DSA-Kurzgeschichten sind offenbar gerade schwer angesagt. Auf der RPC in Köln hat Ulisses den Band Schattenlichter vorgestellt, eine Kurzgeschichtensammlung zur Settingbox Gareth – Kaiserstadt des Mittelreiches. Elf Autorinnen und Autoren erzählen in Schattenlichter insgesamt 14 Geschichten aus der größten Stadt Aventuriens. Der 134-seitige Band kostet nur 4,99 Euro. Dafür gibt es allerdings kein gedrucktes Buch. Schattenlichter ist ausschließlich als PDF bzw. E-Book erhältlich.
Einen ähnlichen und doch ganz anderen Weg beschreitet der Uhrwerk-Verlag. Kurz vor der Veröffentlichung von Schattenlichter haben die Uhrwerker mit Netz der Intrige den schon länger angekündigten Band mit DSA-Kurzgeschichten for Myranor herausgebracht. Ganz wie in Schattenlichter spielen die elf Kurzgeschichten aus Netz der Intrige alle in einer Stadt: Der Hafenstadt Daranel, die am Rande des Meers der Schwimmenden Inseln liegt.
Anders als Schattenlichter gibt es Netz der Intrige aber nicht als E-Book, sondern nur als Hardcover. Mit 384 Seiten ist die Myranor-Anthologie zudem fast dreimal so dick wie sein aventurischer Pendant – und mit 24,95 Euro fünfmal so teuer.
Doch dafür halten Käufer was in den Händen – und die einzelnen Geschichten sind natürlich deutlich länger. In Schattenlichter gibt es einzelnen Geschichten, die gerade mal auf zwei oder drei Seiten kommen; keine Geschichte hat 20 oder mehr Seiten. In Netz der Intrige hingegen haben die Erzählungen üblicherweise 40 Seiten, die längste sogar 72.
Herausgegeben wird Netz der Intrige übrigens von DSA-Altmeister Bernhard Hennen, dem Autor von DSA-Abenteuern wie Das Jahr des Greifen und Die Phileasson-Saga. Auch die anderen Autoren der DSA-Kurzgeschichten für Myranor sind durchaus namhaft.
Egal ob Schattenlichter oder Netz der Intrige, das Konzept der Bände mit DSA-Kurzgeschichten ist sehr attraktiv. Die herkömmlichen DSA-Romane bereiten häufig nicht so viel Lesevergnügen, als dass sie über mehrere hundert Seiten fesseln könnten. Eine Kurzgeschichtensammlung hingegen ist deutlich abwechslungsreicher.
Vielleicht werde ich meine kleine Sammlung an DSA-Romanen bald erweitern.
28 Gedanken zu “DSA-Kurzgeschichten sind angesagt”
Schade, dass die Kurzgeschichten aus Schattenlichter alle in Gareth angesiedelt sind, ein Ort in Aventurien, den ich schon immer völlig unsexy fand…
Eben, warum eigentlich nie Maraskan?
Wobei ich mir deutlich langweiligere Handlungsschauplätze als Gareth vorstellen kann.
Schade, dass der Garethband nur als E-Book erscheint. Ich kaufe nur gedruckte Bücher und finde, dass sich so ein labbriges pdf deutlich weniger wertig anfühlt.
Der Myranorband hingegen klingt interessant.
Ich bin auch kein Freund von PDFs. Aber 5 Euro ist natürlich ein attraktiver Preis.
Sehe ich genauso – PDF sind schön und gut, aber unter Lesespaß verstehe ich etwas anderes – dafür bezahle ich auch gerne mehr. Schade, dass es nicht als „echtes“ Buch herauskommt
„Echo der Tiefe“ gab es auch schon nur als eBook (im übrigen sowohl als PDF und als epub).
Und für „Netz der Intrige“ gilt wohl das gleiche wie für alle anderen noch nicht als eBook erhältlichen DSA-Romane: Was nicht ist kann ja noch werden…
Ich muss gestehen, dass ich angesichts der nicht enden wollenden Giganto-Epen (Rad der Zeit, Lied von Eis und Feuer, Das Schwert der Wahrheit, und andere) selbst vor einigen Jahren zu der eigentlichen Form der literarischen Fantasy zurückgekehrt bin, der Kurzgeschichte: C.L. Moore, Robert E. Howard, Jack Vance, Karl Edward Wagner, Tanith Lee, aber auch moderne Interpreten wie Andrzej Sapkowski, Garth Nix, K.J. Parker…
Was für eine Kunst, in 30-60 Seiten eine runde Geschichte zu erzählen, ohne zu mäandern und den eigenen Faden zu verlieren.
Gute Chancen für Netz der Intrige, auf meinem Lesestapel zu landen. Das wäre dann nach Brandhorsts Ehernem Schwert das zweite Werk DSA-Literatur, an dem ich mich versuche.
Ui, „Das eherne Schwert“ hat ja mit heutigen DSA-Romanen mal wirklich nichts gemeinsam, vom Markennamen und einigen Begriffen mal abgesehen. Zumindest für „Netz der Intrige“ kann ich als Beteiligter mal sagen, dass ein Großteil der Autoren (inkl. mir selber) Myranor auf irgendeine Art mit geschaffen hat. Insofern sollte es uns gelungen sein, die myranische Stimmung einzufangen und weiterzugeben. Allerdings kenne ich zugegebenermaßen bislang neben meiner eigenen Geschichte auch nur die Leseprobe von Tom Finn…
Das Eherne Schwert hatte nicht nur nichts mit heutigen DSA-Romanen gemein, sondern auch nie etwas mit dem damaligen Aventurien, schon zu seinem Erscheinen. Es widersprach ja schon allem, was in der Basisbox und den ersten vier Modulen von Aventurien skizziert wurde. Und selbst diese Skizzen sind heute nicht mehr kanonisch. (Haken-Joe, Rückkehrer aus Güldenland, Havena als heruntergekommenes Kaff, usw. usw.)
Das war genau der Grund, warum ich das Eherne Schwert überhaupt gelesen (und bis zum Ende durchgehalten) habe. Ich wollte wissen, wie Knaur sich seinen Part des DSA-Deals vorgestellt hatte. Und welche Entwicklung DSA wohl genommen hätte, wenn es mit Romanen in diesem Stil weitergegangen wäre…
Und wenn ich mal ketzerisch werden darf: Netz der Intrige interessiert mich auch nur, weil es ausdrücklich nicht Aventurien ist, und weil Patric Götz es mir als „Geschichten-aus-der-Diebeswelt“-artiges Konzept vorgestellt hat. Das finde ich sehr, sehr interessant.
Naja, Schattenwelt oder Unterwelt trifft es wahrscheinlich besser, aber letztlich ist das eigene Beurteilungsfrage. Anders als Aventurien ist es in jedem Fall, weil Myranor einfach anders ist und Daranel im Gegensatz zu Gareth wenig beschrieben ist – da kann man sich auch als Autor freier entfalten. In Gareth kann man ja gefühlt nicht mal eine Kneipenszene schreiben, ohne vorher das Etablissement recherchiert zu haben, und zwar inklusive etwaiger Bediensteter oder Stammgäste… 😉
Im übrigen ist es ja nicht der erste Myranor-„Roman“, denn da gab es inklusive der Hjaldinger-Saga nun auch schon derer fünfe. „Thronräuber“ beispielsweise gefällt mir gut, weil er viel von der Andersartigkeit Myranors rüberbringt. Die Hjaldinger-Saga wäre dir dann wohl schon zu thorwalsch, und „Der Schandfleck“ krankt daran, dass der Protagonist Aventurier ist… Und letztlich der Erstling „Den Göttern versprochen“.
„So jungs aufgepasst. Jeder von euch schreibt mir bis zur Mittagspause ne Geschichte. Darf nich länger als 3 Seiten sein und muss in Gareth spieln. Dann machst du da, das hübsch als PDF und dann bringen wir das so raus. 5 Euro zum download… für euer geschwurbel lass ich keine bäume sterben… aber von dem Gewinnen gehn wir anner weihnachtsfeier bowlen…“
„Aber… ähm.. mein Herr… wir haben grade eine ganze Box über Gareth rausgebracht und… naja… sollten wir nicht auch mal ein anderes spektrum der Fangemeinde…ähm… was ich sagen will ist die redundanz des themas…“
„Bist du neu hier? Die kaufen eh alles! Bwahahaha diese Rollenspieler“
Alle: „Bwahaha“
Vielen lieben Dank für das kleine Feature, Arkanil! Wir hätten wirklich sehr gerne ein richtiges Buch mit Kurzgeschichten gemacht, ich persönlich bin ja auch ein großer Freund von Papier und Druckerschwärze. Gerade mit Kurzgeschichten habe ich aber das digitale Lesen für mich entdeckt, und bei kürzeren Geschichten greife ich inzwischen zur Abwechslung immer wieder gerne zum E-Reader.
Leider gelten Anthologien im Buchhandel noch immer als echtes Kassengift und werden bei weitem nicht so gern gekauft wie Romane. Ich hege aber die Hoffnung, dass wir irgendwann auch wieder eine Kurzgeschichtensammlung in echt und zum Anfassen bringen können. Hört also bitte nicht auf, immer wieder danach zu fragen. 🙂
@Chajos: Ich kann dir versichern, das ein solches Gespräch nicht stattgefunden hat. 🙂 Unsere Hauptmotivation für Schattenlichter war tatsächlich, einen anderen und leichter zugänglichen Blick auf die Stadt zu werfen, als das eben mit einer 2-Kilo-Setting-Box möglich ist.
Für Kurzgeschichten würde ich ggf. auch auf E-Books zurückgreifen. Das finde ich noch erträglich. Aber ganze Romane (und auch DSA-Abenteuer) sind für mich nichts.
Gerne!
Ich möchte auch nochmal darauf hinweisen, dass das Format Ebook die Zielgruppe verengt. Ich zum Beispiel lese gerne DSA-Geschichten und bin damit ein potentieller Käufer eines gedruckten Produkts, aber zum einen will ich meine Geschichten eben gedruckt in der Hand haben und nicht digital lesen, zum anderen habe ich auch gar nicht die technischen Voraussetzungen dazu, sprich weder Kindle noch Tablet (Smartphone war schon teuer genug – darauf lese ich aber keine Texte, die länger als Tweets sind. Und mich zum längeren Lesen vor den Rechner setzen .. nee). Also schließt bitte nicht von Ebook-Kurzgeschichtenband-Verkaufszahlen auf mögliche Print-Kurzgeschichten-Verkaufszahlen, denn so wie ich das sehe hat Print immer noch einen größeren möglichen Kundenkreis.
Mir hat übrigens „Unter Aves‘ Schwingen“ mit Beiträgen aus einem Kurzgeschichtenwettbewerb gut gefallen – warum nicht die Community miteinbinden und deren Beiträge vielleicht mit denen erfahrenerer/bekannterer Autoren mischen?
Das war doch bei den „Gassengeschichten“ auch schon so. Die Hälfte der damals daran beteiligten Autoren (inkl. mir selbst) kam aus dem Lehensvergabewettbewerb 1996, der ja als Kurzgeschichten-Wettbewerb lief.
Hehe, das war ganz zum Anfang meiner DSA-Zeit und ich habe diese Entwicklungen damals noch nicht verfolgt. Meine erste Begegnung mit DSA-Spielern, die nicht auf meiner Schule waren, war 2000 mit erstem Internet-Zugang und dem ergoogelten (oder yahooten?) „Aventurium“.
Verglichen mit damaligen Perlen der Romanreihe wie „Druidenrache“ oder dem „Galgenschloss“ möchte ich übrigens die aktuellen DSA-Romane ausdrücklich loben!
Die technischen Voraussetzungen für EPUBs hast du, denn die kann man auch am Computer lesen, den du ja zweifelsohne hast.
Zum Preisvergleich „Schattenlichter“ und „Netz der Intrige“ möchte ich noch anmerken, dass Netz der Intrige nicht wie bisherige DSA-Romane ein (kleines) Paperback ist, sondern ein Hardcover mit sehr edlem Einband und Lesezeichen, sowie größerem Format, wodurch es rund 25% mehr Wörter/Zeichen pro Seite als bspw. Schattenlichter hat. Als grobe Rechnung:
Schattenlichter: ~320 Wörter (2.000 Zeichen) pro Seite; ~125 Seiten Text; PDF 4,99€ (theor. Paperback-Preis: 6€*) => 66 Wörter pro Eurocent
Netz der Intrige: ~400 Wörter (2.500 Zeichen) pro Seite; ~373 Seiten Text; Preis 24,95€ => 60 Wörter pro Eurocent
Die beiden Bücher liegen preislich also sehr nah beeinander, und das trotz der namhaften Autoren beim Myranor-Band.
*Als Umrechungsfaktor nahm ich Ulisses‘ übliche Preise für Romane: 7,99€ EPUB und 11,95€ Paperback => Faktor ~1,2. Einen Umrechnungsfaktor von PDF zu Hardcover konnte ich leider nirgends sinnvoll ableiten. Würde Schattenlichter aber als Hardcover (nicht Paperback) erscheinen, dann dürfte es nicht mehr als 6,70€ kosten, sonst wäre es teurer als Netz der Intrige.
Kleiner Fehler: „7,99€ EPUB und 11,95€ Paperback“ sollte eigentlich „7,99€ bzw. 9,99€ EPUB zu 9,99€ bzw. 11,95€ Paperback“ heißen, der Umrechnungsfaktor ist aber weiterhin ~1,2.
Genau, „Netz der Intrige“ ist ein echt fettes Hardcover und in den Abmessungen etwa gleichauf mit dem Liber Cantiones. Ich habe heute nämlich mein Belegexemplar bekommen und bin echt begeistert. Der Einband zum Teil matt, zum Teil glanzgedruckt und mit ertastbaren Lettern, das ist schon eine echt geile Haptik. Man bekommt da also allein von der Aufmachung her schon was sehr ordentliches für sein Geld. Also los: Kaufen, lesen, Spaß haben (oder vielmehr wohl spannende Unterhaltung)!
Ich finde das Format ein wenig … überambitioniert. Nichts gegen die Schreibe der Autoren, da sind ja gute und von mir sehr geschätzte Kollegen dabei. Aber gerade so eine Kurzgeschichtenanthologie sehe ich immer auch als Werbung und Einstieg in eine unbekannte Welt. Überformatige Luxusausgaben mit einem Preis von 25 Euronen sind aber eher etwas für Fans und Sammler – aber vielleicht setzt man auch einfach auf den Namen Bernhard Hennen.
Eher unterhaltsam finde ich allerdings: Würde Ulisses einen Kurzgeschichtenband in diesem Format und für diesen Preis rausbringen, es würde gleich wieder der Vorwurf der Überteuerung und der kapitalistischen Geldmache im Raum stehen. Seien wir ehrlich: Es wäre so. 😉
Und so ist es ja auch! 😉
Dem Uhrwerk Verlag wurde dieser Vorwurf aber auch gemacht: http://community.uhrwerk-verlag.de/index.php?topic=336.msg3647#msg3647
Da die Ankündigung des Bandes inzwischen ~8 Jahre zurückliegt, würde ich den Band auch eher als Angebot für Fans und Sammler sehen, denn als echten Einstiegsband. Damals machte ja noch nicht mal der Uhrwerk Verlag die Myranor-Sachen.
Bei Preisen sollte man aber ohnehin die Mathematik und nicht das Gefühl entscheiden lassen, ob es teuer oder billig ist. Niedrige Preise sind eben nicht das gleiche wie billig.
Ne, der Band war ursprünglich anläßlich des 10. Geburtstags von Myranor geplant – naämlich 10 Jahre nach der im Herbst 2000 erschienenen Myranor-Box. Und das sind lediglich knapp drei Jahre und nicht acht…
Es ist doch ganz einfach: Die Kapitalisten, das sind immer die anderen 🙂
Sehr interessant. Danke für die Infos.
Ichg habe beim Printprodukt was in der Hand?
Stimmt, Gewicht
beim E-file auch
nämlich mein Tablet und erheblich mehr Bücher ohne Zusatzgewicht zur Hand.