Der (Nicht-)Nachfolger der Zoo-Botanica Aventurica: 128 bunte Seiten, 68 Kreaturen, kein Herbarium, irgendwie unvollständig und doch völlig ausreichend, weil eben anders als die Zoo-Botanica Aventurica. Das ist das Aventurische Bestiarium.
Darum geht es:
Was wäre eine Fantasy-Welt ohne Monster? Das Aventurische Bestiarium bietet einen Einblick in die Vielfalt der phantastischen Kreaturenwelt des Kontinents. Das Buch beschreibt ausführlich 40 Ungeheuer und etwas weniger ausführlich 28 Tiere, denen Helden im Laufe ihrer Abenteuerkarriere begegnen können, und liefert die dazu passenden Spielwerten und ergänzenden Regeln.
Das beste Monster: der Basilisk
Basilisken sind die besten DSA-Monster. Schon immer gewesen. Einfach weil sie so tödlich sind, aber zugleich nicht unbezwingbar. Wer die Beschreibung des Basilisken liest, will dieses Monster als Begegnung in einem Abenteuer einbauen. Nur um zu schauen wie die Helden reagieren. Nehmen sie die Beine in die Hand und suchen das Weite? Oder streben sie nach dem Titel eines Basiliskentöters? Sollten die Helden so dumm tapfer sein und den Kampf suchen, liefert das Aventurische Bestiarium zahlreiche Hinweise für ein auf jeden Fall spannendes, möglicherweise aber auch sehr kurzes Abenteuer. (Erfreulicherweise dauert mit DSA5 die Charaktererschaffung nicht so lang.) Das gelingt dem Band übrigens häufig: Man liest eine Beschreibung und möchte das Monster in einem Abenteuer einbauen.
Die größte Spaßbremse: Regeln statt Monster
Das Aventurische Bestiarium beginnt nicht etwa mit einer Vorstellung von Monstern. Es beginnt mit einer Vorstellung von Regeln. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, vor der Beschreibung der Kreaturen die wichtigsten Angaben kurz zu erläutern. Aber es ist schon etwas ernüchternd, wenn man voller Vorfreude auf spannende Monster das Buch aufschlägt, dort aber zunächst nur Kampfsonderfertigkeiten sieht.
Die coolste Idee: kein zweites Zoo-Botanica
Das Aventurische Bestiarium ist erfreulicherweise keine Beschreibung der Tier- und Pflanzenwelt des Kontinents. Wer eine DSA5-Variante der Zoo-Botanica Aventurica erwartet, wird enttäuscht. Es gibt in dem Buch keine Werte für Hausschweine, Streifenmäuse oder Orklandkarnickel. Das Aventurische Bestiarium beschreibt ausgewählte Kreaturen, die „für kurzweilige und spannenden Begegnungen geeignet sind“. Wer DSA als detailreiche Simulation einer Fantasiewelt schätzt, wird mit dieser lückenhaften Kreaturen-Auswahl hadern. Für wen DSA jedoch in erster Linie ein Spiel ist, das Spaß am Spieltisch machen soll, der wird sich über die zahlreichen Anregungen für spaßige Monster-Begegnungen freuen.
Die holprigste Stolperfalle: Regeln, Sonderregeln, Kampfregeln, Regelergänzungen
Für nahezu jedes Monster gibt es irgendwelche Sonderregeln. Das macht DSA nicht besser. Nicht nur muss so ständig geprüft werden, ob und welche Kampfsonderfertigkeit gerade zum Einsatz kommt. Es muss immer auch immer darauf geachtet werden, welche Sonderregeln ggf. von Bedeutung sind.
Dafür gibt es Pluspunkte: das Layout
Ein dreifaches Hoch auf neue Layout der DSA5-Bücher. Hoch! Hoch! Hoch! Für das Aventurische Bestiarium gilt: Ein Monster, eine Doppelseite. Das ist übersichtlich, das ist strukturiert, das ist schön anzusehen, das ist gut.
Dafür gibt es Minuspunkte: die Monsterauswahl
Die Auswahl der Kreaturen überzeugt nicht gänzlich. Neben klassischen Monstern sind Dämonen, Feen, Untote, Geister aber auch kulturschaffende Zweibeiner vertreten. Das Aventurische Bestiarium hätte sich besser auf die Beschreibung von Bestien beschränken sollen. Blütenfeen, Nymphen oder Grolme wirken deplatziert.
Wertung: 4 von 5 Würfel
Das Schönste an DSA5 ist das Streben nach Spielbarkeit. Regeln und Weltbeschreibung sind kein Selbstzweck mehr. Der Spielspaß steht viel stärker im Mittelpunkt. Das gilt auch für das Aventurische Bestiarium, in dem vor allem Kreaturen beschrieben werden, die für unterhaltsame und spannende Szenen am Spieltisch sorgen können.
Die Auswahl der Kreaturen kann zwar nicht restlos überzeugen. Kulturschaffende zumindest hätte ich in diesem Buch eher nicht erwartet. Entscheidend aber ist wohl der Gesamteindruck. Das Aventurische Bestiarium zusammen mit dem Grundregelwerk und dem Almanach bieten eine breit gefächerte Auswahl an Kreaturen-Beschreibungen, dir für die allermeisten Abenteuerbegegnungen völlig ausreichend sein dürften.
Überhaupt nicht glücklich bin ich mit den zahlreichen Regelergänzungen. Regeln gehören in Regelbücher, ansonsten wird es unübersichtlich. Das Aventurische Bestiarium ist für mich kein Regelbuch, sollte es nicht sein, wird es aber leider zwangsläufig.
Fakten und Zahlen
- Aventurisches Bestiarium
- DSA5-Spielhilfe
- Verlag: Ulisses Spiele
- Umfang: 128 Seiten
- Erscheinungsdatum: 21. Dezember 2015
- Preis: 27,95€ (Hardcover), 14,99€ (PDF)
4 Gedanken zu “Rezension: Aventurisches Bestiarium”
Schön, wieder von dir zu lesen!
Ich hab auch einmal einen Blick in das Buch gewagt. Das mit der Spielbarkeit kann ich nur bedingt nachvollziehen. Naja, also für DSA-Verhältnisse spielbarer, das mag sein. Aber wenn ich diese riesigen Stat-Blöcke sehe, graut es mir davor, dieses Buch am Spieltisch zu verwenden. Gerade die von dir erwähnten Sonderregeln bei jedem Monster schätze ich als spielbremsend ein. Insgesamt wirkt es halt wie ein DSA5 Buch. Besser als DSA4, keine Frage, aber immer noch DSA und damit ein Regelklotz.
Da verweise ich doch einfach mal hier drauf:
https://www.arkanil.de/2016/02/bestiarium-kartenset-zwischen-anspruch-und-realitaet/
😉
Gerade eben gelesen. Trifft genau meine Einschätzung 🙂