Seit Freitagabend sind die Fan-Richtlinien von Ulisses online. Der Wortlaute der Richtlinien und auch der begleitende Text von Geschäftsführer Markus Plötz finden sich im Ulisses-Blog.
Mit den Richtlinien werden DSA-Spieler über die Bedingungen informiert, unter denen sie offizielles DSA-Material auf privaten, nicht kommerziellen Homepages verwenden dürfen. Die Einhaltung der Richtlinien ist allerdings nicht ganz einfach. Auch sind noch längst nicht alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt, wie ein Blick in die diversen Foren zeigt.
Markenrecht
Ganz wichtig bei den Fan-Richlinien ist der Disclaimer. Der Disclaimer ist das hier:
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE sind eingetragene Marken der Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH oder deren Partner. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung von Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH sind Sie nicht befugt, Ulisses-Spiele-Markenzeichen oder -Namen in gleich welcher Weise zu verwenden.Diesen Disclaimer benötige ich als DSA-Fan ganz häufig. Eigentlich immer. Möchte ich beispielsweise eine Rezension zum neuen Regelwerk “Wege der Alchimie“ mit dem Cover des Buches illustrieren, ist das das laut Richtlinien zwar erlaubt – aber nur, wenn ich den Disclaimer verwende. Also irgendwie so wie bei dem Bild rechts:
Urheber und Quelle
Alternativ könnte ich auch einen Link auf den Disclaimer setzen. Gemäß den Richtlinien benötige ich einen solchen Link auf jeden Fall, wenn ich einzelne Bilder oder kurze Zitate aus Publikationen zu Rezensions- und Zitatzwecken verwenden. Das ist nämlich nur dann erlaubt, wenn ich den Link benutze und außerdem die Quelle und den Urheber nenne.
Wenn man ganz penibel wäre, sähe das dann beispielhaft so aus:
- Im Rahmen einer Rezension schreibe ich: „In der neuen Regionalbeschreibung Schattenlande steht nicht mehr der Satz ‘Ulrich Kiesow gewidmet. Dem geistigen Vater der Spielewelt Aventurien.‘ Dieser Satz fand sich bisher in allen DSA-Publikationen, zum Beispiel auch im Regelbuch Wege der Alchimie.“
- Als nächstes muss ich die Quelle nennen. Also Quelle: „Wege der Alchimie“. Oder doch Quelle: „Schattenlande“? Oder beides?
- Dann den Urheber. Also Urheber: Äh… Ulisses?/Fanpro?/Redakteur XY?/Autor AB?
- Und den Link nicht vergessen: Da!
Die Verwendung und die Bearbeitung von Bildern, Texten, etc. zu einem anderen Zweck als zur Rezension bedürfen übrigens laut Richtlinien immer der schriftlichen Zustimmung von Ulisses. Wenn ich also schreibe, dass die neue Spielhilfe “Verschworene Gemeinschaften“ laut F-Shop voraussichtlich im September 2011 erscheint, darf ich diese Meldung offenbar nicht mit einem Cover der Publikation versehen. Es sei denn, ich habe die schriftliche Genehmigung.
Auch hier ein passendes Beispiel: Das Bild rechts wäre demnach nicht erlaubt (und das nicht nur, weil der Disclaimer fehlt).
Logo
Auch die Verwendung der offiziellen Logos (DAS SCHWARZE AUGE, DERE, AVENTURIEN etc…) oder Bearbeitungen davon ist nicht ohne ausdrückliche schriftliche Zustimmung von Ulisses erlaubt. Das stellt sich mir zunächst die Frage: Gibt es überhaupt ein offizielles Dere-Logo?
Egal, mit dem Passus ist wohl gemeint, dass dieses Logo nicht verwendet werden darf:
Stattdessen sollen Fans das offizielle Fan-Logo benutzen:
So… Das wären die wichtigsten Punkte der neuen Richtlinien.
Ich sag mal so: Ganz so dolle funktioniert die Umsetzung nicht gerade. Manche der Richtlinien scheinen eher auf größere Fanprojekte als auf einfache Webseiten wie Arkanil ausgerichtet zu sein.
Gut nur, dass Urheber- und Markenrecht Grenzen haben. Nicht alles, was Ulisses verbieten möchte, können sie verbieten, und nicht alles, was Ulisses erlauben möchte, brauchen sie erst zu erlauben.
19 Gedanken zu “Ulisses und die Fan-Richtlinien”
Sorry, aber die Richtlinien bzgl. Quellenangaben etc. spiegeln ohnehin nur das wieder, was du eh schon bei Zitaten hättest machen müssen.
Den Link bei den Zitaten (ob Bilder oder Text) kannst du gleich mit der Quellenangabe verbinden und dann nimmt es keinen extra Platz weg.
Schon klar. Bei Zitaten muss man das nicht so ausführlich machen, wie ich es oben gemacht habe.
So wie man viele Dinge nicht zwangsläufig so machen muss, wie es in den Richtlinien steht. Und genau darauf zielt mein Text ab. Aber gut, dass du noch mal darauf hingewiesen hast.
Mein lieber Arkanilium,
vestößt Du mit Deinem Beitrag nicht gegen zwei Richtlinien?
Beim Cover zu „Verschworene Gemeinschaften“ fehlt der Disclaimer, denn „Dabei ist stets unten stehender Disclaimer (oder ein Link zu diesem) zu verwenden“ (Richtlinie 1) und du verwendest das offizielle Logo von dem du selbst schreibst, dass es nicht mehr verwendet werden darf, oder hat „Arkanil eine ausdrückliche, schriftliche Zustimmung“ des Verlags (Richtlinie 5, 6)? 😉
Liebe Grüße
Ishizu
*g*
Eieiei, so was. Wie konnte mir das bloß passieren? Hm…
Ach, ich geh einfach mal frech davon aus, dass die Richtlinien im obigen Fall gar nicht alle durchsetzbar sind.
Haben die vor ihre größten Werbeträger zu vergraulen?
Da Online-Fanware für gewöhnlich nicht kommerziell genutzt wird, ergo Ulisses keinen finanziellen Schaden erleidet, wird mir der Sinn hinter dieser Doktrin nicht recht klar.
Sicher, man kann es nie allen recht machen.
Ich glaube nicht, daß die Kritik im offenen Brief von Gotongi übertrieben ist.
Die Bekanntmachungen von Herrn Plötz sind tatsächlich viel oberflächliches geblubber, das in die Tiefe sehr viel Interpretationsspielraum offen läßt.
Dies vermittelt keine Sicherheit, sondern öffnet Ulisses Tür und Tor nach Belieben und Gutdünken gegen Fanprojekte, egal welcher Art, vorzugehen.
Genau das ist es auch, was mir bei der ganzen Entwicklung ein extremes Unwohlsein verursacht.
Ich kenne DSA seit seinen ersten Tagen bei Schmitt-Spiele und die Entwicklung des Spiels durch eine begeisterte, enthusiastische Fanszene.
All dies in einer Zeit, in der eMail und Internet noch in den Kinderschuhen steckte, in denen Flatrate und Highspeed-DSL höchstens Begriffe aus einem Science-Fiction-Film waren.
Ich habe den Übergang vom Verlag Droemer Knaur und Schmitt-Spiele zu FanPro erlebt, eine Zeit, in der hauptsächlich die Fanszene DSA am Laufen hielt. Als des dann zu FanPro kam war eine ähnlicher Hype gegeben wie dann auch, nachdem es zu Ulisses kam.
Was daraus wurde, ist bekannt.
Der Rest ist Geschichte.
Ulisses fängt nun an, die gleichen Fehler wie FanPro zu machen.
Es ist schon zu beobachten, kaum zu glauben wie schnell sowas geht, daß ein Absterben oder zumindest verarmen von Fansites einsetzt (siehe z.B. ‚Hexenkessel‘).
Ich kann nur sagen, auch wenn die ein oder andere Gegenüberstellung überzeichnet ist, kann ich dem Inhalt dieses offenen Briefes nur voll zustimmen.
Nun, der Urheber eines Textes/einer Grafik ist ja nach § 7 UrhG „der Schöpfer des Werkes“. Wir müssen also künftig jedes Mal bei Ulisses nachfragen, wer einen bestimmten Text geschrieben oder eine Zeichnung erstellt hat, wenn dies nicht gleich ersichtlich ist (z.B. wenn ein Werk noch nicht veröffentlicht ist), wir aber trotzdem das Cover oder das Textzitat verwenden wollen.
Irgendwie unpraktisch
Schöner Beitrag! Die Richtlinien mögen gute gemeint sein – umgesetzt sind sie einfach schlecht. Und sie bestätigen die vermutung, das ulisses weder den Umgang mit den Fans noch mit dem Medium Internet oder gar Social Media beherrscht.
Nach den neuen Richtlinien darf ich nicht mal eben ein Cover oder auch einen Produktnamen ohne disclaimer verwenden. Das mit dem disclaimer mag in einem Blog noch realisierbar sein, aber was ist mit Facebook, Twitter & Co?
Mir ist absolut klar, dass ulisses im Recht ist, aber Leute, ganz ehrlich: ulisses verhält sich nicht wie ein kleiner Independent-Verlag, sondern wie ein Konzern aus der musikbranche oder ein Verlag vom Kaliber Hasbro & Co.
Ich war lange in einem briefspiel engagiert, aber nach den veröffentlichten richtlinien wär die ganze Webseite dazu nicht akzeptabel. Das ist doch pervers! Ulisses unternimmt wieder einmal einen Schritt, die Hardcore und Heavy-Fans zu vergraulen. Dass genau diese vielleicht das stärkste, günstigste und vielleicht unbezahlbarste Werbemittel für ulisses und DSA sind, wird total verkannt.
Nicht, dass das hier falsch verstanden wird: ich bin gegen allgemeines, pauschales ulisses-bashing. Aber was hier -womöglich gut gemeint- passiert ist unprofessionell, unfreundlich und vollkommen an der Zielgruppe der Rollenspieler vorbei. Ich bin gespannt, wie, wenn man die letzten Fans die ihre Zeit für derartige blogeinträge, liebevolle fanware und stundenlange kostenlose DSA-Promo investieren, vergrault hat, noch effizient neue Spieler für das gewinnen will. 🙁
Genau deiner Meinung.
Ein sehr schönes Beispiel, zu welchen Absurditäten die Ausrichtung einer Homepage an den neuen Fan-Richtlinien führen wird. Man fragt sich, ob überhaupt im Vorfeld über die konkreten Auswirkungen dieser halbjuristischen Andeutungen nachgedacht wurde.
Ich frage mich ja, warum sie überall so sehr auf den Begriff „Dere“ pochen. Was haben sie vor?
Und wie schon hundertfach gesagt: die können zwar tausend Richtlinien verabschieden – halten muss man sich nur an geltendes deutsches/europäisches Recht. Ausser, Ulisses darf neuerdings Gesetze verabschieden… hm…
@ Antikindergartencrew: Es gibt ja schon Unterschiede zwischen dem, was Ulisses verlangt, und dem was rechtlich notwendig ist.
Solange ich nicht das offizielle Bild von Ulisses nehme, sondern das Buch selbst fotografiere, kann ich eine Rezension ohne jede weiteren Anforderungen veröffentlichen. Da geht die Pressefreiheit vor.
Zitate kann ich natürlich ebenfalls ohne den Disclaimer verwenden, solange es sich im urheberrechtlich zulässigen Rahmen bewegt. Ich muss lediglich die Quelle angeben. Da Ulisses selbst über die Urheberschaft der Texte sehr vage bleibt, reicht letztlich ein „Küppers u.a., Efferds Wogen, S. 63“ aus. Wenn Ulisses mehr wollte, müssten sie im Buch angeben, wer welche Teile verfasst hat.
Einfache Scans von Covern sind übrigens keine Leistung, für die man Schöpfungshöhe beanspruchen könnte, sprich: Es ist in solchen Fällen nur das Urheberrecht des Coverzeichners interessant.
Die reine Datei (!) nicht. Der Scan oder ein Fotos des Covers wären als Lichtbilder auch ohne Schöpfungshöhe urheberrechtlich geschützt.
Nur um eins klarzustellen: Ich finde es grundsätzlich begrüßenswert, dass Ulisses Richtlinien herausgebracht hat. Auch die Intention von Ulisses, so wie ich sie aus dem Beitrag von Markus Plötz herauslesen, finde ich gut.
Doch eigentlich sollten diese Reichtlinien etwaige Unsicherheiten beseitigen. Den Zweck sehe ich nicht gerade als erfüllt an.
So widersprechen sich beispielsweise Punkt 2 und 3.
In Punkt 2 steht:
Einzelne Bilder oder kurze Zitate aus Publikationen dürfen zu Rezensions- und Zitatzwecken verwendet werden
In Punkt 3 steht:
Die Verwendung und die Bearbeitung von Bildern (und) Texten (…) zu einem anderen Zweck als zur Rezension bedarf immer der schriftlichen Zustimmung
Ja, was denn nun? Darf ich Bilder auch zu Zitatzwecken verwenden (Punkt 2) oder nur für Rezensionen (Punkt 3)?
Davon ab wird das Urheberrecht ohnehin durch das Zitaterecht eingeschränkt. Einen Disclaimer sieht das Zitatrecht nicht vor. Zu diesem Thema hat Senebles in seinem Kommentar auch etwas geschrieben.
Gute Klarstellung, weil ich hatte deinen Beitrag wirklich anders aufgefasst. Im Ulissees-Forum lesen sich manche Beiträge so, als wenn mit den Richtlinien der Untergang der DSA-Fansites beschlossen worden wäre. Das man sich aber auch vorher ans geltende Recht hat halten müssen, scheinen manche Personen zu übersehen. Ich habe dich versehentlich mit denen in eine Ecke gestellt. Im Übrigen sehe ich die Formulierungen der Richtlinien auch als etwas ungeschickt an.
Ich weiß nicht, wie man den Eingangsbeitrag anders hätte auffassen können. Wie anders?
Geltendes Recht? Natürlich muß dies eingehalten werden. Dies wurde nie in Frage gestellt. Auch nicht in obigem Artikel.
Die Frage, die sich stellt, ist mehr, hat der arme arme Ulisses Verlag durch die Fankaktivitäten so viele Millionen verloren, daß es jetzt gerechtfertigt ist, sich wie ein unkontrollierter Harvester im Wald aufzuführen?
Es ist schon bemerkenswert, daß es dennoch immer wieder welche gibt, die denen (in diesem Fall Ulisses) nach dem Mund reden. Man erwartet sich wohl ein gewisses Wohlwollen. Vielleicht, um sich evtl. Chancen bei einer Mitwirkung am System oder im Verlag nicht zu verderben.
Auch das bitte ich, nicht falsch aufzufassen.
Für mich schwang da ein gewisser Unterton mit. 🙂
Da du offensichtlich mit meinem Bezug auf das geltende Recht wenig anfangen kannst, lass dir sagen, dass die in der Richtlinie in Bezug auf Zitate (nicht Disclaimer) geforderten Quellenangaben ohnehin längst nach UrhG hätten erfolgen müssen und sich daher nichts durch die Richtlinien ändert. Soll heißen: Wer in einer Rezension oder sonst auf seiner Webseite die geschützten Texte oder Bilder als Zitate bringt, muss auch die Quelle nennen, mit oder ohne die Richtlinie. Auf etwas anderes wollte ich nicht hinaus, insbesondere nicht das durch einen der Beiträge in Frage gestellt worden wäre, man müsse geltendes Recht nicht einhalten. Da du diesbezüglich in die Beiträge mehr reinliest – obwohl ich nicht verstehen kann wie – sah ich mich nun meinerseits zu einer Klarstellung gezwungen. Vielleicht verstehst du nun, warum ich die Aufregung um die neuen Richtlinien nicht ganz nachvollziehen kann.