Veritas, -atis (f.). Wahrheit. Theol. (PRA) auch: Die reine, von keinem Makel der Lüge oder des Zweifels befleckte Wahrheit des Göttlichen.
Machen wir ein kleines Gedankenexperiment: Ein Gruppe von Pilgern begiebt sich auf die Suche nach göttlicher Wahrheit. Wie sähe ihr Weg wohl aus? Geradlinig? Wohl kaum. Vorhersehbar? Eher nicht. Wahrscheinlich wäre der Weg der Pilger verschlungen, kaum planbar, voller Umwege und überraschender Wendungen.
Offen, offener, Veritas
So ähnlich ist Veritas, das erste von vier Abenteuern der Quanionsqueste. Die Helden begeben sich darin auf die Suche nach Wahrheit. Sie stoßen auf dunkle Geheimnisse, die hochrangige Kirchenkreise seit Jahrhunderten hüten. Gegen den Widerstand konservativer Vertreter der Praios-Kirche müssen sie eine unbequeme Wahrheit ans Licht bringen. Und der Weg dorthin ist weder geradlinig noch vorhersehbar.
Autor Christian Gosse hat mit Veritas ein offen gestaltetes Abenteuer geschrieben und dabei weitgehend auf eine vorgegebene Handlung verzichtet. Das Abenteuer beginnt in Beilunk und führt die Helden von dort nach Praiosdank auf der Insel Jilaskan. An beiden Orten haben die Helden ein klares Ziel vor Augen und Gegenspieler im Nacken – doch einen vorgegebenen Handlungsverlauf gibt es nicht.
In Beilunk müssen die Helden einen Verräter enttarnen und seine Pläne vereiteln. Chris Gosse beschränkt sich darauf, die wahrscheinlichen Aktivitäten der Helden und ihre möglichen Folgen zu beschreiben. Zugleich werden die Ziele und Methoden der Gegenspieler dargestellt und wie diese auf die Aktivitäten der Helden reagieren. Der Spielleiter kann (und muss) die Handlung so flexibel an die Aktionen der Helden anpassen. Ein Scheitern der Helden und ein Erfolg des Verräters ist durchaus möglich. Läuft es ganz mies, ist das Abenteuer an dieser Stelle vorbei. Mit großer Wahrscheinlichkeit aber führt das Abenteuer die Heldengruppe von Beilunk nach Jilaskan.
Der Hauptteil: Götter, Geweihte und Geheimnisse
In Praiosdank, der größten Siedlung auf Jilaskan, müssen die Helden ein dunkles Geheimnis der Praios-Kirche aufdecken und stoßen dabei auf den Widerstand konservativer Kirchenkreise. Die Szene in Praiosdank ist nicht nur der Hauptteil des Abenteuers, es ist auch das Glanzstück. Die Handlung ist ebenso offen gestaltet wie in Beilunk, doch darüber hinaus wandelt sich die Stimmung in der Siedlung, das Verhalten der Meisterpersonen, nahezu das gesamte Setting mit den Aktionen der Helden.
Das Abenteuer liefert zahlreiche Hinweise, welche Möglichkeiten den Helden offenstehen und wie sich die Lage in Praiosdank verändert. Für jede wahrscheinliche Aktion der Helden beschreibt das Abenteuer praiosgefällige und phexische Methoden, wie sich die Hindernisse je nach Verhalten der Helden verändern und wann es zu einer Eskalation der Lage kommt.
Der Abschnitt in Praiosdank ist zwar das Glanzstück von Veritas, aber nicht ganz makellos. Die Siedlung, so steht es am Anfang des Abenteuers, befindet sich angeblich im Belagerungszustand. Leider aber gibt es kaum Informationen, wie sich die Belagerung im Detail auswirkt, wer dort belagert und wie belagert wird. Etwas mehr Hintergrundinformationen wären schön gewesen. Doch das ist nur ein kleiner Makel; ebenso wie der etwas holprige Abenteuereinstieg, bei dem die Helden mal wieder zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und ins Abenteuer gestoßen werden. Aber gut, so ist das Heldenleben.
Fazit: Toller Auftakt
Abseits der kleineren Makel ist Veritas ein rundum gelungenes Abenteuer. In gelegentlichen Action-Szenen können kämpfkräftige Helden ihren Wert beweisen, vor allem aber werden Freunde der gesellschaftlichen Interaktion und der detektivischen Nachforschungen auf ihre Kosten kommen.
Im Gegensatz zu anderen Abenteuern der Quanionsqueste ist die Handlung in Veritas bodenständig, sogar recht unspektakulär. Selbst das dunkle Geheimnis der Praios-Kirche, das es aufzudecken gilt, dürfte keinen Spieler vom Hocker hauen. Aber das macht das Abenteuer nicht schlechter. Wer nicht mit falschen Erwartungen in Veritas geht, wird besonders die große Handlungsfreiheit zu schätzen wissen und viel Spaß mit dem Abenteuer haben.
Veritas
aus Quanionsqueste
Seitenzahl: 22 (von 232)
Autor: Chris Gosse
Erscheinungsdatum: Mai 2013
Preis: 32,50 €
2 Gedanken zu “Rezension: Quanionsqueste – Veritas”
Sehr schöne Rezesion, der Auftakt macht Lust mal wieder eine DSA Runde zu starten, diesmal navh Schivksalspfaderegeln, macht den Einstieg für Anfänger leichter. Mal schauen wie das wird! 🙂