Nach Kritik an DSA5 erhält der Blog Neue Abenteuer keine Rezensionsexemplare mehr von Ulisses Spiele. Verlagsmitarbeiter Michael Mingers hat sich zu den Geschehnissen geäußert.
Michael Mingers, Redakteur und stellvertretender Verlagsleiter bei Ulisses Spiele, bestätigte am Montag auf Nachfrage, dass Neue Abenteuer von der Verteilerliste für Rezensionsexemplare gestrichen wurde. Der Ausschluss sei demnach eine Reaktion auf einen Blogbeitrag gewesen, in dem die „Lawine“ von DSA5-Produkten kritisiert wurde. „Wer der Meinung ist, sich darüber zu beschweren, dass es zu viel Zeug aus unserem Haus gibt, den muss ich nicht auch noch damit beschenken“, schrieb der Ulisses-Redakteur bereits am 23. August auf Facebook.
Auslöser für die offenkundige Verärgerung von Michael Mingers war der als Rant titulierte Neue-Abenteuer-Blogbeitrag „Die aventurische Lawine“. Autor Infernal Teddy warf Ulisses darin vor, dass der DSA5-Produktausstoß zu hoch sei, das Spiel nicht vereinfacht, sondern die Komplexität weiter gesteigert werde. Das stehe im Widerspruch zu dem ursprünglichen Ziel, nach dem 5. Edition des Schwazen Auges einfacher werden und nur mit dem Grundregelwerk bespielbar sein solle. Für seine Kritik an der DSA-Produktpolitik wählte er teils scharfe Worte. „Wie war das, ihr produziert gar nicht um neue Fans zu gewinnen, sondern um die geifernden Internetfans ruhig zu stellen, die sowieso nicht mehr spielen, sondern nur noch sammeln?“, so Infernal Teddy.
Nach dieser Kritik an der „DSA5-Lawine“ wurde Neue Abenteuer von der Ulisses-Verteilerliste für Rezensionsexemplare gestrichen. Michael Mingers erklärte am Montag, dass es allgemein drei Kriterien gebe, die einen Ausschluss von der Verteilerliste begründeten:
- Wenn nach Empfinden von Ulisses der gegenseitige Respekt verletzt wurde.
- Wenn das Portal in einem Quartal keine Rezensionen veröffentlicht.
- Wenn in beleidigender oder unrichtiger Weise gegen Ulisses oder Mitarbeiter von Ulisses vorgegangen wird.
Negative Kritiken seien kein Ausschlusskriterium, so Michael Mingers. Eine schlechte Qualität der Rezensionen werde zwar bei Ulisses immer wieder diskutiert, habe aber bislang noch zu keinem Ausschluss geführt. Als Beispiel für schlechte Qualität nannte er eine Rezension, die effektiv nur ein ausformuliertes Inhaltsverzeichnis mit „Für Fans“-Fazit enthalte.
Infernal Teddy kritisiere Ulisses unterdessen erneut dafür, sich nach der Veröffentlichung des umstrittenen Blogbeitrages nicht direkt bei Neue Abenteuer gemeldet zu haben. „Was uns eigentlich am meisten stört – die „Hauptkritik“, sozusagen – ist das niemand uns darauf hin angesprochen hat“, so Infernal Teddy heute im Tanleron-Forum und ergänzte: „Wenn Ulisses mit uns drüber gesprochen hätte, hätte es auch einen entsprechenden positiven Artikel als ‚Folgeartikel‘ geben können.“
14 Gedanken zu “Warum Neue Abenteuer keine Rezi-Exemplare mehr erhält”
Wehe, jemand kritisiert die DSA-Lawine, als das, was sie ist. Dann fliegt der aber mal sowas von von der Liste !!
„…hätte es auch einen entsprechenden positiven Artikel als ‚Folgeartikel‘ geben können.“
Haha, der Teddy ganz unverhohlen.
Schluss mit paid-content-Pseudorezensionen!
Hm, ich glaube du missverstehst / verkürzt hier.
Bei dem zitierten Satz (in Gänze: „Wenn Ulisses mit uns drüber gesprochen hätte, hätte es auch einen entsprechenden positiven Artikel als „Folgeartikel“ geben können.“) ging es nicht um einen positiven Artikel über ein Produkt (in deinen Worten „paid-content-Pseudorezension“), sondern um einen möglichen (!) positiven Artikel über gute „Umgangsformen“ seitens des Verlages, wenn diese das Gespräch gesucht hätten (!) und somit ein positiver Artikel gerechtfertigt gewesen wäre (!).
Da das ja gerade nicht der Fall war gab es eben keinen positiven Artikel, sondern den neuen Blogartikel („Wir sind unbequem geworden“) in dem mitgeteilt wurde, dass durch Ulisses keine Rezensionsexemplare mehr zur Verfügung gestellt werden.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich wage zu bezweifeln, dass eine Rückfrage von Ulisses und „ein klärendes Gespräch“ zu einem positiven Beitrag über gute Umgangsformen geführt hätten. Das erscheint mir doch sehr blauäugig. Oder es ist Teil einer Rechtfertigungsstrategie?
’nen Rant kann man schreiben, man muss aber auch das Echo ertragen können. Dieses abzusehen und es trotzdem zu tun, halte ich ebenfalls für respektabel. Mit den Konsequenzen seines Handelns zu leben ist reif und erwachsen.
Aber erst mal draufhauen und dann sich beklagen, ist schon ein wenig naiv. Ich bin nun beileibe kein Ulisses-Fanboy, aber alles müssen sich die Menschen dort auch nicht gefallen lassen.
Ich wollte mich da gar nicht auf eine der beiden „Seiten“ schlagen. Ich fand nur, dass in dem Post von Ghoul das Zitat nicht wirklich so rüberkam, wie ich es verstanden habe. Das wollte ich klarstellen, mehr nicht. 😉
Alles gut! 😉
Danke fürs Nachfragen! Und für den wunderbaren neutralen und journalistischen Stil.
Der wunderbar neutrale Stil des Artikels ist semi-ironisch gemeint und du schnallst es nicht.
Ich weiß ja nicht. Eigentlich ist der neutrale Stil eher so neutral gemeint.
Ich schließ mich dem Dank für die gute Berichterstattung zu dem Umgang von Ulisses mit neue Abenteuer an.
Ich kann mit Teddys Artikeln nichts anfangen. Ich verstehe nicht worin für wen der Mehrwert darin liegen soll, wenn jemand der DSA sowieso verachtet den DSA- Spielenden erklärt, warum alles scheiße ist. Den Punkt da berechtigte DSA-Spieler_innen-Interessen gegen Verlags- Vermarktungsinteressen zu verteidigen nehme ich ihm nicht ab.
Trotzdem finde ich Ulisses vorgehen höchst unprofessionell und gefährlich. Ihre eigenen Kriterien im Sinne von Herabwürdigung sind bei Teilzeithelden insgesamt nicht gegeben und Probleme hätten besprochen werden können. Ich hoffe das sich der Verlag nochmal bewegt.
„Noch mal bewegt“? Jetzt stecken die sowieso nicht mehr zurück, und selbst wenn: Mir wäre nach dieser Aktion die Lust auf Ulisses-Rezis erstmal vergangen. Gestörtes Vertrauensverhältnis nennt man sowas wohl.
Tja, was soll man sagen. DSA ist doch immer für volle Diskussionen gut.
Ich bin schon lange nicht mehr grün, was Ulisses so alles macht. Mein letztes Erlebnis auf der NordCon dieses Jahr hat das nur wieder bestätigt.
Andererseits muß ein Verlag Produkte verkaufen, und zwar mit Gewinn, sonst kann er nicht überleben. Es ist nun mal eine Firma, und eine Firma muß Gewinne machen.
Es steht jedem frei, die Produkte zu kaufen oder nicht. Die Qualität steht da auf einem anderen Blatt. Jedoch gebe ich hier unumwunden zu, daß die Redax bei DSA5 für mich als alten DSA-Spieler einen guten Job gemacht hat.
Interessant ist für mich an dieser Stelle jedesmal wieder, das sich überwiegend Leute dazu beflissen fühlen, ihren Senf zur Sache zu geben, die das Spiel am Spieltisch nur aus der Theorie kennen; also selbst eigentlich keine Ahnung haben.
Und es geht weiter…
http://www.ulisses-spiele.de/forum/viewtopic.php?f=87&t=10026
Unter dem Link auch eine neue Stellungsnahme von Michael. Anscheinend ist die Sache doch nicht so einfach wegzustecken und kocht immer mal wieder hoch 😐