Jeder Held braucht mal Pause. Die Rettung der Welt ist anstregend. All die Kämpfe gegen stinkende Orks, die ständige Suche nach legendären Schätzen und das regelmäßige Prinzessin-aus-den-Klauen-eines-Drachen-befreien können ganz schön schlauchen. Umso wichtiger sind Zeiten der Entspannung. Jeder Held sollte sich hin und wieder einen Urlaub gönnen. Gerade im Sommerloch, wenn ohnehin wenig los ist. Wie wäre es also mit einer kleiner Entspannungsreise durch, sagen wir, Japan?
Interessiert? Dann kann ich Tokaido empfehlen.
Tokaido ist ein Brettspiel für 2 bis 5 Spieler geschlauchte Abenteurer, die gemeinsam auf einem alten Pilgerpfad durch Japan wandern. Auf ihrer Reise von Edo nach Kyoto können sie ihre Seele baumeln lassen, die wunderschöne Landschaft bestaunen, Souvenirs sammeln, Tempel besuchen, in heißen Quellen entspannen und in guten Restaurants essen.
Doch wie das so ist mit echten Helden: Sie können nicht aus ihrer Haut – selbst im Urlaub nicht. Sie brauchen den Nervenkitzel – selbst während einer Entspannungsreise durch Japan. In Tokaido wetteifern die Helden darum, wer die schönste Landschaft bewundert, die meisten Souvernirs sammelt und in Restaurants die besten Mahlzeiten isst.
Wie funktioniert Tokaido?
Auf dem schön gestalteten Spielplan von Tokaido ist die alte Handelsstraße von Edo nach Kyoto eingezeichnet. Eine Wanderung entlang dieses Pfades braucht Zeit, denn es gibt nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu entdecken, sonderen mehrere Restaurants laden zum Schmausen ein und immer wieder treffen die Abenteurer auf andere Reisende. Die Spieler wandern den Pfad entlang und haben dabei die freie Wahl, welchen Ort sie besuchen möchten.
Der Spieler, dessen Figur auf dem Pilgerpfad ganz hinten steht, darf seine Figur so lange von Ort zu Ort bewegen, bis er nicht mehr der letzte Spieler auf dem Pfad ist. Dann ist der Spieler an der Reihe, der sich nun an letzter Position befindet. Das bringt Taktik ins Spiel
Der Spieler, der am Zug ist, muss sich entscheiden, ob er langsam wandern und möglichst viele Orte besuchen möchte, oder ob er vorwegschreitet und anderen Spielern den Besuch begehrter Orte wegschnappt. Die Zahl der Spieler, die sich gleichzeitig an einem Ort aufhalten dürfen, ist nämlich begrenzt.
An jedem Ort, den ein Spieler besucht, wird die entsprechende Aktion ausgeführt und eine (oder mehrere) der zugehörigen, ansprechend gestalteten Karten gezogen. Durch manche Orte erhalten die Spieler Geld, an anderen Orten können sie Geld für Souvenirs oder Mahlzeiten ausgeben, an Tempel spenden oder Panoramakarten sammeln. Das Ziel ist es, möglichst vielfältige und umfassende Erfahrungen zu machen. Urlaubsprofis wissen: So etwas muss geplant werden.
Wer alles besucht und sammelt, was er unterwegs erblickt, verliert rasch den Überblick und hat am Ende allerlei Krimskrams gesehen und gesammelt, aber die besten Sachen verpasst. Gefragt ist ein geplantes Vorgehen. Je vollständiger die Souvenir-Sammlung, desto wertvoller ist sie. Ähnlich sieht es bei den Landschaften aus. Hier geht es darum, eine Landschaft möglichst vollständig zu erkunden. Spieler müssen sich für ein Set von Panoramakarten entscheiden und sollten versuchen, dieses drei bis fünfteilige Set zu vervollständigen. Dafür gibt es die meisten Punkte. Mit Punkten belohnt wird auch der Spieler, der regelmäßig in Tempeln Geld spendet.
Der Trick bei Tokaido besteht also darin, sich zunächst zu überlegen, was man auf seiner Reise sammeln möchte, und anschließend die dafür notwendigen Orte aufzusuchen. Das Problem dabei sind: Die Mitspieler. Die können ihrerseits die gefragten Orte ansteuern und dadurch für andere Spieler blockieren.
Nach 30 bis 45 Minuten haben die Spieler das Ziel ihrer Reise erreicht: Kyoto. Dort berichten die tapferen Helden von den Erlebnissen auf ihrer Wanderung. Sprich: Die Punkte werden zusammengerechnet. Hier zählt sich das geplante Vorgehen aus. Je vollständiger ein Karten-Set, desto mehr Punkte gibt es.
Fazit
Tokaido ist kurzweilig und sehr schön anzusehen. Der Spielplan sieht toll aus, die Spielkarten sehen toll aus, alles sieht toll aus. Das Spielprinzip mit der leicht taktischen Ausrichtung ist elegant und leicht verständlich. Die ersten Partien Tokaido machen Spaß. Doch dann lässt die Motivation nach. Tokaido ist letztlich nur ein simples Lauf- und Sammelspiel, dem es an Langzeitspielspaß mangelt. Aber gut… für den Sommerurlaub fern dem anstrengenden Heldenalltag ist Tokaido vielleicht genau das Richtige.
Tokaido
Designer: Antoine Bauza
Hersteller: Funforge
Altersempfehlung: ab 8 Jahre
Spieleranzahl: 2 – 5
Spieldauer: 30 – 45 Min.
Preis: 30 – 40 Euro
(Anleitung bislang nur in Englisch)
Weitere Bilder:
3 Gedanken zu “Rezension: Tokaido”
Sehr schöne Spielvorstellung, danke sehr – gerne mehr davon!
Dem möchte ich mich anschließen. Gerne mehr (Brett-)Spielevorstellungen.
Ok. Ich werds versuchen. 🙂