Das Rezept für einen erfolgreichen Blogeintrag? Ganz einfach: Eine provokante These gewürzt mit einer Prise Polemik. Schon rappelt’s in der Kommentarbox.
Hier im Blog halte ich mich meist zurück. Aber tief in meinem Herzen bin ich ein großer Fan von Provokation und Polemik. Friede, Freude, Eierkuchen ist doof.
Daher habe ich einen leisen Jubelschrei ausgestoßen, als ich den neuen Beitrag im Blog von Michael Masberg gelesen habe. Unter der Überschrift „DSA ist keine Soap“ finden sich gleich reihenweise ganz herrliche Provokationen.
Im Kern dreht sich der Beitrag um das jüngst auf Wolkenturm.de veröffentlichte DSA-Material. Die ehemaligen Redakteure Katharina Pietsch, Tyll Zybura und Mark Wachholz bieten dort Texte zum Download an, die keine Verwendung im offiziellen Aventurien gefunden haben. Michael geht in seinem Blogbeitrag der Frage nach, was die Motive für die Veröffentlichung dieses Materials sein könnten.
Meint man es gut mit den Dreien, ließe sich vermuten, dass sie den DSA-Fans einfach nur kostenlos Spielmaterial zur Verfügung stellen wollen. Michael Masberg meint es nicht gut. Er vermutet Gehässigkeit und Geltungssucht.
Doch der Reihe nach. Zunächst betracht Michael die auf Wolkenfeder Wolkenturm veröffentlichten Texte. Darunter befinden sich Beschreibungen mehrere Meisterpersonen, die für Von Rang und Namen geplant waren.
Für die, die es noch nicht wissen: Von Rang und Namen sollte ein Meisterpersonenband werden, an dem unter Federführung von Mark Wachholz gearbeitet wurde. Dieser Band wird niemals erscheinen. Und das ist gut so – sagt zumindest Michael Masberg:
Von Rang und Namen nicht zu publizieren, ist eine der weisesten Entscheidungen, die Redaktion und Verlag in den letzten Jahren getroffen haben.
Wäre dieser Band erschienen, hätte sich Das Schwarze Auge laut Michael in eine eher unschöne Richtung entwickelt:
DSA sollte kein Spiel mehr sein, sondern eine Soap. Übrigens mit einem sehr hohen und geradezu lächerlichem Kitschfaktor. (…) Die Agenda Wachholz – für mehr Kitsch in Aventurien.
Dieser Kelch ist an uns vorübergegangen. Was aber bleibt, ist der mythenumrankte Metaplot. Ein Vermächtnis, das uns Mark Wachholz offenbar hinterlassen hat:
Mark hat das Untwort Metaplot so salonfähig gemacht, dass man meint, dies wäre das einzige Fundament, auf dem eine Spielwelt steht (anstelle von Spielspaß).
An dieser Stelle schicke ich von meiner Seite mal einen dicken Applaus in Richtung Michael. Der Metaplot, oder die Metaplots (so unübersichtlich ist es schon), sehe ich mittlerweile als riesige Spielspaßbremse.
Gegen Ende seines Texte kommt Michael noch mal auf seine Anfangsfrage nach der Motivation zu sprechen: Was hat die drei Redakteure zur Veröffentlichung ihres Materials getrieben?
Geltungssucht? Sicherlich. „Seht, so hätten wir es gemacht.“ (…) Gehässigkeit? Wahrscheinlich. Warum sonst die Veröffentlichung jetzt, wo es einen nahen Publikationstermin für Schattenlande gibt?
Und so geht es weiter… Ein Text voller schönster Provokationen. Toll. Ob diese öffentliche Schlammschacht zwischen Redakteuren und Ex-Redakteueren sein muss, lass ich mal dahingestellt. Unterhaltsam ist es allemal. Besonders weil ein solcher Blogbeitrag zahlreiche Kommentare provoziert – zustimmende und ablehnende.
Beorn:
Ich hatte immer eine hohe Meinung von ihrem Potential für die Arbeit am Schwarzen Auge (…), aber dieser Kommentar disqualifiziert Sie vollständig in meinen Augen
Feyamius:
Die peinlichste Soap ist immer noch das hier.
Jochen:
Bis zum heutigen Tage hatte ich eine Rechte hohe Meinung von Ihnen. (…) Leider haben Sie sich mit diesem Kommentar ziemlich weit in den Keller begeben.
Nun ja, wer austeilt, muss auch einstecken können. Aber wie ich schon schrieb: Friede, Freude, Eierkuchen ist doof. Polemik und Provokation gehört in jede offene Diskussion.
17 Gedanken zu “Schlammschlacht der DSA-Autoren”
Kleiner Hinweis:
„Zunächst betracht Michael die auf Wolkenfeder veröffentlichten Texte.“
Wolkenturm meinst du eventuell?
Völlig richtig. Wolkenturm. Ich hab’s korrigiert. Danke für den Hinweis.
PS: So sehr ich dir einerseits zustimmen will, dass Polemik Spaß machen kann, so wenig sehe ich die Kriterien für einen guten Beitrag von Michael Masberg hier erfüllt. Ich kenne die Beteiligten persönlich (nicht immer ganz tiefgehend, aber immerhin mehr als zwei Sätze gewechselt) und kann deshalb nur enttäuscht den Kopf schütteln.
Ich weiß jetzt auch nicht, was Provokation und Beleidigungen mit einander zu tun haben sollen. Ein offener Schlagabtausch ist etwas anderes. Und „Polemik“ (also laut Duden ein „unsachlicher Angriff“) mag in manchen Bereichen akzeptabel sein, in verfahrenen Stadien öffentlicher Diskussion sogar wie ein reinigendes Gewitter wirken – aber im Rollenspielbereich, wo es letztlich allen nur um die konstruktive Zusammenarbeit gehen sollte…?
Mittlerweile hat M.M. allerdings in einem Kommentar seine Aussagen etwas versachlicht.
Masberg ist weder noch war er je Redakteur. (Gut, Bandredakteur schon *g*)
Sonst demnächst:
Ansgriff der Metaplot-Krieger
Die Rache der Redaktion
Der Metaplot schlägt zurück
Die Rückkehr des Metaplots
Hehe, gefällt mir. 🙂
Polemik sehe ich als scharfen Meinungsstreit. Von mir aus auch unsachlich. So etwas kann vielfältige positive Effekte haben. Eine ausführliche Betrachtung der Vor- und Nachteile der Polemik würde hier aber zu weit führen.
Wenn durch Polemik Diskussionen angestoßen werden, ist das aber schon mal gut. Und wenn dann nicht nur unsachlich gestritten wird (und das passiert dort ja nicht) wurde durch Polemik schon viel erreicht. 🙂
Die Frage ist, ob Polemik in der sachlichen Auseinandersetzung nicht derselben entgegenwirkt, insbesondere da nahezu polemikfreie Veranstaltungen wie die Ethikkomission gestern oder die Schlichtung S21 in der kürze der Zeit die Sachlage recht ausgiebig darstellen konnten.
Eben! Polemik ist eher etwas für den rollenspielerischen Aschermittwoch, bei dem man sich kräftig auf die Brust trommelt und den eigenen Anhängern eine Show bietet als für eine Diskussion mit Personen, die anderer Meinung sind.
DSA ist keine Soap?
Was ist es denn und wenn Masberg die Wichtigkeit des Soap Konzeptes fürs RPG leugne, nun da verweise ich an Dieter Nuhr.
Unschön für Geschichtenerzähler ja, bzw wo sind denn die gutgemachten NSCs ? Borbarad und dann…(und für B wurde noch mehr Platz verschwendet) als für diese Version A NSCs
De´n Metaplot verdanken wir jenen, die Aventurien zu einer lebendigen Welt machen wollten.
MW wollte anscheinend den MP benutzbar für die Käufer machen, nicht nur als Spielwiese für verkorkste Autoren.
„Was ist es denn und wenn Masberg die Wichtigkeit des Soap Konzeptes fürs RPG leugne, nun da verweise ich an Dieter Nuhr.“
OMFG! Radul benutzt einen themenfremden Querverweis und ich weiß sogar mal, was er damit meint!
Rotes Kreuz in den Kalender! 😀
Ich heiße übrigens genau so. Mein Name hat nichts mit einem Rechenzeichen zu tun. 😉
Ups, wurde geändert. 🙂
Das zählt aber nicht, da RA sonst bei seinen Querverweisen Akronyme verwendet. Ein Diplom in Radulogie/Aljettistik kann leider nicht verliehen werden.
Ach je, …
Ich verstehe diese Aufregung um die Metaplots nicht so ganz. Wenn man sie (als Spieler) nicht mag, kann man sie (fast) gänzlich ignorieren und wunderbar eigene kleine oder große Abenteuer erfinden und spielen. Alles kein Problem durch den Detailreichtum von DSA. Und wenn es einem zu detailiert wird… na und? Dann ignoriere ich den König soundso und schaffe eine eigene passende Welt. Das tolle an DSA ist doch, dass es ein schönes LEGO-Baustein-Bild liefert, das man jeder Zeit an bestimmten Stellen umbauen kann. Und wenn es einem zu langweilig wird generiert man sich einen neuen Helden und ist *schwups* wieder in der „offiziellen“ Aventurien-Welt. Aber vielleicht nehme ich das ganze nicht „ernst“ genug 🙂
Bild-Zeitung!