Ein Thema ist in der bisherigen Diskussion über DSA5 ein wenig untergegangen. Wie jede neue Edition wird auch DSA5 nicht nur neue Regeln bringen, sondern zudem neue Regionalbeschreibungen. Das Setting wird zwar keine größeren Veränderungen erfahren – einen Zeitsprung oder Neustart Aventuriens wird es also nicht geben – die Regionalbeschreibungen sollen jedoch gründlich überarbeitet werden.
Das ist in meinen Augen fast so wichtig wie die Überarbeitung der Regeln.
Die Zahl der Regionalbeschreibungen wird mit DSA5 voraussichtlich weiter wachsen. Der erste DSA5-Band soll Thorwal und das Gjalskerland beschreiben. Anders als in der DSA4-Beschreibung „Unter dem Westwind“ werden Nostria und Andergast in diesem Buch aber nicht enthalten sein. Die beiden streitenden Königreiche sollen in einer separaten DSA5-Regionalbeschreibung behandelt werden.
Mehr Bücher, neues Aussehen
Für DSA2 gab es fünf Boxen mit Regionalbeschreibungen und zwei Hefte. Mit DSA3 wuchs diese Zahl auf acht Boxen und zwei Hefte. Bei DSA4 gibt es die bekannte grüne Reihe mit 15 Bänden. DSA5 wird diesen Trend forstsetzen. Pro Regionalband sollen nach gegenwärtiger Planung maximal zwei zueinanderpassenden Regionen beschrieben werden. Grob geschätzt dürften so am Ende rund 30 DSA5-Regionalbeschreibungen im Regal stehen. Das sind enorm viele.
Verändern wird sich aber nicht nur die Zahl der DSA5-Regionalbeschreibungen. Die neuen Bände werden vollfarbig sein, sie bekommen eine neues Layout, eine neue Struktur und sollen einheitlicher und leserfreundlicher werden. Wie Layout und Struktur im Detail aussehen werden, ist bislang noch nicht bekannt – nicht den Spieler, wahrscheinlich auch Ulisses noch nicht. Doch immerhin lassen die bisherigen Ankündigungen Gutes vermuten.
Ja, bitte, vollfarbige Seiten!
Es soll DSA-Spieler geben, die Schwarz/Weiß-Bände aus unterschiedlichen Gründen befürworten. Ich gehöre nicht dazu, ich kann das auch nicht nachvollziehen. Jedes vollfarbige Rollenspielbuch, das ich bislang in den Händen gehalten habe, hinterließ bei mir einen wesentlichen besseren Eindruck als die monotonen DSA-Buchstabenwände.
Farbe erlaubt viel mehr Möglichkeiten der Gestaltung, vereinfacht die Vermittlung von Informationen und den Transport bestimmter Stimmungen. Der Myranor-Band „Unter dem Sternenpfeiler“ ist trotz seiner Textlastigkeit ein gutes Beispiel für den positiven Effekt von Farbe
Und ja, bitte, eine neue Struktur!
Farbe allein ist nicht alles. Viel wichtiger als vollfarbige Seiten ist die Struktur des Inhalts. Ich hoffe, dass Ulisses mit den neuen DSA5-Regionalbeschreibungen von den seitenlangen Fließtexten Abstand nimmt. Durch die neue inhaltliche Aufteilung der Regionalbände sollte der Platz für ein luftigeres und übersichtlicheres Layout vorhanden sein.
An anderer Stelle habe ich bereits darüber geschrieben, wie die Unübersichtlichkeit der bisherigen Regionalbeschreibrungen deren Spielnutzen der deutlich verringern. Mal eben während des Spiels eine gewünschte Information nachschlagen ist mit den DSA4-Bänden meist nicht möglich. Die grüne Reihe ist mehr Lektüre und weniger Spielmaterial. Für den Einsatz am Spieltisch fehlt die Übersichtlichkeit. Mit einer anderen Textstruktur und einem neuen Layout ließe sich dieses Problem leicht beheben – ohne dass darunter die Lesefreude leidet (eher das Gegenteil).
Der Aufbau der DSA5-Regionalbeschreibungen
Die Kapitelstruktur der DSA5-Regionalbeschreibungen wurde auf dem RatCon-Workshop bereits in seinen Grundzügen präsentiert. Wie viele Kapitel es sein werden, ging aus den Ausführungen nicht eindeutig hervor. Wo das eine Kapitel endet und das nächste beginnt, wurde nicht ganz klar. Ich habe sechs Kapitel herausgehört.
1. Kapitel – Allgemein
Das erste Kapitel der DSA5-Regionalbeschreibungen bietet einen allgemeinen Überblick über die Region. Wie funktioniert die Region? Wie funktionieren die Leute, die dort leben? Das Kapitel soll ein Stimmungsbild malen und den Spielern ermöglichen, das Flair der Region aufzusaugen. Genutzt werden sollen dafür vollfarbige Bilder, die archetypischen Szenerien zeigen.
2. Kapitel – Details
Das zweite Kapitel beschreibt die Details der Region. Vorgestellt werden die Regionaldetails, die man wissen muss, um in einer Region zu spielen: Städte, Wege, besondere Orte, Personen, Mysterien und die Völker und Kulturen. Anders als in bisherigen Regionalbänden werden Personen und Mysteria und Arcana an der Stelle beschrieben, an der sie auftauchen. Dieses Kapitel soll die Besonderheiten darstellen und Konfliktpotenzial und Spielanreize schnell identifizierbar machen.
3. Kapitel – Regelzusätze
Dieses Kapitel ergänzt die Angaben aus dem Regelwerk. Für die spielbaren Kulturen einer Region wird es entsprechende Kulturaufsätze geben. Eingeführt werden regionsspezifische Vor- und Nachteile, Sonderfertigkeiten, archetypischen Waffen und Professionen. Alles was man braucht, um in dieser Region spielen zu können, soll dort versammelt sein. Um einen Wildwuchs der Regeln zu vermeiden, sollen diese Regelzusätze zudem als PDF-Sammlung zu Verfügung gestellt werden. Wie das genau aussehen wird, wurde im Workshop nicht ganz deutlich.
4. Kapitel – Geschichte
Die Beschreibung der Geschichte einer Region wird nicht mehr am Anfang eines Regionalbandes stehen, sondern mit dem 4. Kapitel weiter am Ende. Die Geschichte soll viele Aufhänger für Abenteuer enthalten.
5. Kapitel – Medienhinweise
Eine – wie es heißt – „extensive“ Sammlung an Medienhinweisen zur Vertiefung in die Region bildet das vorletzte Kapitel.
6. Kapitel – Personen
Das abschließende Kapitel wird die gesammelte Beschreibung von Personen und Gruppierungen sein, um diese auch in einem Gefüge darstellen zu können
Offene Fragen
Für eine Beurteilung der DSA5-Regionalbeschreibungen sind die bisherigen Pläne noch zu grob. Ein besonderes Augenmerk wird aber bereits jetzt auf das Kapitel mit den Regelzusätzen gerichtet. Die bisherigen Ankündigungen haben viele Fragen aufgeworfen.
Wie kulturspezifisch werden die dortigen Angaben sein? Über welchen Detailgrad reden wir hier? Benötige ich künftig bereits für einen Standard-Thorwaler die Thorwal-Regionalbeschreibung? Oder sind die dort vorgestellten Kultur- und Professions-Regelaufsätze spezialisierter? Was sollen regionsspezifische Vor- und Nachteile und Sonderfertigkeiten sein? Was passiert, wenn in einem Abenteuer eine regionsspezifische Sonderfertigkeit auftaucht, ich aber nicht die DSA5-Regionalbeschreibung besitze, in der diese beschrieben ist? Wie soll die Übersichtlichkeit bewahrt werden, wenn das DSA5-Regelsystem über mehrere Regelbücher und rund 30 Regionalbeschreibungen verstreut wird?
Man darf gespannt sein, wie Ulisses diese Fragen beantwortet.
6 Gedanken zu “Was bringen die DSA5-Regionalbeschreibungen?”
Bislang gibt es zum Regelwerk keinen Designguide und von einem für die Regionalbeschreibungen habe ich auch noch nichts gehört. Das wäre aber vielleicht keine schlechte Idee, festzulegen, welchem Zweck die RSHs dienen sollen: soll der Spielleiter oder der Spieler die RSHs lesen? Was soll inhaltlich drin stehen? Wie soll damit gearbeitet werden (also einmal durchlesen oder bei Bedarf Nachschlagen nach diversen Inhaltsverzeichnissen, Registern und Indizees)? Wie wird Inhalt am besten präsentiert? Grafiken? Flufftext? Tabellen? Wie sieht es mit Querverweisen, Fußnoten usw. aus? Soll nur der Iststand abgebildet werden? Immerhin läuft die bewegte Geschichte schon ca. 40 (aventurische) Jahre. Gibt es vielleicht Links zu zusätzlichen Quellen im Internet? Oder eine beigelegte DVD mit weiterem Material? (Z.B. den PDF-Fassungen der Vorgängerpublikationen)
Richtig gute, neustrukturierte und vollfarbige Regionalbeschreibungen wären wirklich toll 🙂
Ich befürchte aber folgendes: Einen reinen Aufguss der alten Regionalbeschreibungen (Evolution statt Revolution), teurer weil farbig und mehr Regionalbände 😉
Das ist mAn eines der größten Probleme bei der bisherigen Planung für DSA 5. Vollfarbig, schön, kann man mögen, ist zeitgemäß vielleicht – aber regionalspezifische Regeln (wie etwa Professionen) in Regionalbände? Nein Danke. Und aus einem bisherigen Band zwei machen? Doppelt nein, ohne Danke. Von G0 bis G14 hat das Erscheinen der Grünen Reihe von DSA 4 ganze acht Jahre gedauert – selbst wenn die neuen Bände etwas dünner werden, wenn sie kein bloße Aufguss sind, sondern vielleicht auch einem verbesserten Konzept folgen, ist mit gleichen Produktionszeiten zu rechnen, und das heißt, selbst wenn nur jeder zweite Band in zwei neue aufgeteilt wird, dauert es dann wohl bis 2026, bis wiederum alle Regionalspielhilfen verfügbar sind – und das heißt in dem Fall dann leider auch: bis man alle Heldentypen spielen kann. Das geht halt einfach gar nicht.
Vor allem, wenn Regionalspielhilfen wieder rauskommen, bevor das komplette Regelwerk (Magie, Götterwirken etc.) steht – dann haben wir doch genau den Schlonz wieder, den man durch den lobenswerten Vorsatz „ALLE Regeln in den Roten Bänden“ verwirklichen wollte.
Ich hoffe, die Redaktion überdenkt ihre Planung nochmal, und macht, wenn sie schon die Regionalprofessionen auslagern will, diese wenigstens gesammelt in eine zuerst erscheinende neue Geographia Aventurica, die damit auch eine größere Daseinsberechtigung erhielte.
Finde neue vollfarbige Regionalbeschreibungen auch super.
Ich hoffe aber, dass die Detailtiefe nicht weiter zunimmt, sondern alles nur aktualisiert wird. Und vielleicht auch einige Fehler, die die Logik der Welt betreffen, bereinigt werden.
Für den Regelteil wünsch ich mir, dass da wirklich nur sehr spezielle Regeln vorkommen, die nur in der jeweiligen Region relevant sind. Und hoffentlich werden für eine standardmäßige Charaktererschfassung einer neuen Heldengruppe keine zig Regionalbänder brauchen.
Ich denke, am Inhalt wird sich nicht viel ändern. Schließlich wird Thorwal plötzlich nicht zum strengen Feudalstaat oder das Mittelreich zu einem Städtebund, wo das Bürgertum den Ton angibt. Von daher dürfte sich der Anschaffungswert für Besitzer des entsprechenden grünen Vorgängers relativieren.