Die DSA-Blogosphäre lebt – oder wird ein wenig lebendiger. Seit einer Woche ist der DSA-Blog Gotongi online. Das freut mich sehr.
Jeden neuen Beitrag und jeden neuen Kommentar dort habe ich aufmerksam gelesen. Wer hinter Gotongi steckt ist jedoch ein Geheimnis. Die Macher ziehen für ihre Meinungsäußerungen den Schutz der Anonymität vor. Nun ja, wer’s mag…
An Meinungen mangelt es ihnen auf jeden Fall nicht. In ihren Beiträgen finden die Gotongi-Macher klare und kritische Worte. Auch das freut mich sehr, kann ich für meine Meinung über Gotongi an dieser Stelle auch kritische und klare Worte finden.
Gotongi – der unbescheidene Späher
Der Wahlspruch von Gotongi lautet ganz unbescheiden:
Bescheidenheit ist ohnehin nicht so das Ding der Gotongi-Macher.Wir sehen alles. Und kommentieren es.
Gotongi sieht sich als Stimme der Community, als Sammelstelle für die Kritik an DSA. Missstände sollen deutlich artikuliert werden. Dumm nur, dass die DSA-Spieler keine homogene Gruppe mit einheitlichen Ansichten bilden. Was manche Spieler als Missstand ansehen, wird von anderen Spielern weit weniger kritisch gesehen – oder vielleicht sogar begrüßt.
Doch mit solch differenzierten Betrachtungsweisen will man sich bei Gotongi nicht aufhalten. Mit runtergeklapptem Visier wird auf alles eingeschlagen, was Ulisses heißt. Trifft schon keinen falschen. Außerdem ist man im Recht. Immerhin kämpft man gegen einen „totalitären Herrscher“.
Da neigt man schnell zur Übertreibung und Selbstüberschätzung.
Übertreibung – Die fehlende Widmung
Vor zwei Monaten erschien die Spielhilfe Horte magischen Wissens. Erstmals seit vielen Jahren war in dieser DSA-Publikation keine Widmung an den 1997 verstorbenen Ulrich Kiesow zu finden. Dieses kleine, aber nicht ganz uninteressante Detail ging zunächst unter.
Das änderte sich mit dem Erscheinen der jüngsten Regionalspielhilfe Schattenlande. Dort fehlte die Widmung ebenfalls. Langsam nahm die Sache Fahrt auf. Irgendwann fand die Nachricht ihren Weg zu Gotongi. Dort ging’s dann richtig rund.
Die Widmung an den geistigen Vater der Spielwelt hat für Gotongi eine ganz besondere Bedeutung:
(Die Widmung zeigte) bisher immer den Respekt der Nachfolgeschreiberlinge an Ulrich Kiesow, ohne dessen unermüdlichen Einsatz, wir alle wohl kaum DSA spielen würden.
Dieser Respekt scheint in den Augen von Gotongi verloren gegangen zu sein. Das Fehlen der Widmung wird auch als Emanzipation vom Vater interpretiert:
Ulisses (ist) der Yuppie, der sich vom Gründervater des Fan-Empowerments lösen will.
Wow… Wie kommt man bloß auf solche Formulierungen? Egal. Ich hoffe nur, die Gotongi-Schreiberlinge haben genug Papiertüten griffbereit. Wer dermaßen zur Hyperventilation neigt, braucht ausreichend Hilfsmittel.
Halten wir also fest: Ulisses verzichtet seit rund zwei Monaten auf die Widmung an Kiesow. Warum? Dafür gibt es bislang keine Erklärung. Ist das ein Grund zur Aufregung? Wenn es sein muss…
Ganz leidenschaftslos kann man aber mal die Frage stellen, ob diese Widmung wirklich bis in alle Ewigkeit in jedem DSA-Buch stehen muss. Natürlich, sie schadet nicht. Aber irgendwann verkommt so etwas zur leeren Floskel.
Aber solche Überlegungen passen nicht ins Gotongi-Feindbild: Ulisses, das sind die gewissenlosen Profitmaximierer, die nicht nur die Interessen der Fans mit Füßen treten, sondern auch das Gedenken an den geistigen Vater Aventuriens schänden.
Selbstüberschätzung – Der Fragebogen
Anfang Mai kündigte Ulisses eine umfangreiche Kundenumfrage an. Der dafür erstellte Fragebogen sollte „in wenigen Wochen“ verteilt werden. Aus wenigen Wochen sind mittlerweile wenige Monate geworden – und von einem Fragebogen ist nichts zu sehen. Auf diesen Missstand weist Gotongi im jüngsten Blog-Beitrag hin.
„So etwas geht auch schneller“, dachten sich die Gotongi-Macher wohl und starteten eine eigene Umfrage. Die Idee ist gut. Zugleich zeigt die Aktion aber: Ganz so einfach ist es nicht, einen vernünftigen Fragebogen zu entwerfen.
Gotongi brüstet sich damit, für die Planung und die Erstellung des Fragebogens lediglich wenige Tage benötigt zu haben. Das merkt man auch. Umfrage-Teilnehmer kritisieren mehrere Fragestellungen als unklar, ungeschickt, suggestiv oder verfehlt. Gotongi gelobte Besserung. Nach Ablauf der ersten Umfrage soll es eine zweite, verbesserte Umfrage geben.
Wie groß wäre wohl das Gotongi-Geschrei gewesen, hätte Ulisses einen solchen Fragebogen veröffentlicht? Ich kann’s mir fast vorstellen: „Unverständlich! Unvollständig! Unverschämt! Mal wieder ein Griff ins Klo, UIisses!“
Was bleibt?
Ist Gotongi also nur eine plumpe Bashing-Plattform? Das nicht. Viele der dort geäußerten Kritikpunkte treffen zweifelsfrei zu. Das Erstellen eines eigenen Fragebogens ist zudem eine pfiffige Idee. Nur die Schlussfolgerungen, die aus der Kritik gezogen werden, sind meist zweifelhaft.
Gotongi möchte gern die Sammelstelle für Kritik aus der Community an DSA sein. Momentan sieht es eher so aus, als ob Gotongi (wenn überhaupt) eine Sammelstelle für die besonders kritischen Teile der DSA-Community sein wird. Die Teile, die schon immer leicht zum Durchdrehen neigten, wenn die reine und wahre DSA-Lehre bedroht war.
45 Gedanken zu “Gotongi – der hyperventilierende Blog”
Da wünscht man sich Alveran zurück…Dort wurde diskutiert..blogen ist das Verbreiten der eigenen Meinung..
Ich rate jedem: „achte auf dein Konsumverhalten.“
wer ist dieser ulrich kiesow über den alle reden?
Die Links zu den Gotongi-Beiträgen funktionieren nicht. 🙁
Oh, war ein Formatierungsfehler. Sorry. Jetzt sollte es funktionieren.
Der verstorbene Erfinder von DSA (siehe auch Wiki aventurica oder Wikipedia
Arkanil, wie ich es gern habe. Daumen hoch!
Dadurch, dass ihr sie erwähnt oder verlinkt, werden die Beiträge von Gotongi leider auch nicht besser. 🙁
Gerade die Übertreibungen um Kiesow nicht. Dedikationen sollten etwas bedeuten, aber nach 14 Jahren in denen es nur abgedruckt wurde, fällt es sicherlich einigen schwer noch an die Ernsthaftigkeit dieser Worte zu glauben. Persönlich wusste ich zwar, dass es vorne in den Büchern stand, aber es wurde überblättert. Ulrich Kiesow hat „Das Schwarze Auge“ geschaffen, ohne ihn könnten wir es heute nicht spielen, „Wachholzgate“ und die offensichtliche Frustration von „Gotongi“ wären uns erspart geblieben. Allerdings hat er für das Spiel das wir heute spielen, meiner bescheidenen Meinung nach, keine Bedeutung mehr. Kiesow, das war DSA1 bis DSA3. Eine Widmung in der Nachfolgeedition, rührend, angebracht und vielleicht auch notwendig. 2006 kam allerdings schon 4.1, neun Jahre nach dem Ende der Kiesow-Ära. Zu diesem Zeitpunkt hätte es sich auch schon angeboten, darauf zu verzichten. Denn das Leben geht weiter. Stattdessen sollte Ulisses das Produkt vielleicht jenen widmen, die sich für DSA4 die Finger wund und den Hintern breit gesessen haben. http://bit.ly/oMA1le
Einfach als Wertschätzung teilweise langjähriger Mitarbeit, die sich nach dem überraschenden, unerwarteten Tod von Kiesow bemüht haben, dessen ‚Lebenswerk‘ nicht einfach untergehen zu lassen (Namentliche Beispiele wären Neigel [14 Jahre Redax] und Römer [14 Jahre Chefredakteur]). Aber das ist wieder etwas, das „Gotongi“ sicherlich nicht interessieren würde. Stattdessen wird Ulisses dort als „gewissenloser, profitmaximierender Yuppie“ bezeichnet.
Traurig. Immerhin ist es auch nur ein Unternehmen, mit dem selbst der Heilige Ulrich etwas Geld verdienen konnte. Vielleicht nicht so viel wie Ulisses, vielleicht wollte er das auch gar nicht, wer weiß. Aber heute sind nun einmal Existenzen vom (Miss-)Erfolg des Schwarzen Auges abhängig. Dann braucht niemand ein „Free-2-Play“-Produkt mit uneingeschränkter Modifizierbarkeit und unendlicher Flexibilität erwarten, an dem niemand etwas verdient und in das nichtsdestotrotz etliche, fleißige Bienchen ihre Zeit investieren. Vom Ruhm und Glanz der sich in den Foren zurückhält kann ein Autor oder Redakteur schließlich auch keinen Spaß haben, oder sich ernähren.
Anders gesagt, auch etwas kürzer: Mich stört es nicht im Geringsten, dass Ulisses neuerdings auf die Widmung verzichtet. Wichtiger als diese ist ohnehin ein vernünftiges Lektorat, damit in Zukunft niemand mehr von „Cristian Denecke“ spricht…
PS: Schöner Beitrag. 😉
Ich finde schon, dass Gotongi etwas zu sagen hat. Die dortigen Beiträge sind von ihrer Themenwahl interessant, gut formuliert und regen, gerade wegen ihrer provokanten Thesen, zum Nachdenken oder zumindest zum Widerspruch an.
Unterm Strich ist Gotongi also sehr lesenwert.
Dass ich die dort geäußerten Meinungen häufig nicht teile, ist für mich keine Grund, Gotongi nicht zu erwähnen oder nicht zu verlinken. Ganz im Gegenteil.
Ansonsten: Den Rest Deines Beitrages unterschreibe ich so. 🙂
Hui, Gotongi ist ja wirklich mal ein kritischer Blog.
Andererseits ist deine Kritik auch etwas vorschnell, du gibst dem Blog ja nicht einmal fünf Beiträge, bis er sich ordentlich positioniert hat. Übertrieben könnte man sagen „Einer von einem Beitrag ist in meinen Augen Mist, damit ist der Blog zu 100% unbrauchbar“?
Ich werde erstmal abwarten und schauen ob da noch etwas kreatives oder konstruktives rumkommt. Und nicht schnellschussartig bewerten 😉
Ja, da sprichst Du einen wichtigen Punkt an.
Ich habe auch tatsächlich überlegt, ob ein solch kritischer Beitrag zu diesem Zeitpunkt nicht viel zu früh ist. Eigentlich ja.
Andererseits sind die von Gotongi verwendeten Argumentationsmuster hinlänglich aus diversen Foren bekannt. Die Kritik, die auf Gotongi geäußert wird, ist nicht neu und reiht sich in eine lange Tradition ein.
Ich fände es schade, wenn Gotongi auf diesem lange ausgetretene Weg weitertrampelt. Daher auch mein Widerspruch zu diesem frühen Zeitpunkt.
Das birgt natürlich die Gerfahr, dass ich ein vorschnelles und vielleicht fehlerhaftes Urteil fälle. Aber dann werde ich mich gerne bei den Gotongi-Machern (wer auch immer sie sind) entschuldigen.
sign
Die Bewertung erscheint mir etwas hart. Ich habe Arkanil (und ihr seid ja nun auch noch recht grün hinter den Ohren, was euer virtuelles Alter angeht) bis jetzt als sehr moderate Stimme im DSA-Chor empfunden. Wirklich scharfe Kritik habt ihr noch nie geübt und gegenüber Gerüchten, Stimmungen und Befürchtungen wart ihr immer sehr zurückhaltend. Was in Ordnung ist, aber nicht das Maß aller Dinge. Nun gibt es mit Gotongi eine andere Stimme, die von vornherein klar gemacht hat, daß sie anders sein will: nicht zurückhaltend, kritisch und sensibel für die Befürchtungen einer lebendigen DSA-Anhängerschaft. Was auch in Ordnung ist, oder? In Zukunft kann man vielleicht erst einmal die objektive, knappe Berichterstattung bei Nandurion lesen, dann die tendenziell Ulisses-freundliche und um Ausgleich bemühte Stimme Arkanils zur Kenntnis nehmen und ihr schließlich den Protest auf Gotongi gegenüberstellen. Und sich dann seine eigene Meinung bilden.
Um noch näher auf einen Aspekt einzugehen: Die Umfrageerstellung finde ich gut. Es spielt überhaupt keine Rolle, was die Macher von Gotongi mutmaßlich geschrieben hätten, wenn Ulisses einen mäßigen Fragebogen eröffnet hätte, denn Ulisses hat die Pflicht, sich bereits lange vor der Ankündigung einer baldigen Umfrage um die Gestaltung derselben Gedanken zu machen. Wenn dem Unternehmen das nicht gelingt und ein paar tatkräftige DSA-Freunde ihnen dann vormachen, wie schnell so etwas gehen kann, finde ich das gut. Gotongis Leistung besteht eben nicht in der Güte des Fragebogens, sondern in dem Beweis, das man auch ohne gedankliche Vorbereitung und weittragende Konzeptionierung (und das erfordert eine großangelegte Kundenumfrage nun einmal!) eine Umfrage mit vielen freiwilligen Teilnehmern hinbekommt; und zwar ohne die Ressourcen des professionellen Verlages. Deshalb ist die Aussage
„Gotongi brüstet sich damit, für die Planung und die Erstellung des Fragebogens lediglich wenige Tage benötigt zu haben. Das merkt man auch.“
leider der Sache nicht angemessen.
Über Deinen Kommentar habe ich bislang am längsten nachgedacht, da Du viele interessante Aspekte zugleich angesprochen hast. Daher wird meine Antwort auch etwas länger. 😉
Es ist sicherlich so, dass der typische Arkanil-Beitrag eher moderat formuliert ist. Was nicht heißt, dass hier nicht auch mal Kritik geäußert wurde; diese aber eher zurückhaltend und manchmal etwas ironisch verpackt. („Ironie und Internet“ ist übrigens ein Thema für sich, das ich hier nicht weiter ausbreiten möchte.)
Ob meine Beiträge tendenziell Ulisses-freundlich sind, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass ich einfach nur nicht Ulisses-feindlich bin. Das ist manchmal schon ein Alleinstellungsmerkmal.
In meinen Augen ist die DSA-Anhängerschaft, so wie sie sich im Internet präsentiert, tendenziell Ulisses-feindlich. Wer eine andere Meinung vertritt wird schnell als Fanboy, Ulisses-Freund oder als unterwürfig (siehe Kommentar von Asleif) charakterisiert. Mich nervt das. Mich nervt dieses kollektive selbstbeweihräuchernde Ulisses-Bashhing manchmal so sehr, dass ich Beiträge formuliere, die vielleicht Ulisses-freundlicher klingen als ich eigentlich bin.
Dabei beurteile ich viele der Ulisses-Aktivitäten durchaus kritisch. Aber ich finde es geradezu überflüssig hier im Blog ins selbe Horn zu stoßen, in das vorher schon siebenunzwanzig andere Personen gesabbert haben.
Da schreibe ich lieber einen Beitrag, der andere Aspekte beleuchtet. Das führt dann unter Umständen zu einem moderaten und weniger kritischen Beitrag, vielleicht sogar zu einem Ulisses-freundlichen Beitrag. Insgesamt profitiert die Diskussion und Meinungsbildung davon aber vielleicht mehr, als wenn ich hier die bekannten Kritikpunkte wiederholen.
Mit Gotongi gibt es nun einen Blog, der klare Kante zeigt. Das finde ich spannend. Allerdings teile ich viele der dort geäußerten Meinungen überhaupt nicht. Da bietet es sich doch an, hier die entsprechende Gegenposition zu beziehen. Gerne auch mit klarer Kante.
Aber natürlich bin ich nicht das Maß aller Dinge. Schön wär’s. 😉 Die Herangehensweise von Gotongi ist völlig legitim. Sie haben ihre Meinung, ich habe meine. Wenn das zu regen Diskussion führt, haben alle was davon. Ganz wie du schreibst:
In Zukunft kann man vielleicht erst einmal bei Nandurion lesen, dann bei Arkanil, dann bei Gotongi – und sich dann seine eigene Meinung bilden.
@Arkanilium: Nice one!
Ich finde Gotongi gut. Nicht weil ich 100%ig hinter den Aussagen stehe, sondern weil sie klar Stellung beziehen. Bisher war diese immer Kontra-Ulisses, aber es wird sich zeigen, ob sie auch positive Worte finden, wenn es angebracht ist. Die Beiträge sind provokativ. Ich denke aber, genau das ist die Absicht und so sollten sie auch betrachtet werden.
@Ishizu
Die Sache mit der gestrichenen Widmung sehe ich anders. DSA1-4.1 kennzeichnet in meinen Augen die Regelversion, nicht die Spielwelt. Aventurien basiert aber nicht nur auf Kiesows Idee, sondern in großen Teilen auch auf seiner Ausarbeitung (ohne die Leistung der anderen Gründereltern, deren Kindern und Kindeskindern herabwürdigen zu wollen). Um es mal pathetisch auszudrücken, ist diese Widmung ein „Danke schön“ an den, der den DSA-Spielern die Welt geschenkt hat. Dass die sich weiterentwickelt, ist klar und auch gut. Das Fundament ist und bleibt aber Kiesows Aventurien. Für mich, viele sehen das sicherlich anders, ist die komplexe Spielwelt der größte Reiz an DSA, die Regeln sind für mich nur das (oft unhandliche) Werkzeug. Dass Ulisses die Widmung streicht, ist entweder gedankenlos oder einfach schlechter Stil.
Vor allem, dass die Widmung ohne jeglichen Kommentar von Ulisses gestrichen wurde.
Das wäre zumindest jetzt nötig und sinnvoll, wo die Sache zum Thema in der Community geworden ist. Eine Stellungnahme in drei Sätzen könnte jede Spekulation aus der Diskussion nehmen.
Aber das ist ja die schon bekannte Informationspolitik und versprochene Professionalisierung von Ulisses…
Die Informationspolitik ist natürlich, mal wieder, schlecht.
Vor allem verstehe ich nicht, warum das zu diesem Zeitpunkt gemacht wurde. Das lädt doch nur zusätzlich zu Spekulationen ein. Ich weiß ja nicht, ob das schon irgendwo thematisiert wurde – aber das Streichen der Widmung fällt genau mit Kauf der DSA-Rechte durch Ulisses zusammen. Schon merkwürdig. Oder täusche ich mich da?
Ich kommentiere ja normalerweise kaum Blogs, aber dieser Artikel hat mich stilistisch an zwei ganz, ganz schlechte von Michael Masberg aus jüngerer Zeit erinnert. Unterstellungen, Suggestionen, selbst-über-den-Dingen stehen, gemischt mit einem Schuss „feinsinniger“ Polemik.
Ja, ich bin auch der Ansicht, dass die Umfrage von Gotongi kein großer Wurf ist.
Ja, klar, es ist vielleicht „sinnlos“, sich über eine weggelassene Widmung aufzuregen.
Aber: es ist äußerst wünschenswert, wenn in die manchmal wirklich unterwürfige öffentliche DSA-Community ein bisschen Pfeffer reinkommt. Solange es kein Alveran-Aufguss wird, ist für mich alles in Ordnung, und ich werde Gotongi auch in Zukunft gerne lesen. Der Fiese Meister von oben hat vollkommen recht – es gibt in der Community keine kritischen Stimmen, die über einzelne Forenuser hinausgehen. Hier ist der „Watch-Blog“ Gotongi genau das richtige Organ, um ein wenig – auch überzeichnete – Kritik anzubringen und etwas Zunder in die Diskussionen zu streuen.
So mancher könnte sich von den schon erwähnten „Eiern“ eine kleine Scheibe abschneiden.
Mal ehrlich, wie viel „Eier“ braucht es denn, um aus dem Schutz der Internet-Anonymität ein paar provokante Thesen abzufeuern.
Ich behaupte: Keine.
Man kann die Texte von Michael Masberg gut oder schlecht finden. Aber mit seinen Texten hat er genau das getan, was Du für wünschenswert hälst: In die DSA-Community ist Pfeffer reingekommen, er hat (überzeichnete) Kritik geäußert und Zunder in die Diskussion gestreut.
Und das hat er nicht irgendwo als anoynmer Blogger gemacht. Er hat das unter seinem Namen gemacht, als durchaus bekannter DSA-Autor. Dafür braucht es „Eier“!
Nein, MM hat von einer übermäßig privilegierten Position (als offizieller Autor) über entprivilegierte (rausgeworfene, ehemalige Autoren) hergezogen. Nichts negatives gegen seinen Arbeitgeber sagen ist vollkommen in Ordnung, aber nicht, Leuten nachzutreten, die bei diesem Arbeitgeber gekündigt haben, mit dem Duktus „gut, dass ihr weg seid, es war eh alles Mist, was ihr machen wolltet“.
Das war wirklich Übel. Was ihn dazu gebracht hat waren sicher nicht seine „Eier“ (das wird inzwischen zu einem breit genutzten Lieblingswort), sondern entweder Geltungsdrang und/oder völlige Kurzsichtigkeit in Bezug darauf, was er mit diesen vermeintlich flapsigen Beiträgen seiner eigenen Person für einen Schaden zufügen würde. Oder er wurde „von oben“ gefragt, ob er nicht was in der Richtung schreiben wolle, aber das ist wenig wahrscheinlich und Spekulation, von der ich mich auch distanziere.
Gotongi greift keine Personen an und keine anderen Blogs (so wie du – die Hälfte deiner „Argumente“ sind nicht sachlich, sondern persönlich, und den sachlichen stimmst du teilweise ja auch zu). Sie kritisieren, zumindest so wie ich sie lese, Ulisses‘ Politik: Öffentlichkeitsarbeit, Zuverlässigkeit, Intransparenz und so weiter. Das ist meiner Ansicht nach völlig rechtens. Und es würde die Sache auch gar nicht besser machen, wenn sich die Leute dahinter namentlich outen würden, im Gegenteil – denn dann würde bald jemand anfangen, ihnen persönlich an die Wäsche zu gehen („Aber in forum x hast du vor zwei Jahren gesagt y!“), und der Diskussion um die Sache täte das überhaupt keinen Gefallen.
Klar sollte man immer kritisch und vorsichtig bei Anonymität sein – aber solange die Inhalte sachlich bleiben, habe ich damit gar kein Problem, es kann vielleicht sogar helfen, in der Diskussion auf der Sachebene zu bleiben.
Über die Motivation von Michael Masberg kann man nur spekulieren. Ist aber auch völlig egal. Letztlich hat er seine provokante Meinung öffentlich bekundet. Und das muss man sich, unabhängig von der Motivation, erstmal trauen.
Und Gotongi fährt durchaus auch persönliche Angriffe. Stichworte sind: Totalitärer Herrscher, Allmachtsphantasien, Yuppie
Ich finde solche Überspitzungen nicht schlimm. Aber dass auf Gotongi rein sachlich argumentiert wird, kann man wohl kaum behaupten.
Der große Unterschied ist: es geht gegen Ulisses, ein *Unternehmen*, das zwar aus Personen besteht, die aber nicht persönlich angegriffen werden. Es geht um das Verhalten der Firma, nicht direkt um dasselbe z.B. der Herren Truant oder Plötz oder Mittas oder anderer. Keiner muss sich dabei persönlich angesprochen oder gar angegriffen fühlen.
MM hat dagegen explizit gegen die Zyburas, Pietschs und Wachholzens gewettert, die ja so schlechte Arbeit gemacht hätten.
Und „Yuppie“ ist in meinen Augen erstmal nicht mehr Beleidigung als „Hippie“ oder „Unternehmer“.
Die anderen Begriffe sind vielleicht etwas überspitzt, aber nicht völlig unpassend angesichts der Dinge, die in den letzten Wochen und Monaten gelaufen sind – und sie beziehen sich wie gesagt nicht auf Personen, sondern auf ein Unternehmen.
Ist aber auch egal; ich denke, dass Gotongi ein Gegengewicht ist, dass der Community nur gut tun kann.
Die erwähnte Anonymität schön und gut, nur besteht eigentlich für so gut wie alle Internetseiten (vor allem Blogs) eine Impressumspflicht. >_>
Ich hoffe nur, dass ist gotongi klar.
Diese Frage wird hier geklärt: http://gotongi.wordpress.com/uber-gotongi/#comment-29
Alveran ist doch längst zurück – im Grunde war es nie weg. Die ewigen Positionen zwischen Popularen und Optimaten in ihrer DSA-Ausprägung haben sich nur in andere Segmente des Netzes verzogen, wo das Hickhack weitergeht. Gotongi, Arkanilum, Gedanken.Gut, Wolkenturm, jüngst auch etwas das DSA4-Forum… ich diagnostiziere hier die Alveranisierung der DSA-Bloggosphäre.
Und dabei hyperventilieren ausnahmslos alle. Weder ist Gotongi so undifferenziert, wie es hier dargestellt wird, noch ist die verlorene Widmung an Kiesow der Zusammenbruch des Rollenspiels. Aber ein paar Worte von Ulisses, die die Wogen glätten, vermisst man – wie immer – seit Tagen. Vielleicht geht die Alveranisierung der Web-Szene in nicht unerheblichen Teilen auf eine vermurkste Öffentlichkeitsarbeit von Seiten des Verlags zurück.
Dass Alveran demokratischer war als ein Blogg kann ich übrigens nicht sehen. Da haben auch immer nur die Viel- und Laut-Schreiber den Ton gemacht. Immerhin kann ich diese Bloggs kommentieren. Damit ist für Alveranil und Gotongiran die Nachfolge des berüchtigsten Forums auf Deren zumindest möglich geworden. Warum streiten wir uns nicht mal wieder über die Größe der Wüste Kohm, wenn die „neuen Säue“ durch das Dorf fertig getrieben wurden?
Nicht, dass ich es euch wünsche!!
Beste Grüße
VV
Du wirst ja wohl den Alverandiskussionen ihren Unterhaltungswert nicht absprechen wollen… 🙂 Solange jeder einen „Diskussions“faden als vertrollt erkennen konnte – und das war ab einem bestimmten Grad der Radulisierung immer der Fall – konnte jeder die Texte ignorieren bzw. nur zur Unterhaltung lesen.
Also bitte streue hier keine undifferenzierte Negativerinnerung an Alveran! 😉 Ich fände „mehr Alveran“ in der „Blogosphäre“ gut.
Zugegeben – der Spaßeffekt war vorhanden, fieser Meister, da stimme ich dir zu. Und das Material war einfach zu schön…
Aber der Tonfall war stellenweise auch recht peinlich und ging mir ernsthaft auf den Keks, was ja auch die Initialzündung für die Rugby-Arena dann war. Von daher sind meine Erinnerungen durchaus von Ambivalenz geprägt.
Sorry für den Off-Topic-Post…
@Gotongi:
Ich habe bei der dortigen Umfrage teilgenommen. Dort habe ich bei zulässigen Kommentaren auch einiges hinzugefügt. Zum einen finde ich es angebracht mehere Meinungen im Internet vorzufinden. Andererseits gibt es nicht „DIE“ Community für DSA im Netz.
Seit 2004 surfe ich rund um DSA regelmässig und verfolge verschiedene Seiten, Blogs und Wettbewerbe.Mir erscheint es seitdem immer öfter so, dass es innerhalb der Vielschreiber stets bei einem gleichbleibend hohen Personenkreis geblieben ist.
Seit Jahren gibt es keine GROSSE Internetcommunity sondern eher 20-60 Personen die sich über Meinungen, Standpunkte und DSA-Nonsens streiten.
Gotongi kann sich durchaus mit dem Titel der „Stimme“ schmücken….allerdings ist für mich der Titel keine allzugrosse Auszeichnung.
Alveran war in den letzten Monaten seines Plattformdaseins nicht mehr und nicht weniger als ein Schatten seiner selbst, es wurde zu einem Pro oder Contra Schlachtfeld rund um Ulisses, gegangene Redakteure usw….
Da verfolge ich lieber unterschiedlich gefärbte Blogs und Nandurion und nehme dass für mich nützliche aus dem Netz mit.
Schönen SO!
Amen!
Um es einmal deutlich zu sagen: ohne Ulrich Kiesow gäbe es DSA nicht, demzufolge gäbe es auch diese Internetseite so nicht, gäbe es auch keine Welt, die so ausgefeilt wie Aventurien ist, gäbe es die entsprechenden Diskussionen darum nicht – und hätte die deutsche Firma Ulisses nicht die Lizenz für dieses in Deutschland erfolgreichste Rollenspiel! Man kann die Bedeutung dieses Mannes also zunächst mal gar nicht hoch genug einschätzen, gerade wenn man die Diskussion um etwas führt, was er erschaffen hat und somit uns alle in diesem Thema erst als Interessen-gemeinschaft vereint hat.
Die Frage danach, wie angemessen heute eine entsprechende Widmung ist, kann nicht beantwortet werden, ohne zu betrachten, weshalb Herr Kiesow heute nicht mehr an der Ausgestaltung seiner Schöpfung beteiligt ist. Er hat sich bekanntermaßen eben nicht neuen, erfüllenderen Projekten zugewandt und sein Interesse an seier Schöpfung darüber verloren, noch hat er sich – alt und tattrig geworden – in den Ruhestand verabschiedet und sein Werk geordnet Jüngeren zur Fortführung übergeben. Nein – es war die kalte Hand des Todes – Borons eisiger Atem sozusagen – der ihn allzufrüh und völlig unerwartet hinwegriss!
Dies generiert eine moralische und von angemessenem Respekt erfüllte Verpflichtung, seine Erinnerung in jedem auf seiner Inspiration fussenden Werk fortzuführen, gerade auch von jenen, die in seinen Fussstapfen wandeln.
Ullisses wird diesem Anspruch nicht gerecht. Wenn dann – zurecht – ein Sturm der Entrüstung über sie niedergeht, reagieren sie mit… nichts. Das ist enttäuschend, denn es waren die Menschen, die DSA groß gemacht haben. Und Kiesow war -als Erfinder – lange Jahre der prägenste von ihnen. Es sind auch die Menschen, die DSA-Produkte kaufen sollen.
Und Ullisses – wer ist das?
Es sind die Menschen, die bei dieser Firma arbeiten, die Entscheidungen für Ullisses treffen, für diese Menschen steht dieses Pseudonym!
Offensichtlich verstehen verantwortliche Personen bei Ullisses (denn nur jene können derart weitreichende Entscheidungen treffen) die Befindlichkeiten und Empfindsamkeiten der Menschen, die die von ihnen verkauften Produkte entwerfen und entworfen haben sowie die derjenigen, die sie kaufen sollen, nicht – und gerieren sich darüber wie die Axt im Walde!
Allein – diese moralische Ansicht und die sich daraus ergebende Konsequenz wird natürlich Widerspruch hervorrufen – und deshalb wählt Gotongi einen anderen, provokanteren, Weg: lauter, provokanter und sicher auch überzogen. In der Sache ist das Ziel gleich, aber ich fürchte, dass dieser unsachliche Stil sogar angebracht ist, wenn man überhaupt eine Veränderung hin zu einem wertschätzenderen Stil in der Kommunikation (und auch eine Widmung ist eine solche) bei Ulisses erreichen möchte.
Deshalb ist der BLOG leider wohl nötig – sofern er sich nicht als plumpes Sprachrohr von Ulisses-Bashing aufstellt. Bisher erschienen mir Themenwahl und Argumentation aber nachvollziehbar. Kommunikation ist das Mittel der Verständigung zwischen Menschen – sie ist die Basis überhaupt für Rollenspiel – wie kann es sein, dass Ulisses in schönster Regelmäßigkeit fundamentale Fehler in der Kommunikation unterlaufen, wo sie fast ausschließlich Produkte verkaufen, die überwiegend kommunikativ angewendet werden können? Wenn es überhaupt eine Reaktion seitens der Firma darauf gibt, ergeht man sich zunächst in der Ankündigung, dass man sich in einiger Zeit („zeitnah“ *lächel) äußeren wird. Das ist nicht nur unprofessionell, sondern den auf Nachricht wartenden potentiellen Käufern (und sicher z.T. auch „DSA – Fans“) gegenüber auch grob unhöflich.
Weil die Menschen bei Ulisses Befindlichkeiten und Empfindsamkeiten der Menschen nicht verstehen.
Solange Gotongi nicht die einzige Stimme ist, die dies kommentiert, sondern die oben schon zitieren gemäßigteren Stimmen ebenfalls den Finger in die real existierende Wunde legen, lasst uns hoffen, dass der Chor derer, die das Klagelied für Kiesow singen, gehört wird. Und möge die Stimme des Chors anschwellen und den Menschen bei Ulisses die Ohren öffnen und ihre Lippen zum sprechen bringen!
Für Ulrich Kiesow
viele Grüße
Angrox
Angrox, schön und gut, aber der Schluss war jetzt ein bisschen sehr pathetisch 😉
@ Arkanilium: Vielen Dank für Deinen Artikel und Deinen Blog. Er ist gut geschrieben, unterhaltsam und fundiert. Eine echte Bereicherung!
„Mich nervt dieses kollektive selbstbeweihräuchernde Ulisses-Bashhing manchmal so sehr, dass ich Beiträge formuliere, die vielleicht Ulisses-freundlicher klingen als ich eigentlich bin.“
Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe das Bedürfnis den Verlag zu verteidigen, nicht weil ich Ulisses so toll finde, sondern weil mich das ewige Genörgel stört.
@ Ishizu: Danke, dass Du auch an die anderen fleißigen Helfer denkst, die Kiesow von Anfang an unterstützt haben. Ohne sie wäre das Spiel nicht über den Status einer netten Idee hinaus gewachsen. Ein guter Beitrag!
@ Fieser Meister: Arkanil hat die Große Umfrage AB JULI angekündigt. Ulisses ist also maximal drei Wochen in Verzug. Kein Großes Ding bei dem Berg Arbeit, der dort zu bewältigen ist. Ich bin in einem Unternehmen beschäftigt, mit über 1.000 Angestellten. Trotz unserer Personalstärke sind solche Verzögerungen üblich, bei derart essenziellen und umfangreichen Projekten.
https://www.arkanil.de/2011/05/vier-dsa-neuigkeiten-von-der-rpc/
@ Asleif: „Gotongi greift keine Personen an“ bzw. „es geht gegen Ulisses, ein *Unternehmen*, das zwar aus Personen besteht, die aber nicht persönlich angegriffen werden.“
Das sehe ich nicht so. (Mal abgesehen davon, dass ein Unternehmen eine juristische Person ist) Bei Ulisses arbeiten Menschen! Redakteure, Vertriebsmitarbeiter, Lektoren (hoffe ich zumindest) usw. Ich weiß nicht, wie Du es mit Deinem Arbeitgeber hältst, aber einige Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrer Arbeit und „ihrem“ Unternehmen (es soll sogar Menschen geben die sauer werden, wenn man ihren Fußballverein kritisiert). Da Ulisses ein überschaubares Unternehmen ist, kann ich mir gut vorstellen, dass die ständige Kritik einigen Mitarbeitern arg zusetzt. Ich wäre tief enttäuscht, wenn meine Kunden mein Unternehmen in den Dreck ziehen, nachdem ich mir für sie den Arsch aufgerissen habe.
@ Angrox: Ich bezweifele, dass alle ehemaligen Redakteure sich „neuen, erfüllenderen Projekten zugewandt“ haben und das „Interesse an seiner Schöpfung darüber verloren“ haben. Noch glaube ich, dass einer der ehemaligen Autoren sich in den Ruhestand verabschiedet und sein Werk geordnet Jüngeren zur Fortführung übergeben“ hat.
Man kann es zwischen den Zeilen lesen oder sich durch GMV zusammen reimen: es hat zu allen Zeiten hinter den Kulissen Hader und Machtgerangel unter den Machern gegeben. Einige der „alten Garde“ wurden abgesägt, weil ihre Ansichten überholt waren. Bei anderen hat sicherlich der Streit ums Geld eine Rolle gespielt. Du bist Rollenspieler. Benutze Deine Fantasie. 😉
Und bei all dem Gegenwind sollte nicht vergessen werden, dass der Verlag auf dem hart umkämpften Markt der Rollenspiele seine Stellung nicht nur halten, sondern ausbauen will. Ulisses hat 2006 Myranor gerettet, als Fanpro die Hoffnung aufgegeben hatte. Seit der Übernahme der DSA Lizenz hat der Verlag die blauen Themenbände eingeführt und DSA 4.1 veröffentlicht. Die Anzahl der Abenteuer ist seit 2008 nach oben geschossen. Darüber hinaus hat Ulisses die abgeschriebene Roman-Reihe gerettet.
Es gab in den vergangenen Monaten große Umstrukturierungen. Die Zukunft wird zeigen, ob die Entschlackung der Redaktion oder die Trennung von alteingesessenen Mitarbeitern eine gute Idee war. Aber alleine das Ulisses solche Projekte in Angriff nimmt, signalisiert für mich, dass das Unternehmen seine Aufgabenstellung erkannt hat und seine Arbeit ernst nimmt. (und natürlich nur zum Wohl der „Community“ ;))
Dass die Damen und Herren in Waldems nicht faul auf ihrem Arsch sitzen und naive Spieler ausquetschen, zeigt sich doch schon daran, dass sich der Verlag um die Komplettrechte an DSA bemüht hat. Mit Erfolg! Welcher Blog hat Ulisses eigentlich dafür gedankt, dass sie ihre unternehmerische Zukunft an den Erfolg der Marke DSA knüpfen?
Die „Community“ verlangt, dass der Verlag Respekt gegenüber dem Gründer zeigt? Wer zollt dem Retter des Spiels Respekt? Ulisses bemüht sich mit Mut und Innovationen das Produkt DSA nicht untergehen zu lassen! Sie lassen sich dabei nicht in Karten schauen, aber hat ein Verlag das vorher zugelassen? Hat Kiesow jede seiner Entscheidungen rechtfertigen müssen?
Nicht die Mitteilsamkeit des Verlages ist zurück gegangen, sondern der Anspruch der Kunden gewachsen. Es ist ein ausuferndes Geschwür unserer Konsumgesellschaft, das jeder überall mitreden will, ohne genau zu wissen, worum es geht. Wird beim Fußball die „Community“ gefragt, welche Spieler gekauft werden und welche nicht? Fragen die Mineralölkonzerne die „Community“, ob sie eine Benzinpreiserhöhung für sinnvoll halten? Mit welchem Recht wird von einem Verlag verlangt, sich über interne Entscheidungen äußern zu müssen?
So, nun habe ich meiner Meinung Luft gemacht. Ich bin gespannt auf die Reaktionen der Leute, die für provokante, kritische Äußerungen plädieren.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Schöner Kommentar. Dem schließe ich mich an 🙂
Zum ersten: eine Aussage wie „Microsoft finde ich scheiße“ ist etwas vollkommen anders als zu sagen „Bill Gates ist ein **********“. Einmal geht es Unternehmenspolitik, das andere Mal um Personen. Wie man hier keinen Unterschied sehen kann, ist mir schleierhaft.
Zum zweiten: Ich weiß ehrlich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Glaubt hier wirklich jemand, Ulisses hätte aus lauter Menschenfreundlichkeit, Begeisterung für die Sache und Sorge um die Spieler Myranor/DSA übernommen?
Das ist ja mal wirklich himmelschreiend naiv und weit entfernt von jeder unternehmerischen Realität.
Ich möchte hier an eine Aussage von Mario Truant von 2007 erinnern: http://www.youtube.com/watch?v=AG8QFrFA5CU, ab 6:30 bis 7:00. Der Mann, der behauptet, es gäbe keine Zukunft für Rollenspiele, ist ein hohes Tier in dem Verlag, daer die größte deutsche System übernommen hat. Warum tat er das? Weil er so dafür begeistert ist und DSA „just for fun“ kein Problem ist – für einen Riesen-Verlag wie Ulisses – nebenbei zu machen? Oder vielleicht doch, weil da Geld drinsteckt?
Der Vergleich mit den Mineralölkonzernen ist nicht schlecht; bei denen glaubt doch wohl auch keiner, dass sie ihre Arbeit nur machen, damit du jedes Wochenende per Auto zu deiner Rollenspielsession fahren kannst. Es geht um GELD und um nichts anderes. Genauso wie bei professionellen Rollenspielverlagen, was Ulisses ja sein will.
Schonmal überlegt, dass es vielleicht auch andersrum gehen könnte? Dass es möglicherweise Leute gibt, die sich immer mehr auf (vielleicht manchmal überzeichnete) Kritik zurückziehen, weil sie es nicht mehr aushalten, wie so viele DSA-Fans vollkommen kritiklos und uneingeschränkt dankbar hinter allem stehen, was für ihr Lieblingssystem gemacht wird? Die Dinge können noch so schlecht, unverständlich und unvernünftig sein, sofort schwenken irgendwo im Netz die Fahne für Ulisses und schreien „sie sind professionell, sie werden schon wissen, was zu tun ist! Sie haben viel mehr Ahnung von Öffentlichkeitsarbeit als jeder hier von uns! Wir dürfen nichtmal dran denken, sie zu kritisieren, weil sie bringen DSA raus! Für uns, alles nur für uns und DSA!“
Vor längerer Zeit bin ich auch schon mal als „Fanboy“ bezeichnet worden, aber mir ist erst in letzter Zeit so richtig klar geworden, was es *wirklich* heißt, ein Fanboy zu sein. Und davon möchte ich mich inzwischen wirklich distanzieren.
(EDIT von Arkanilium: Hab deine Kommentare zusammengefügt. Hoffe, es ist so wie du es geplant hattest)
Ja, vielen Dank. Weiß nicht, was da los war…
Hallo Asleif.*
Waaas, Ulisses möchte Gewinn machen? Der Verlag will mit seiner Arbeit erfolgreich sein? DSA ist gar kein Fanprojekt? Unglaublich! Ein Skandal!
Als nächstes möchte mir noch jemand erzählen, dass die Mitarbeiter dort keine 16jährigen, verpickelten Nerds sind, die ihre Schulbildung schwänzen, um Abenteuer und Spielhilfen zu veröffentlichen. Vielleicht will mir jemand weiß machen, die Mitarbeiter haben selbst schon Familie. Sie tragen die Verantwortung, ihre eigenen Kinder zu versorgen. Dann hätten die sogar ein Anrecht auf ein faires Auskommen für ihre Arbeit.
In einem Punkt gebe ich Dir vorbehaltlos recht: Es geht ums Geld. Und bei Geld hört die Freundschaft auf. Also betrachte Dein Verhältnis zu Ulisses als das was es ist: Das eine ist der Verlag, der Dir Produkte anbietet. Du bist der Kunde, der die Marktmacht hat, die Arbeit des Anbieters durch einen Kauf zu honorieren oder abzulehnen. Ihr führt eine Geschäftsbeziehung, keine Freundschaft (auch wenn Facebook das anders sehen mag). Also spar Deine Energie und Deine Nerven und verlange von Ulisses keine Transparenz und erst recht keine Treuschwüre. Dazu ist das Unternehmen nicht verpflichtet.
Ich bezweifele, dass Ulisses „nur gute“ Entscheidungen trifft (genauso, wie die nicht „immer Alles“ scheiße machen). Ich möchte auch niemand das Recht verwehren, seine Kritik zu äußern. Aber ich finde es utopisch zu glauben, dass Ulisses sich mit Provokationen aus der Reserve locken lässt. Auf die Kacke hauen tut gut, um Dampf abzulassen, aber ein offenes Ohr erreicht man damit nicht.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
PS: Wenn Du Bill Gates beschimpfst, fühlt er sich beleidigt oder auch nicht. Wenn Du gegen das Unternehmen wetterst, verletzt du den Stolz einiger Angestellter, die jeden Tag ihr Bestes geben und die vielleicht nicht mal was dafür können. Wenn Du über ein Produkt meckerst, trifft deine Kritik die Programmierer, die unter Termindruck ihre Arbeit durchbringen mussten.
Ich hoffe Du bist dir darüber im Klaren, dass JEDE Verletzung (auch verbale) eine Wunde hinterlassen kann. Deshalb sollte Kritik immer auf die Sache bezogen sein: „Ich ärgere mich, dass Ulisses noch keinen Fragebogen veröffentlicht hat!“ ist besser als „Immer verpennt Ulisses alle Termine. Die sind total unzuverlässig.“
* Danke für Deine Stellungnahme. Ich möchte anmerken, dass ich Dich und Deine Meinung respektiere. Meine Antwort ist unter dem Gesichtpunkt der gewünschten „provokanten & kritsischen Meinungsäußerung“ bewusst überspitzt und radikalisiert.
>>> „Also spar Deine Energie und Deine Nerven und verlange von Ulisses keine Transparenz und erst recht keine Treuschwüre.“ <<<
Die habe ich nie verlangt, sondern nur mein Unverständnis drüber geäußert, dass solche von KUNDEN freiwillig vorgebracht werden.
Und dass dahinter eben wohl auch keine vernünftige Geschäftsbeziehung steht, sondern dass die Ulisses wohl als Heils(=DSA-Produkt)bringer sehen, der nur das beste für die Fans will.
Das halte ich für eine überaus naive Meinung, die auch nicht unbedingt durch Ulisses' Verhalten den Fans gegenüber gestützt wird, sondern die scheint ihren Ursprung nur im Überoptimismus einiger Fans zu haben.
Ein vielleicht passendes bayrisches Bonmot: "Wir wählen die CSU jetzt so lange, bis sie endlich tun, was wir wollen!"
Bei einem Kleinverlag wie Ulisses und einer Produktsparte wie P&P-Rollenspielen kann man als Käufer nicht vernünftig "Marktmacht" ausüben. Das wurde auch schon in verschiedenen Foren etc. lang und breit diskutiert und erklärt. Weil zwei, drei großflächig boykottierte Produkte schon das Ende des Verlags bedeuten könnten.
Aber die Diskussion führt hier nicht weiter. Ich wollte nur sagen, dass ich keinen Grund zu der generellen Ulisses-Verteidigung-egal-was-sie-tun sehe, die von vielen Fans betrieben wird.
Hallo Asleif.
Deinen ersten Satz verstehe ich nicht so ganz. Was wird von Kunden vorgebracht?
Ich möchte bestimmt zu keinem Ulisses Boykott aufrufen. Aber ich kaufe auch nicht alles, was der Verlag mir anbietet. Ich überlege mir genau, welches Produkt mich interessiert und mein Spiel bereichert. Damit übe ich schon Marktmacht aus.
Du möchtest keine generelle Ulisses-Verteidigung. Das verstehe ich gut. Da gehen wir konform. Ich glaube aber auch nicht, dass du der Typ bist der einfach draufhauen will, oder? Was ist es also, was Du willst?
Mehr Support? Mehr Öffentlichkeitsarbeit? Mehr Präsenz in Foren? Mehr Blogs, wie ein gewisser Arkanilium jüngst fordert? Das ist alles machbar, aber es kostet Geld. Mich interessieren ehrlich gesagt mehr die Produkte, als die Gerüchte.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Aeh… wenn du schon Videoausschnitte postest, um deine Aussagen zu untermauern, dann hör doch bitte mal richtig rein. Herr Truant sagt nämlich quasi, dass er in Rollenspielen mit 300+ Seiten Regelwerk leider keine wirtschaftliche Zukunft sieht. _Leider_, heißt das Zauberwort, denn in den nächsten Sätzen sagt er, dass er persönlich sehr daran hängt. Was dein Argument, er mache das nur für’s Geld, nicht gerade untermauert 😉
Einfach mal 60 Sekunden weiterhören und bitte nicht falsch zitieren! 🙂
Wieviele Seiten hat nochmal das DSA-Regelwerk? Und das Myranor-Regelwerk, mit dem alles angefangen hat?
Er sagte auch, dass die Zukunft des Rollenspiels online liegt.
Und dann sagt er noch: „Ich würde es gerne wieder machen und ich häng‘ natürlich immer da dran und irgendwann, wenn ich viel Zeit habe und zuviel Geld, mach ich bestimmt auch wieder mal ein Rollenspiel.“
Ist doch toll 🙂 Dann scheint der Zeitpunkt „zu viel Geld“ ja grade eingetreten zu sein, sodass wir davon ausgehen können, dass bei DSA nicht gespart wird 😉 😀
Genau, deswegen Auflösung der Redaktion, Entlassung von Festangestellten, und so weiter.
Das klingt mal wirklich nach zu viel Geld.
Die erweiterte Redaktion hat den Verlag ja nichts gekostet. Außer vielleicht Zeit. 🙂 Aber keiner von ihnen hat ein Honorar gesehen (außer, sie haben selbst etwas geschrieben, klar). Sie waren also vielmehr ‘ehrenamtliche Berater’. Was sie immer noch sein können und zum Teil sind. Nur das Etikett ist abgeblättert. (Ob damit ein Malus auf den SO einhergeht, müsste ich noch einmal im Regelwerk nachschlagen.)
😀
„Aber ich finde es utopisch zu glauben, dass Ulisses sich mit Provokationen aus der Reserve locken lässt.“
Das fände ich schön, wenn es wahr wäre. Wer aber die „Sensations“_Präsentation auf der RPC im Mai live erleben durfte, der weiß, dass Ulisses durchaus auf Provokationen oder auch ungünstige öffentliche Äußerungen reagiert, und zwar in meiner Meinung keineswegs wie ein professionelles Unternehmen, sondern eher wie der angesprochene Hobby-Club. Ich beziehe mich da beispielhaft auf dass lustig gemeinte „Waldems-ist-toll“-Filmchen bzw. auf die peinliche Betitelung mancher Conter-Publikationen zu gestrichenen Projekten – alles Positionierungen im öffentlichen Raum, die mich zum Fremdschämen brachten. Man kann Ulisses leider durchaus provozieren und zu unglücklichen Reaktionen animieren. Die Lehre daraus scheint für den Verlag zu sein, gar nicht mehr auf die Mehrzahl der öffentlichen Diskurse zu reagieren, sondern die Vogel-Strauß-Taktiok zu fahren, in der Hoffnung, das alles würde schon von selbst wieder besser werden. Ein gut funktuionierendes Unternehmen würde aus meiner Sicht aber eher versuchen eine positive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, anstatt sich überfordert von seinen Imageproblemen abzuwenden.
Im Grunde sehe ich bei Ulisses im Moment eher zu wenig Professionalität als Verlag, der Vergleich mit Microsoft hinkt auf mehr Beinen als sich ein Tatzelwurm brechen kann…