse verknüpft werden können. Ich sehe da keinen Hinweis draus erwachsen, dass ein „grob gezeichneter Weltenband mit Settingboxen“ Top-Garant wäre.
Also Hypothese: In zwei Jahren wäre nicht mehr der Tharun Weltenband in den Top und auch nicht der zugehörige Regelband sondern die bis dahin hoffentlich erschienene Kampagne.
Eine Sache darf man auch nicht vergessen: Bias. Es gab eine Vorschlagsliste, bei der man ankreuzen konnte. Die war vorausgewählt. Und naturgemäß haben die auf der Liste stehenden Sachen mehr Stimmen gekriegt, als solche, die man selbst eintragen konnte. Das dürfte in jedem Fall auch ein Faktor sein – aber die Umfrage stellte vermutlich sowieso nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein, sondern wollte eher ein grobes Stimmungsbild ergeben.
Das stimmt. Ich hatte z.B. die blauen MASH ganz vergessen, weil sie nicht vorgegeben waren. Aber „mehrere Settingboxen […], die besonders abenteuerliche Ort detailiert beschreiben“ klingt nicht schlecht.
„Interessante Quellenbände sind nett, ein flottes Regelsystem wäre schön, doch wichtig sind gute Abenteuer.“ trifft auch meine Meinung ziemlich genau. Auch der Idee mit mehr Settingboxen kann ich etwas abgewinnen. Wobei ich in diesem Zusammenhang auch gerne von Themenboxen spreche.
Wie gerne hätte ich nicht eine Box zum Königreich Maraskan vor seiner Eroberung durch Reto oder auch die 11.Zeitalter Box die ich mitlerweile ja fast nur mehr für ein Gerücht halte … Eine ausführliche Behandlung (natürlich mit vielen Abenteuern) der Hjaldinger als Ergänzung zu den Dunklen Zeiten. Abenteuer im Königinnenreich der Alhani? Oder auch nur ein paar Anthologien mit Kriminalabenteuern (eine Themengruppe muss ja nicht unbedingt an eine Örtlichkeit gebunden sein). Oder, oder, oder … *seufz*
Wie Quendan schon schrieb, erlaubt die Tatsache, dass es eine Vorauswahl gab, nicht, weiterreichende Schlüsse als solche über die Vorlieben und Abneigungen der Teilnehmer mit Blick auf eben die getroffene Vorauswahl zu ziehen. Eine Vorauswahl war notwendig, um den Aufwand für uns in überschaubaren Grenzen zu halten, und da wir nicht den Anspruch hatten, ein präzises und wissenschaftlichen Ansprüchen genügendes Meinungsbild zu erstellen, sollte man die Umfrage auch nicht für mehr heranziehen, als sie gedacht war.
@Quendan und @Josch: Schon klar. Für mehr als ein ganz grobes Stimmungbild taugt die Umfrage nicht.
Aber: Dass in der Vorauswahl die grüne und blaue Reihe kaum bis gar nicht vertreten war, ist schon eine Aussage. Und dass sich auch nicht massenhaft Umfrageteilnehmer beschwert haben, warum denn bitteschön einzelne Bände aus der grünen und blauen Reihe fehlen, ist auch eine Aussage.
Welche Bände der grünen Reihe hätte man auch zur Abstimmung stellen sollen? Alle? Nur wenige? Und welche? Es gibt bessere und schlechte Bände, aber eigentlich ragt kein Band der grünen Reihe wirklich raus. Weder negativ noch positiv (abgesehen vlt. vom Atlas). Oder anders: Kein Band gehört zu den absoluten Tops und Flops aus 30 Jahren DSA. Dieses Ergebnis lässt sich schon aus der Umfrage ziehen.
Hätte hingegen die grüne Reihe als Gesamtprodukt zur Abstimmung gestanden, bin ich mir recht sicher, dass sie in die Tops weit vorne gelandet wäre.
Dass in die Vorauswahl keine grünen Bände aufgenommen worden waren, lag daran, dass „Die grüne Reihe“ hier keine Option war und es u.A.n. willkürlich gewesen wäre, irgend einen der Bände herauszugreifen. Im Unterschied zu Abenteuern, die Teil von Kampagnen sind, steht in der grünen Reihe jeder Band für sich (dasselbe gilt für die blaue, braune, purpurne etc. Reihe). Dessen ungeachtet scheint mir die grüne Reihe, in toto betrachtet, das (!) Prunkstück von DSA zu sein, dies jedoch v.a. deshalb, weil sie den Unterbau der Welt liefert und auf konstant hohem Niveau arbeitet (ok, den Atlas mal ausgenommen), auch wenn m.E. kein Band dabei ist, der es, für sich allein betrachtet, mit den absoluten Highlights aus 30 Jahren DSA aufnehmen könnte.
Ja, seh ich ähnlich.