A long time ago in a galaxy far, far away…
Edge of the Empire heißt das neue Star-Wars-Rollenspiel. Die englische Ausgabe der Grundregelwerks ist seit Juli erhältlich. Seit Dezember bereits gibt es ein spezielles Beginner Game, mit dem sich der Verlag Fantasy Flight Games in erster Linie an Rollenspielneulinge richtet. Für Oktober hat der Heidelberger Spieleverlag die deutsche Ausgabe der Einsteigerbox angekündigt
Trotz der Ausrichtung auf Neulinge dürften so manche Veteranen des Rollenspiels ebenfalls Interesse an der Box haben – insbesondere dann, wenn sie Star-Wars-Fans sind und nicht länger auf die Veröffentlichung des deutschen Grundregelwerks warten möchten. Erscheinen wird das nämlich erst 2014. Die Frage ist jedoch, ob sich die Einsteigerbox überhaupt lohnt.
Ich habe mir daher die englische Ausgabe angeschaut, einen Blick auf den Inhalt geworfen und bei dieser Gelegenheit auch den oft gelobten Probenmechanismus mal im Detail betrachtet.
Der Inhalt der Box
Das Star Wars – Edge of the Empire Beginner Game beinhaltet ein deutlich abgespecktes Regelsystem, ein Einführungsabenteuer und vorgefertigte Charaktere. Das klingt verdächtig nach Schnellstarter – nur dass dieser Schnellstarter mehr als 25 Euro kostet. Fast zwangsläufig stellt sich die Frage, ob das Beginner Game nicht bloß Geldmacherei ist.
Die Antwort lautet selbstverständlich: Ja. Aber so schlimm ist es nicht. Zum einen ist es nicht zwangsläufig verwerflich, wenn die Verlage Geld verdienen möchten. Zum anderen ist das Edge of the Empire Beginner Game mehr als nur ein simpler Schnellstarter. Die Box ist gut gefüllt.
Der Inhalt im Detail:
- Ein 32-seitiges Abenteuer
- Ein 48-seitiges Regelheft
- Vier achtseitige Hefte für jeweils einen vorgefertigten Charakter
- 14 spezielle Würfel
- Ein große (ca. DIN-A2) doppelseitig bedruckte Karte mit Bodenplänen
- Mehrere Plättchen mit Figuren für die Bodenpläne
- Zwei Infoblättchen
Das ist deutlich mehr Inhalt als der durchschnittliche Schnellstarter bietet. Doch ist das 25,- Euro und mehr wert?
Das Regelbuch ist mit 48 Seiten recht umfangreich, aber letztlich nur ein Auszug aus dem eigentlichen Regelwerk, der auf manche Spielmechanismen verzichtet. Die Generierung eigener Charaktere ist damit nicht möglich, dafür gibt es die vorgefertigten Charaktere. Das Abenteuer ist trotz 32 Seiten eher kurz und dient dazu, Spielern und Spielleitern während des Spiels die Regeln näherzubringen. Entsprechend viel Platz wird den Regelerklärungen eingeräumt. Die eigentliche Abenteuerhandlung besteht aus einer Aneinanderreihung von fünf bis sechs kurzen Szenen.
Die Bodenpläne und Spielplättchen sind nett anzusehen, aber von nur eingeschränktem Spielnutzen. Sehr nützlich hingegen sind die 14 Würfel. Zwar lässt sich Star Wars – Edge of the Empire auch mit normalen W6, W8 und W12 spielen, allerdings dürfte das eher umständlich sein. Langfristig wird man um die speziellen Würfel wohl nicht herumkommen. Mit dem Beginner Game spart man immerhin die Kosten von 11,- bis 15,- Euro für das Würfelset.
Die Würfel
Das Kernstück der Regeln ist das Würfelsystem. Star Wars – Edge of the Empire nutzt einen einheitlichen Regelmechanismus für alle Proben. Ein Würfelwurf gibt nicht nur rasch Auskunft über Erfolg oder Fehlschlag einer Probe, sondern zeigt zudem den Erfolgsgrad an und kann darüber hinaus weitere erzählerische Auswirkungen haben.
Zu diesem Zweck nutzt Star Wars – Edge of the Empire sieben verschiedene Würfel. Jeder Würfel zeigt unterschiedliche Symbole, die positive und negative Effekte haben.
Ability Dice (grün)
Die grünen Fertigkeitswürfel repräsentieren das Können eines Charakters. Je besser ein Charakter in einer Fertigkeit ist, desto mehr grüne Würfel hat er.
Proficiency Dice (gelb)
Die gelben Würfel sind eine Steigerung der grünen Fertigkeitswürfel. Sie werden von Charakteren eingesetzt, wenn sie eine Fertigkeiten nutzen, in der sie besonders geschult sind.
Boost Dice (hellblau)
Besondere Vorteile werden durch hellblaue Würfel repräsentiert. Sie werden eingesetzt, wenn ein Charakter durch Glück, Zufall oder vorteilhafte Aktionen einen Bonus bekommt.
Difficulty Dice (lila)
Die lila Schwierigkeitswürfel repräsentieren die Schwierigkeit einer Probe. Je schwieriger eine Aufgabe ist, desto mehr lila Würfel werden der Probe hinzugefügt.
Challenge Dice (rot)
Die roten Würfel sind eine Steigerung der lila Würfel. Sie repräsentieren die größtmöglichen Schwierigkeiten, mit denen ein Charakter konfrontiert werden kann.
Setback Dice (schwarz)
Die schwarzen Würfel sind das Gegenteil der hellblauen Würfel. Sie repräsentieren kleinere Probleme, auf die ein Charakter während einer Probe stößt.
Force Dice (weiß)
Der weiße Machtwürfel ist ein besonderer Würfel, der nur zu Beginn der Spielsitzung zum Einsatz kommt.
Die Probe
Wie viele und welche Würfel einem Charakter für eine Probe zur Verfügung stehen, hängt von seinem Wert in der jeweiligen Fertigkeit und der zugehörigen Eigenschaft ab. Der jeweils höhere Wert bestimmt, wie viele grüne Würfel dem Charakter zur Verfügung stehen; der niedrige Wert gibt an, wie viele der grünen Würfel in gelbe Würfel umgewandelt werden.
Beispiel: Ein Schmuggler – nennen wir ihn Han Solo – möchte mit seiner Blasterpistole auf einen nervigen Kopfgeldjäger schießen. Die dafür benötigte Fertigkeit ist „Ranged – Light“, in der er einen Wert von 2 hat. Die zugehörige Eigenschaft ist „Agility“, in der Han auf 4 kommt. Damit stehen ihm für die Probe 4 grüne Würfel zu Verfügung, von denen 2 in gelbe Würfel umgewandelt werden. Sein Würfelpool besteht also aus 2 gelben und 2 grünen Würfel – was nicht schlecht ist.
Anschließend wird der Schwierigkeitsgrad der Probe festgelegt und entsprechend 0 bis 5 lila Würfel oder sogar einzelne rote Würfel dem Würfelpool hinzugefügt. Verschiedene äußere Faktoren oder Vor- und Nachteile können den Würfelpool zusätzlich verändern, indem hellblaue und schwarze Würfel hinzugefügt werden.
Ist der Würfelpool komplett, legt der Spieler die Probe mit allen Würfel ab. Wie die Probe ausgegangen ist, zeigen die gewürfelten Symbole. Es gibt sechs verschiedene Symbole.
Die positiven Symbole:
- Success
- Triumph
- Advantage
Und die negativen Symbole:
- Failure
- Despair
- Threat
Zeigen die Würfel mehr Success- und Triumph-Symbole als Failure- und Despair-Symbole, ist die Probe ein Erfolg gewesen. Die positiven und negativen Symbole heben sich gegenseitig auf. Entscheidend ist also, welche Symbole übrig bleiben. Je mehr Success-Symbole übrig bleiben, desto besser ist die Probe gelungen. Übrig gebliebene Triumph und Despair-Symbole können zudem besondere regeltechnische oder erzählerische Effekte hervorrufen. Gleiches gilt für die Advantage- und Threat-Symbole.
Lohnt sich das?
Star Wars – Edge of the Empire Beginner Game wird als eigenständiges Spiel angepriesen. Das stimmt, wenn auch nur eingeschränkt. Das Regelbuch ist umfangreich genug um als eigenständiges Werk durchzugehen. Richtig glücklich werden damit aber wohl nur Rollenspielneulinge, an die sich das Beginner Game vornehmnlich richtet – der Name ist also Programm.
Rollenspielveteranen hingegen werden manche Spielmechanismen vermissen. Insbesondere die fehlende Möglichkeit, eigene Charaktere zu generieren, ist ein großes Manko. Die vier vorgefertigten Charaktere sind für das mitgelieferte Abenteuer zwar ausreichend, doch selbst Neulinge werden irgendwann eigenen Charaktere generieren wolle – auch wenn, das soll nicht unerwähnt bleiben, die vier Charakterheftchen wirklich gut gestaltet sind.
Das Beginner Game erfüllt daher im Wesentlichen die Funktionen eines Schnellstarters. Es bietet die Möglichkeit, die grundlegenden Regelmechanismen im Rahmen eines Kurzabenteuers kennenzulernen. Wer anschließend feststellt, dass ihm das Spiel nicht zusagt, dürfte sich aber wohl über die 25,- Euro ärgern. Wer hingegen weiter Edge of the Empire spielen möchte, wird um den Kauf des vollständigen Regelwerks nicht herumkommen. Unterm Strich hat man dann aber für ein Kurzabenteuer und das passende Würfelset 25,- Euro bezahlt.
9 Gedanken zu “Star Wars – Edge of the Empire – Beginner Game”
Ein paar Freunde und ich haben das Beginner Set bereits vor einigen Monaten eher zufällig im Bonner Comicladen entdeckt und es spaßhalber einfach mal mitgenommen (wobei uns der Preis am anfang auch erst abgeschreckt hat).
Nach dem spielen des Einsteiger Abenteuers, das extrem viel Spaß gemacht hat und uns eingesessene DSA Spieler vor allem mit seinem zügigen Kampftempo positiv überrascht hat, haben wir uns sofort nach mehr umgesehen und im Internet, mit ein wenig Recherchearbeit, die Beta Charaktergenerierungsregeln, so wie ein von FFGames kostenlos bereitgestelltes Folge Abenteuer (was allerdings nicht sooo gut ankam) gefunden.
Inzwischen spielen wir mit dem original importieren Regelbuch und haben noch immer viel Spaß.
Lange rede, kurzer Sinn: Für uns ist das Beginner Game zu einer wunderbaren abwechslung zu DSA geworden.
Hey atlan.
Ich selbst habe einen jawa techniker und finde das spiel obwohl ich es erst einmal gespielt habe eine sehr nette sci-fi abwechslung zu dsa
Also im grossen und ganzen ein sehr tolles rollenspiel
TheChoosenGamer
Obwohl ich’s nicht nochmal bespielen werde, hat sich das Beginner Set für mich gelohnt. Neben bisher 10 Stunden vegnüglichem Spiel (2x das Einsteigerbenteuer) hab ich für mein weiteres Spiel das Würfelset (einzeln ca. 13 €) und ein paar Dutzend Token sowie den Bodenplan bekommen. Nicht schlecht für ca. 25 €
Klar. Kommt immer drau an. Jeder Käufer muss sich eben fragen, ob es sich für ihn lohnt. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ist es nicht.
Wie Atlan Avatar schon geschrieben hat gibt es online auf der FFG Homepage das Anschlussabenteuer zum kostenlosen Download. Hier ist es zusammen mit 2 weiteren Chars zu finden: http://www.fantasyflightgames.com/edge_minisite_sec.asp?eidm=224&esem=4
Ein zusätzliches AB, das auf Coruscant spielt (und nochmal einige neue Chars) gibt es seit kurzem hier: http://www.fantasyflightgames.com/edge_news.asp?eidn=4328
Beiden können mit der Beginner-Box gespielt werden, was den Preis weiter relativiert. Hinzu kommt, dass man bei mehreren Spielern auch eine praktische Würfel-App herunterladen kann (kostenpflichtig – es geht hier ja hauptsächlich um das monetäre), die auch die Auswertung der Würfe übernimmt. Ich persönlich vertraue allerdings nur den echten Würfeln 😉 .
Bzgl. des Preises: Ich hab meine Beginner-Box und das Core Rulebook im Ausland gekauft und dort zahlt man z.T. erheblich weniger als die 25 Euro bzw. über 50 Euro, die in DE fällig werden.
Klar stimmt es, dass man sich ärgert die 20 Euro für die Beginner-Box ausgegeben zu haben, wenn einem EoTE nicht gefällt. Aber wer Star Wars mag kann hier eigentlich gar nichts falsch machen. 🙂
Spätestens seit dem kurzen Bericht im Zunftblatt, reizt mich das System sehr. Immerhin austesten möchte ich es mal. Mal sehen, wo sich auf einer Con dazu die Chance finden lassen wird.
Probier das oben verlinkte AB auf Coruscant aus. Da sind vorne die Einsteigerregeln drin, die mit den ebenfalls von FFG bereitgestellten Chars gespielt werden können. Auch eine Würfel-Umrechnungstabelle (falls du die speziellen Würfel nicht hast) ist da enthalten. Nicht ganz so praktisch, aber für ne Testrunde reicht das bestimmt.