Die SPIEL 16 ist schon nicht mehr taufrisch. Eigentlich ist sie schon eher Schnee von gestern. Wer nach Spielemesse googelt, bekommt als ersten Treffer den Hinweis auf die SPIEL 17 gezeigt.
Aber was soll’s?
Ich war auf der SPIEL 16. Ich habe Eindrücke gesammelt. Ich habe Fotos gemacht. Wäre doch schade, würden all diese Fotos und Eindrücke nie ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt.
Denn bekanntlich gilt: Besser spät als nie.
Rollenspiele und Spielemesse passt augenscheinlich nicht gut zusammen. In der Außendarstellung der Messeverantwortlichen sind Rollenspiele bestenfalls ein Nischenthema. Selbst die Rollenspielverlage, die großen zumindest, rücken Rollenspiele nicht in den Mittelpunkt ihrer Messestände. Bei Pegasus Spiele war das in den vergangenen Jahren schon immer so. Und auch bei Ulisses Spiele scheinen Rollenspiele ein Stück weiter an den Rand zu rücken.
Ulisses versteckt sein Rollenspiel-Zugpferd DSA zwar nicht. Bei einem eher flüchtigen Blick über den Messestand bleibt das Auge jedoch bei anderen Spiele hängen, bei Brett oder Kartenspielen vor allem. Wer zu den Regalen mit den DSA-Büchern wollte, musste sich zunächst an Brettspiel-Türmen vorbeischlängeln.
Ohne Wertung lässt sich festhalten: Messebesucher, die mit klassischen P&P-Rollenspielen bislang wenig Berührung hatten, wurden durch einen Besuch des Ulisses-Standes nicht zwangsläufig näher an das Thema Rollenspiele herangeführt.
Blau. Der Uhrwerk Verlag ist blau. Babyblau. Splittermondbabyblau. Viel mehr ist da nicht. Also eigentlich schon. Aber es ist bemerkenswert, wie sehr der Uhrwerk Verlag vom Splittermondbabyblau dominiert wird. Mit zwei Ständen waren die Uhrwerker auf der SPIEL vertreten: Ein orginärer Verlagsstand für all die (meist) interessanten Rollenspielen (Der Eine Ring!) und ein Stand nur für Splittermond.
Und was soll ich sagen? Der Produktausstoß für Splittermond ist beeindruckend, für manche vielleicht sogar einschüchternd. Aber ein Blick auf die Masse an babyblauen Bücher zeigte: Der Uhrwerk Verlag hat Splittermond in der deutschen Rollenspielszene etabliert.
Für die deutsche Rollenspiellandschaft kann es nur ein Gewinn sein, wenn sich neben DSA ein weiteres Fantasy-Rollenspiel behauptet. Vor allem wenn es ein System ist, das sich an Otto und Erna Durchschnittsrollenspieler wendet und ihnen regelmäßig neues Spielmaterial bereitstellt. Es gibt bereits genug von diesen Der-nächste-heiße-Scheiß-Indie-Rollenspielen-mit-nur-einem-Buch-und-niemals-mehr-weil-alles-andere-ist-niveaulose-Mainstream-Abzocke.
Schade nur, dass ich mit dem Splittermond-Setting wenig anfangen kann. Lorakis ist mir als Spielwelt zu generisch. Da fehlt mir der Twist.
Besonders gespannt war ich auf meinen Besuch bei Prometheus Games, wo endlich das Elyrion-Basisbuch erhältlich war und begeistert angenommen wurde.
Haha. Kleiner Scherz.
Die Fanfinanzierung für das Savage-Worlds-Setting Elyrion ist schließlich erst seit zweieinhalb Jahren beendet. Das war quasi gestern. Auch das ursprüngliche Veröffentlichungsdatum (Weihnachtsgeschäft 2014) ist sicherlich nur als grobe Andeutung gemeint gewesen. Wäre doch total verrückt, dürfte man bereits jetzt die ersten Produkte in den Händen halten.
Stattdessen bekamen Messebesucher bei Prometheus Games das präsentiert, was man von Prometheus Games eben so kennt: Ganz viel Savage Worlds, vor allem Hellfrost. Immerhin hatte der Verlag neben ein paar Neuheiten die erste deutsche Hellfrost-Eigenentwicklung im Gepäck: Das Abenteuer Schrecken der Vergangenheit.
Interessant wird die SPIEL nicht nur durch die Großverlage der Spielebranche, sondern durch die zahlreichen Kleinvertreter. Dazu gehört: System Matters – ein Podcast, der sich zum Verlag gemausert hat und nun das Rollenspiel Beyond the Wall anbietet.
Beyond the Wall ist ein leichtes und kooperatives Fantasy-Rollenspiel, das vor allem Spielabend ohne viel Vorbereitung ermöglichen soll. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Das funktioniert. Es funktioniert sogar ohne jede Vorbereitung. (Mir wurden die Bücher mit den Worten in die Hand gedrückt: „Hier, du leitest das heute.“) Allerdings zweifele ich ein wenig, ob das aber auch bei völligen Rollenspielneulingen funktioniert, wie System Matters scheibt.
Verwirrung herrschte in Halle 7, der scheinbaren Resterampe ausländischer Verlage. Dort hatte sich ein Sammelsurium unterschiedlichster Aussteller zusammengerottet. Das verbindende Element war auf den ersten Blick nur schwer erkennbar; doch schließlich kristallisierte sich heraus: Wer nicht-deutschsprachige Spiele publiziert, kommt in Halle 7.
Es sei denn, er hat bereits in einer anderen Halle einen Stand gefunden.
Auch in anderen Messehallen gab es Aussteller ohne deutschsprachige Produkte. Das war die-ses Jahr nicht anders als in den Jahren zuvor. Aussteller aber, die womöglich neu auf der SPIEL waren, die nur einen kleinen Stand hatten, die dann auch noch nicht-deutschsprachige Spiel herausgeben, die fanden sich in Halle 7 wieder.
Und so kam es, dass Cubicle 7, Verleger des von mir hochgeschätzten Rollenspiels The One Ring, nicht in der Rollenspielhalle neben all den anderen Rollenspielverlagen vertreten war. Cubicle 7 war in Halle 7. Das passte eigentlich nur von den Zahlen her ganz wunderbar. Oder wie Cubicle 7 schrieb: the cool hall they named after us.
2 Gedanken zu “(Später) Blick zurück auf die SPIEL 16”
>“ Messebesucher, die mit klassischen P&P-Rollenspielen bislang wenig Berührung hatten, wurden durch einen Besuch des Ulisses-Standes nicht zwangsläufig näher an das Thema Rollenspiele herangeführt.“
Und die Pathfinder-Einsteigerrunden beim Ulisses-Stand waren keine Einführung ins Rollenspiel?“ O_o
Midgard ist kein deutsches Rollenspiel?