Ändern sich die Zeiten? Im Mai 2014 hatte ich mich auf die Suche nach einem Fantasy-Rollenspiel gemacht. Das Ergebnis damals war ernüchternd. Heute, vier Jahre später, ist die Zeit für eine neue Suche gekommen.
Manches, was mir damals wichtig war, sehe ich heute gelassener. Anderes ist immer noch wichtig. Das meiste ist Geschmackssache. Das hier sind meine Auswahlkriterien:
- Ich bevorzuge klassische Fantasy-Rollenspiele mit Elfen, Zwergen und Orks. Es darf gerne etwas exotisch und phantastisch sein. Doch festgelegt bin ich auf dieses Setting nicht. Denn wichtig ist vor allem:
- Das Setting muss vielfältig und interessant genug für ein jahrelanges Spiel sein. Ich möchte nicht schon nach wenigen Spielabenden ein „been there, done that“-Gefühl bekommen.
- Dazu gehört für mich ein regelmäßiger Produktausstoß. Ein Rollenspiel, das nur mit einem Regelsystem, einer groben Settingbeschreibung und dem Ausruf daherkommt „Und jetzt tob dich aus!“, kann mir gestohlen bleiben. Dafür habe ich keine Zeit, dazu fehlt mir die Lust, womöglich auch die Kreativität. Ich brauche offizielle Abenteuer, am liebsten Kampagnen.
- Regelsystem und Setting sollen Hand in Hand gehen. Setting A mit Regelsystem B zu spielen ist nichts für mich. Regeln und Setting müssen zusammenpassen und ein stimmiges Spielgefühl vermitteln.
- Das Regelsystem sollte klassisch daherkommen. Es darf gerne eine stattliche Zahl in Regeln gegossene Spielelemente geben. Ich möchte meinen Charakter über Eigenschaften, Talente oder Fertigkeiten formen und mit Erfahrungspunkten Schritt für Schritt verbessern. Allein anhand der Zahlen auf dem Charakterblatt möchte ich erkennen können, um was für einen Abenteurer es sich handelt.
- Eine eierlegende Wollmichsau muss das Regelsystem dafür nicht sein. Ist das Gesamtpaket aus Setting, Regeln und Produktangebot interessant genug, sehe ich gerne über die ein oder andere Schwäche im Regelsystem hinweg (selbst über eine 3W20-Probe). Wichtig ist nur, dass die Regeln nicht das Spiel behindern. Ab einem gewissen Grad an Komplexität kommt es nach meiner Erfahrung aber zwangsläufig zu dieser Behinderung.
Mit diesen Kriterien habe ich mich auf die Suche gemacht und den Blick etwas schweifen lassen. Das erste Rollenspiel, das ich mir trotz aller Skepsis angeschaut habe, ist Rolemaster.
11 Gedanken zu “Die immer noch traurige Suche nach einem (Fantasy-)Rollenspiel”
Zählt deutschsprachiges Material eigentlich noch zu deinen Anforderungen?
Falls ja, würde bei mir kein Weg an den „großen drei“ DSA, PF und SpliMo vorbei führen. Einfach, weil diese drei einen so hohen Material-Ausstoß und -Backlog haben, dass man nicht zwangsläufig alles, was kommt, kaufen und spielen muss (wenn man einen halbwegs regelmäßigen Spielrhytmus hat).
Bei DSA würde ich einfach immer mal in einem der Nebensettings (Myranor, Tharun, Rakshazar) spielen, um das „been there, done that“-Gefühl zu vermeiden. Außerdem gibt es mit Ilaris und den Dungeon World Erzählregeln zwei neue, interessante Alternativregelsysteme.
Ansonsten würde ich mich, wenn ich wirklich ernsthaft spielen wollte, solange mit verschiedenen OGL 3.5 Regelwerken befassen, bis ich eins gefunden hätte, mit dem ich PF-Abenteuerpfade bespielen wollte.
(Ach was, ich würde Splittermond spielen. Es ist nicht perfekt, aber interessant und Welt und Syytem sind gut aufeinander abgestimmt. Reicht für mich.)
Ich bin übrigens sehr gespannt auf Deinen Artikel zu Midgard. 2014 wolltest Du das Fass ja noch nicht aufmachen, aber wenn Du ein Fantasysystem mit breitem Materialfundus suchst wirst du dieses Mal wohl nicht um eine Analyse umhinkommen.
(Und ich bin ernsthaft gespannt, keine Ironie – ich bin in Bezug auf Miggard ein absolut unbeflecktes Blatt und freue mich auf Deine Einschätzung, wenn es denn eine gibt.)
Ich würde dir DSA 5 empfehlen. Es ist nicht so schlecht wie sein Ruf und Funktioniert wenn man wenig Zusatzregeln benutzt in der Spielrunde erstaunlich flüssig (also für DSA Verhältnisse). Ansonsten Numenera, aber da ist es mit Kampagnen nicht so richtig weit her.
Hast Du dir schon mal Ilaris angesehen? Ich habe es noch nicht am Spieltisch versucht… finde ab das es sich gut liest…
@ Arkanil:
Irre ich mich, oder schreibst du nur zu den 10 in den Bildern gezeigten Rollenspielen einen Artikel? Oder auch zu anderen?
(Nur weil oben im Kommentar MIDGARD erwähnt wird, was ja nicht im Bild drauf ist… Würde mich aber ebenfalls interessieren, was du davon hältst.)
Und diesmal nimmst du auch Übersetzungen mit rein, oder? (Der Eine Ring, D&D5…)
Ganz allgemein: Hast du eigentlich alle 10 GRW schon gelesen und veröffentlichst die Artikel nach und nach? Oder schreibst du immer erst nach der Lektüre eines Buches?
Übrigens, coole Reihe. Es nimmt mich wunder, ob du am Schluss eine Wahl getroffen hast (mein neues Favourite RPG) oder ob du schlussendlich bei jedem Buch sagen musst „XY ist schon toll, aber leider…“.
Was ich neulich für mich entdeckt (und damals ignoriert) habe: Eberron. Es ist das Setting, das mit D&D3.5 wie aus einem Guss ist und viele Aufhänger für Rollenspiel mitbringt. Sicherlich Geschmackssache, aber ich bin der Standard-Fantasy etwas überdrüssig und Eberron bringt für mich endlich frischen Wind rein. Hab mir noch die übersetzten Ausgaben gesichert und vllt kommt dann auch mal offizieller 5E-Support. Artificer und Mystic (die man beide für das Setting braucht) sind schon in der Pipeline.
Ich bin inzwischen auch bei 13th Age angekommen, und habe bis jetzt noch viel Spaß bei diesem System. Gerne darf ein Gast bei unserer Online VTT Runde mal reinschnuppern.
Da Punkt 1 „klassische Fantasy“ nur durch durch Elfen, Zwergen und Orks definiert und nicht durch ein pseudo-mittelalterliches Setting werfe ich mal Shadowrun (5!) in den Raum.
Als ehemaliger DSA4-Spieler (und gelegentlicher Autor) habe ich ab ca. 2011 selbst lange nach einem neuen Fantasy-System gesucht. Es sollte nicht zu simpel sein, die Spielwelt sollte klassische, sich ausreichend ernst nehmende Fantasy sein, es sollte ausreichend Material geben, gleichzeitig sollte es aber auch nicht zu überladen und – vor allen Dingen – regeltechnisch nicht zu kompliziert sein. Für das Studium zahlloser Regelwerke fehlt mir neben der Arbeit inzwischen halt die Zeit…
Auf der Suche habe ich mich in diverse Systeme eingelesen und die meisten auch mit Freunden testgespielt: U. a. Dungeonslayers (zu simpel, zu albern), Pathfinder (viel zu kompliziert), Splittermond (auch zu kompliziert), DSA5 (zu kompliziert, dazu die merkwürdige Produktpolitik des Verlags), diverse OSR-Systeme (Beyond the Wall, Dark Dungeons, OSRIC, Swords & Wizardry, For Gold & Glory), Midgard und Aborea (nette Regeln, spärliches Material)…
Am Ende bin ich mit meiner Gruppe bei D&D 5 hängen geblieben und wir sind nach wie vor völlig begeistert davon. Die Welt(en) sind sehr gut bespielbar, es gibt unfassbar viel gutes Material. Das Regelwerk ist ausreichend komplex, um viele Entwicklungsmöglichkeiten anzubieten, gleichzeitig aber noch einfach genug, dass die Gelegenheitsspieler meiner Gruppe keine Probleme damit haben. Kurzum, für uns hat sich dieses System als perfekt geeignet erwiesen.
Hast Du Dir das Warhammer Fantasy RPG schon mal angesehen? Nachdem die dritte Edition ein ziemlicher Totalausfall war ist man mit der aktuellen, vierten Edition wieder mehr in Richtung der zweiten Edition gegangen, die Deine Auswahlkriterien in meinen Augen gut abdeckt. Ich persönlich fand die zweite Edition tatsächlich besser, weil die Regeln etwas simpler waren, aber das ist ja letztlich Geschmackssache.