Der Aventurische Almanach und das Regelwerk sind die zwei Kernbände für DSA5. Alle zukünftigen Publikationen setzen laut Ulisses diese beiden Bücher voraus. Zwar hat die DSA-Redaktion Ende vergangenen Jahres geschrieben, dass offizielle Abenteuer auch ohne den Almanach gespielt werden können. Doch wer tiefer in die Spielwelt eindringen möchte, dem wird das Buch ans Herz gelegt.
Darum geht es: Entdecke Aventurien in all seiner Vielfalt
Der Aventurische Almanach ist die neue Weltenbeschreibung für DSA5. Auf 264 vollfarbigen Seiten präsentiert das Buch einen Überblick über die Spielwelt. Der Aufbau gleicht dem der Geographia Aventurica: Wie das DSA4-Buch beschreibt der Almanach nicht nur die aventurischen Regionen, sondern enthält Wissenswertes über Handel und Wandel, Recht und Gesetz und – das ist neu – Zauberei und Götterwirken.
Die beste Stelle: Vom Vorwort bis zum Anhang
Es ist nicht alles toll am Aventurischen Almanach, doch das Blättern im Buch macht Spaß. Es ist eine gelungene Weltenbeschreibung, die Schlaglichter auf die wichtigsten Regionen, Bewohner und Besonderheiten der Spielwelt wirft. Der Inhalt ist abwechslungsreich, die Struktur meist übersichtlich und die Illustrationen sind überwiegend hervorragend. Der Band hält sein Versprechen und ermöglicht das Entdecken der aventurischen Vielfalt.
Der größte Langeweiler: Aventurisches Klein-Klein
Vielfalt heißt leider auch, sich mit Kultur & Wissenschaft sowie Handel & Wandel in Aventurien zu beschäftigen. Auf 50 Seiten werden diese Themen im Almanach ausgebreitet. So manche DSA-Fans werden nun sagen: „Das muss so. Ohne diese Themen wäre ein Überblick über die Spielwelt nicht vollständig.“ Kann sein. Ich finde das gähnend langweilig. Ich will das nicht lesen. Mich interessieren weder das Zollwesen, noch die Feiertage, noch die aventurische Bildhauerei. Das kann alles weg. Die wirklich interessanten Infos aus diesen beiden Kapiteln hätten auf einen Bruchteil der Seiten gepasst.
Der hellste Lichtblick: Ein Spiel, kein Roman
Wie schön es doch ist, dass sich der Aventurische Almanach auch an DSA-Spieler richtet und nicht bloß an DSA-Leser. Viele DSA-Publikationen kranken daran, dass sie statt eines spannenden Spielerlebnisses lieber eine spannende Geschichte in den Mittelpunkt stellen. Im Almanach hingegen finden sich zumeist hilfreiche Informationen zur Gestaltung kurzweiliger Spielabende. Besonders gut gefallen mir die Angaben zu Konflikten und Abenteueraufhängern in den einzelnen Regionen.
Der dunkelste Makel: Doppelt hält nicht immer besser
Das Grundregelwerk und der Almanach bilden zusammen die DSA5-Grundlage. Diese zwei Bücher wurden von Ulisses bei allen zukünftigen Publikationen vorausgesetzt. Dadurch könnten die Inhalte beider Bücher eigentlich klar voneinander getrennt sein: Regeln ins Regelbuch, Weltenbeschreibung in den Almanach. Der eine Band ergänzte den anderen, Doppelungen kämen nicht vor. Leider aber sind Grundregelwerk und Almanach nicht gut aufeinander abgestimmt. So gleicht z.B. das Kapitel „Volk & Spezies“ im Almanach bis in den Wortlaut dem entsprechenden Kapitel aus dem Grundregelwerk. Im Grundregelwerk wiederum ist viel über Verbreitung, Weltsicht und Sitten der einzelnen Kulturen zu lesen, was sich zumindest teilweise auch im Almanach findet. Andere Informationen wiederum sind über beide Bücher verstreut, wie zum Beispiel das Kapitel über Alchimie oder die Kreaturenbeschreibungen.
Kleinigkeiten, die zu wohlwollendem Nicken führen: Irdische Vorbilder
Jeder Regionalbeschreibung enthält einen Hinweis auf das jeweils irdische Vorbild. So erfahre ich beispielsweise, dass das Bornland Züge des zaristischen Russlands und osteuropäischer Märchen trägt oder die Bergkönigreiche der Zwerge an Moria aus „Der Herr der Ringe“ angelehnt sind. Das ist keine Überraschung. Aber es ist schön, dass DSA mit den irdischen Vorbildern offen umgeht.
Kleinigkeiten, die die Stirn runzeln lassen: Aventurische Städte
Auf die Beschreibung der einzelnen aventurischen Regionen folgt ein Kapitel mit einer alphabetisch sortierten Beschreibung wichtiger aventurischer Städte. Warum die Städte nicht in der jeweils zugehörigen Region beschrieben wurden, erschließt sich mir nicht.
Wertung: 4 von 5 Würfel
Wie es wohl sein mag, als Rollenspielneuling durch den Aventurischen Almanach zu blättern? Womöglich wäre ich von der Vielfalt angetan, von der Detailliebe vielleicht sogar begeistert, von der Fülle an Informationen eventuell aber auch erschlagen. Viele Texte wären spannend und interessant, manche wohl langatmig, einige kämen mir irrelevant vor. Insgesamt aber hätte ich Lust auf Abenteuer in Aventurien bekommen.
Für alte DSA-Hasen wiederum enthält der Band kaum etwas Neues. Dafür ist das Altbekannte sehr ansprechend und vor allem stimmungsvoll verpackt. Schade nur, das die Struktur nicht immer überzeugen kann. Aventurischer Almanach, DSA5-Grundregelwerk und auch Aventurisches Bestiarium hätten inhaltlich besser aufeinander abgestimmt werden können, um Doppelung zu vermeiden und die Übersichtlichkeit zu erhöhen.
Fakten und Zahlen
- Aventurischer Almanach
- DSA5-Weltenbeschreibung
- Verlag: Ulisses Spiele
- Umfang: 264 Seiten
- Erscheinungsdatum: 10. Februar 2016
- Preis: 39,95€ (Hardcover), 19,99€ (PDF)
Ein Gedanke zu “Rezension: Aventurischer Almanach”
Toll, freue mich drauf!