Splittermond wird das neue DSA. Zugeben wollen das die Splittermond-Macher nicht. Die Verantwortlichen achten sorgsam auf einen gesunden Sicherheitsabstand zu DSA. Das ist verständlich, glaubhaft – und völlig unerheblich. Die Deutungshoheit darüber, was Splittermond sein wird und was nicht, haben die Macher schon verloren. Splittermond wird das neue DSA.
Zwei Wochen sind seit der Ankündigung vergangen, dass der Uhrwerk Verlag an einem neuen Fantasy-Rollenspiel namens Splittermond arbeitet. Auf der offiziellen Homepage, dem zugehörigen Forum und an anderen Stellen wurden in dieser Zeit die Grundzüge des Regelsystems und der Spielwelt vorgestellt. Die Verantwortlichen werden dabei nicht müde den eigenständigen Charakter des Rollenspiels zu betonen. Denn ja, selbstverständlich soll Splittermond eine eigene, plausible und spannende Welt sein. Und nein, selbstverständlich will Splittermond kein neues DSA sein. Gleichwohl: Splittermond klingt wie DSA.
Splittermond wird ganz wie DSA…
Trotz aller Widerstandbemühungen der Autorenschaft sieht Splittermond verdächtig nach DSA aus. Das liegt zu einem nicht unerheblichen Teil an der Grundausrichtung dieses Rollenspiels. Splittermond soll kein Nischenrollenspiel sein, nichts Abgefahrenes, Abgedrehtes, Exotisches, Wunderliches, Nochniedagewesenes. Oder in den Worten des Redakteurs Uli Lindner: „Wir möchten ein System und eine Welt entwickeln, die möglichst viele Spielstile ermöglicht und die das Potential bietet, dass man dort klassische Fantasy-Abenteuer jeglicher Art erleben kann.“ Wer denkt bei einer solchen Beschreibung nicht an DSA?
Nischenrollenspiele gibt es genug. Doch ein klassisches Fantasy-Rollenspiel mit einer breiten Produktpalette ist im deutschsprachigen Raum eine Seltenheit. In Bobas Blog ist diese Situation treffend beschrieben. Das einzige Mainstream-Rollenspiel ist DSA. Vielleicht noch Pathfinder. Abseits davon gibt es bislang wenig. Splittermond möchte das ändern, und steuert auf die Mitte des Mainstreams zu. Dorthin, wo seit Jahr und Tag DSA fröhlich vor sich hin schippert.
… nur ohne die Schwächen
Es ist aber nicht allein die Nähe zum altbekannten Rollenspiel-Dampfer, die Splittermond so verdächtig nach DSA aussehen lässt. Gerade in den Punkten, in denen das neue Rollenspiel nicht so wie Das Schwarze Auge sein möchte, wird die Verwandtschaft deutlich. Die Unterscheidungsmerkmale lesen sich wie die Wunschliste für ein DSA ohne Macken, Marotten und Mängel.
Ein Regelwerk, das beim Spielen unterstützt, anstatt im Wege zu stehen? | Check |
Ein einfacher und einheitlicher Probenmechanismus für alle Handlungen? | Check |
Eine Beschränkung auf Talente, die für das Abenteuerleben von Bedeutung sind? | Check |
Eine schnelle und ausbalancierte Charaktererschaffung? | Check |
Eine größere Spielwelt mit mehr Distanz zwischen den Kulturen? | Check |
Eine Spielwelt mit weißen Flecken und Raum für Entdeckungen? | Check |
Eine wirklich böse Rasse, und nicht bloß Orks mit schwerer Kindheit? | Check |
Ein Metaplot, der weniger kleinteilig und behindernd ist? | Check |
Einzelne Regionen, die vom Metaplot nicht betroffen sein werden? | Check |
Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.
Splittermond klingt genau wie ein Rollenspiel, das die Stärken von DSA aufgreifen will und die Schwächen zu vermeiden sucht. Wer klassische Fantasy à la DSA sucht, wer regelmäßige Verlagsproduktionen möchte, wer vielleicht sogar den Metaplot schätzt, wen aber das DSA-Regalsystem nervt, wem Aventurien zu klein und kleinteilig ist, wem die Spielwelt zu unausgegoren erscheint, der blickt bereits jetzt freudig auf Splittermond. Für diese Rollenspieler – und von ihnen scheint es viele zu geben – wird Splittermond das neue DSA.
Egal, ob der Uhrwerk-Verlag das so beabsichtigt oder nicht.
Terminhinweis: Am kommenden Sonntag wird sich das Durchgeblättert-Team in einem Google-Hangout über Splittermond unterhalten. Auch ich werde dabei sein. Los geht es um 16 Uhr. Weitere Details – wie zum Beispiel der Link zum Hangout – werden kurz vor Beginn über Twitter verbreitet. (Zumindest gehe ich davon aus – ansonsten möge man mich korrigieren.)
31 Gedanken zu “Splittermond: Das neue DSA”
Zum Hangout: Alles richtig. Alternativ kann man sich um 16:00 auch direkt über Zwarts Kanal einklinken oder auch im Nachgang die Aufzeichnung anschauen: http://www.youtube.com/user/dasZwart
Hab das Hangout angesehen.
Danke für Eure Anmerkungen zu Splittermond. Nach Euren Ausführungen finde ich es auch nicht mehr interessant, sondern einfach eine Zusammenwürfelung von allen anderen Systemen. Nix neues wie angekündigt!
Meh. Die Anti-DSA-Artikel häufen sich und es nervt mich.Die Checkliste bspw. ist wieder mal ziemlich einseitig.
Nichts gegen den Blog hier! Nur die Thematik ist so…. ach. -_-
Findest Du das wirklich so Anti-DSA? Das war gar nicht meine Absicht.
Ich spiele gern DSA. Aber dass DSA gewisse Schwächen hat, ist wohl nicht nur meine Einbildung. Viele Kritikpunkte (natürlich nicht alle) werden von viellen Rollenspielern und gerade auch von DSA-Spielern geteilt. Wobei der Grad der Unzufriedenheit natürlich sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. (Die Checkliste also bitte nicht so völlig ernst nehmen.)
Splittermond klingt nun so, als ob man ein Rollenspiel machen möchte, dass all diese Kritikpunkte berücksichtigt. Sozugagen ein DSA für die unzufriedenen DSA-Spieler.
Wer das gegenwärtige DSA gut findet, wird eher nicht zu Splittermond greifen. Ist auch okay.
Welches Rollenspiel hat keine Schwächen? Ich sage nicht, dass ich diese bei DSA nicht sehe. Aber: Ja, es ist primär ein Anti-DSA Artikel denn einer über Splittermond, und das finde ich unnötig und nervig. Irgendwann ist das DSA-Bashing auch mal gut.
Ich nehme die Liste nicht mehr, und nicht weniger ernst als jeden anderen Artikel auch und ich bin auch nicht unbedingt dafür bekannt, ein Spielverderber zu sein.
Hab ich jetzt eigentlich auch gar nicht als Bashing wahrgenommen. Auch wenn man bei so manchem Arkanil-Artikel eine deutliche Frustration mit manchen Aspekten von DSA merkt, die den Autoren unter den Fingernägeln klemmen (was ich sehr gut nachempfinden kann), kam mir das hier eher wie eine amüsierte Beobachtung vor.
Und letztendlich eine wahre, denn es stimmt ja: Es soll (bewusst oder unbewusst) „das Gleiche nur Besser“ werden. Und warum ja auch nicht, als Autor lernt man ja aus den ‚Fehlern‘ der Vergangenheit. Würde man DSA „rebooten“, würde ja wahrscheinlich exakt diese gleiche Liste abgehakt und eingebaut.
Worauf ich mal gespannt bin, ist, ob Splittermond sich bewährt und so erfolgreich wird, dass es in den nächsten Jahrzehnten dableibt. Witzig an DSA ist ja, dass so manche seiner kleinen Macken auch damals schon von den Machern verhindert worden wären, wenn sie gewusst hätten, dass es jemals SO erfolgreich wird. Es wäre ironisch, wenn Splittermond sich darauf einstellt, den „Erfolg zu verpacken“ und dann nicht den gleichen Zulauf genießt – und ohne zynisch klingen zu wollen, der gleiche Erfolg, der seinerzeit DSA beschienen ist wird aufgrund der aktuellen Zeitumstände wahrscheinlich nicht ein zweites Mal anfallen.
Zudem: Alle Negativpunkte in der Checkliste da oben mögen zwar berechtigt sein, aber es ist schon befremdlich, wenn man bedenkt, dass das meiste in der Zeit entstanden ist (Regelwust etc.) als jetzige Splittermondautoren in der DSA-Redaktion saßen.
Wo haben denn beispielsweise Uli Lindenr oder Chris Gosse was mit den Kritikpunkten zu tun? Als die dazustießen war doch schon DSA4 da.
Und selbst Thomas Römer kann ja kaum was für die Größe Aventuriens und ähnliche Sachen. Sehr wohl zwar für DSA4, aber soweit ich das verstanden habe, ist er auch bei Splittermond nicht für die Regeln verantwortlich.
Thomas hat auf einer Con auch gesagt, dass er die DSA4-Regeln so nicht wieder macht. Sei es die Regeldichte, noch das wie, die Regeln entstanden sind.
Der Artikel trifft ziemlich genau meinen Gedankengang zu Splittermond. Ich bin mal auf das Endprodukt gespannt und wie es dann tatsächlich aussieht.
„Wir wollen nicht alles anders, aber vieles besser machen“ – so hat schon mal jemand erfolgreich für sein Projekt geworben. 🙂
Und wie beim Vorbild in der politischen Welt lockt das sich progressiv gebende und doch eher konservativ denkende Menschen an, die finden, dass die Zeit für einen Schritt nach Vorne angebracht ist. Ein bisschen so seh ich mich auch in der Sache.
Sehr cool.
Nach diesem Vorbild: http://www.youtube.com/watch?v=NzR93cgMhOc&t=45s
„Wir wollen nicht alles anders, aber vieles besser machen.“
–Patric Goetz
😉
„wer vielleicht sogar den Metaplot schätzt, wen aber das DSA-Regalsystem nervt“
Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich möchte. Ich habe das DSA-Regelwerk im Laufe der letzten 25 Jahre lieb gewonnen, aber der Metaplaot interessiert mich ungefähr mal so gar nicht.
Ja, man kann am Regelwerk einiges verbessern, aber im Grunde mag ich DSA.
Ich mag DSA ja auch. Aber mit einem besseren Regelsystem würde ich DSA noch viel mehr mögen. Wenn Splittermond das liefert, sage ich: Juhu.
Der Metaplot ist durchaus diskussionswürdig (hatten wir hier kürzlich erst). Ich finde ihn grundsätzlich sehr gut, könnte zur Not aber auch auf ihn verzichten.
Angesichts der doch überschaubaren Informationen, die es zu Splittermond gibt, halte ich den Hype und damit verbunden auch die Gegenreaktionen für recht sinnfrei. Wirklich was zu dem Produkt sagen kann man erst, wenn es auf dem Tisch liegt. Denn seien wir mal ehrlich: Was sollen die Macher denn sagen? „Unsere Regeln sind verquaster Mist, der Metaplot, den wir grade zusammen stricken ist undurchdacht, bei Games of Thrones und Tolkien abgekupfert und stinkt nach Fisch und die Welt ist langweilig und unlogisch“?
Von daher würde ich erstmal abwarten. So große Erwartungen, wie sich hier aufschaukeln, kann kaum irgendein Produkt, egal wie gut oder schlecht es ist, halten.
Ich sag doch: Splittermond wird das neue DSA.
Einer sinnvoller und umsichtiger Beitrag, thumbs up!
Schöne Zusammenfassung! Ich glaube, dass Splittermond was richtig Gutes werden könnte.
Die Redaktion des Spiels darf in Zukunft ein wenig mehr aus sich herausgehen. 😉
Wenn Splittermond rauskommt, und in nahezu allen relevanten Bereichen DSA abstinken lässt, führt das möglicherweise dazu, das DSA sich mal hinsetzt und das Spiel/System/die Welt/den Metaplot auf Hochglanz poliert. Wenn dass passiert, dann scheißt Splittermond gegen das Hochglanz-DSA sicherlich direkt wieder ab. Sprich: Splittermond ist vll nicht das neue DSA, aber möglicherweise ein 1A Katalysator für ein neues DSA.
Ob die Jungs und Mädels vom Uhrwerk-Verlag das allerding wollen, sei mal dahingestellt.
Mir scheint der Hype auch ein wenig übertrieben. Natürlich wird erst einmal ein tolles, intuitives aber dabei natürlich trotzdem komplexes und taktisches Regelwerk versprochen. Wenn sie das einlösen, könnte Splittermond zumindest regelseitig eine echte Konkurrenz werden. Wenn. Die Erfahrung zeigt leider, dass es herzlich wenige perfekte Regelsysteme gibt. Wie gut Splittermond tatsächlich wird, bleibt abzuwarten.
Die Spielwelt hingegen scheint mir noch keinen echten Mehrwert zu bieten. Mit einer ähnlichen Spielwelt mit geringen Unterschieden wird man mich nicht zum Umstieg bringen. Dazu fühle ich mich auf meinem per Hausregel vergrößerten Aventurien mit genügend Freiraum zu wohl.
Davon abgesehen ist kann die Konkurrenz DSA deutlich weiterbringen. In letzter Zeit habe ich immer mehr das Gefühl, dass Ulisses den status quo bis auf den letzten Cent ausreizen will und Innovation auf der Strecke bleibt. Diese Situation lässt sich mit einer starken Konkurrenz nicht lange halten und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis DSA 5 vor der Tür steht. Das wird dann ein tolles, intuitives, aber natürlich trotzdem komplexes und taktisches Regelwerk. Garantiert.
Ich kann nur hoffen, dass Du Recht behälst, sehe diesbezüglich nach einigen Recherchen doch recht zuversichtlich in die Zukunft. Insbesondere das konzentrieren des Regelwerks auf das in meinen Augen Wichtige gibt Anlass dazu. Mich nerven die DSA Regeln nur noch und damit meine ich noch nicht einmal die „Wege Bände“, sondern das ständige Einführen neuer Regeln in „anderen“ Publikationen.
Wie auch immer, vielleicht kann ich dann meinen Sammlertrieb ganz auf Uhrwerk Produkte konzentrieren, so ganz heimisch habe ich mich, trotz Begleitung von DSA seit Ersterscheinung, zuletzt nicht mehr gefühlt.
Ich freue mich zumindest auf das Erscheinen von Splittermond und hoffe, dass der Uhrwerk Verlag weiterhin die Meßlatte von RPG Produkten so beibehält, wie zuletzt mit „Unter dem Sternenpfeiler“
Ich antworte an dieser Stelle mal gleich auf mehrere Kommentare.
Selbstverständlich ist das gerade ein Hype um splittermond – und der ist übertrieben und kann schnell in Enttäuschung umschlagen. Das hat ein Hype meist so an sich.
Ob Splittermond tatsächlich richtig gut wird, ob es tatsächlich wie ein neues DSA wird, bleibt natürlich abzuwarten. Das kann tierisch in die Hose gehen. Keine Frage. Aber all das ist momentan überhaupt nicht der entscheidende Punkt.
Entscheidend ist: Splittermond ist gerade eine riesige Projektionsfläche für die Wünsche ganz vieler Rollenspieler. Viele Spieler, die mit den gegenwärtigen Rollenspielen irgendwie unzufrieden sind, erhoffen sich von Splittermond ein Ende aller Ärgernisse. Besonders für (latent) unzufriedene DSA-Spieler klingt Splittermond wie das gelobte Land.
Unzufriedene DSA-Spieler erhoffen sich von Splittermond ein DSA ohne Mängel. Die Frage jedoch, wie ein solches DSA ohne Mängel aussähe, werden die einzelnen Spieler wahrscheinlich sehr unterschiedlich beantworten. Bereits meine kleine und sehr allgemein gehaltene Liste oben ist nicht unumstritten. Jeder erhofft sich von Splittermond etwas anderes. Manchmal unterscheiden sich nur die Details. Doch unterm Strich konzentrieren sich gerade ganz viele und teils recht unterschiedliche Hoffnungen auf Splittermond.
Das ist im übrigen die eigentliche Botschaft meines obigen Textes. Ob Splittermond tatsächlich das neue DSA wird, ist überhaupt noch nicht klar. Doch Splittermond wird gegenwärtig genau so wahrgenommen, so sind die Erwartungen.
Für Splittermond ist diese Situation gut (viel Aufmerksamkeit) und zugleich schlecht (sehr, sehr hohe Erwartungen).
Egal in welchen Foren man ließt, welchen Blog man verfolgt, es kommt immer auf eine Splittermond gegen DSA Debatte heraus!
Und tatsächlich scheint es mir als wären bei Splittermond nur ehemalige, gescheiterte, rachsüchtige DSA Autoren welche DSA eins auswischen wollen.
Nach langem lesen und stöbern auf der Splittermond HP steht fest, ich werde nicht zu diesem Produkt greifen, es ist weit von der angepreisenen klassischen Fantasy entfernt. Allein schon die „Mondpfade“ gehen mir am A…..
Man kann nicht von Heute auf Morgen ein Spiel aus dem Boden stampfen, und behaupten das es gegen Systeme ankommt welche sich über ein viertel Jahrhundert behaupten. Damit meine ich nicht nur DSA.
Meine Meinung, muß niemand teilen!
„Gescheiterte“ finde ich sehr treffend! Die DSA Fans sind sich ziemlich einige, das die Werke dieser Verräter zum größten Müll gehören den DSA zu bieten hat!
So jetzt mal im Ernst:
„ehemalige, gescheiterte, rachsüchtige DSA Autoren“ ist keine Meinung, sondern eher eine Mutmaßung.
Es ist nichts verwerfliches daran, wenn Autoren/Designer sich, aus welchen Gründen auch immer, von ihren ehemaligen Produkt abwenden und etwas Neues starten. In der Computerindustrie ist das gang und gäbe, und niemand kommt da auf die Idee das dort von Rachsucht zu sprechen.
Dir muss die Welt ja nicht gefallen, aber ich finde SpliMo, von den bisherigen Infos her, klassisch genug.
Auf jeden Fall hast du keinen Grund dich so zu echauffieren, schließlich bleibt dir dein Aventurien inklusive 3W20, epischen Zuseh-Kampangen und jeden beschriebenen Dorfbüttel erhalten!
In sofern kannst du doch gar nicht verlieren! 😉
(Sonntagsarbeit macht zynisch 🙂 )
„Und tatsächlich scheint es mir als wären bei Splittermond nur ehemalige, gescheiterte, rachsüchtige DSA Autoren welche DSA eins auswischen wollen.“
Hm… das ist so nicht ganz richtig. Selbst wenn wir mal annehmen würden, dass die ehemaligen DSA Autoren, die aktuell nicht mehr für Ulisses schreiben, „gescheitert“ oder „rachsüchtig“ wären, zeigt die lange Liste der Autoren, die aktuell sowohl für Splittermond als auch für Aventurien und Myranor schreiben (Tilmann, Adrian, Franz, etc…), dass sich das Splittermond-Team wohl eher gemischt aus aktiven und innaktiven DSA-Schreibern zusammen setzt. Ganz abgesehen davon, dass Myranor genau genommen DSA ist und fast alle Splittermond-Autoren aktiv für Myranor schreiben. Aber du spielst sicher nicht auf einen Bruch zwischen DSA im Allgemeinen und DSA-Koryphäen an, sondern auf den zwischen Ulisses und eben genannten. Und wie gesagt, es gibt Autoren, die sowohl für SM als auch für Ulisses schreiben.
Ich kann nachvollziehen, wieso die Vorstellung entsteht, dass enttäuschte Menschen dem Verursacher ihrer Enttäuschung eins auswischen wollen. In diesem Fall gehe ich aber ganz fest davon aus, dass Kreative einfach ihre Spielwiese brauchen, in der sie ihre Ideen und Geschichten entfalten können. Wenn DSA Aventurien nun nicht mehr diese Spielwiese sein kann, dann muss eine neue her.
Für Rollenspiele schreiben und illustrieren kann auf Dauer nur ein Hobby sein. Kaum ein Freelancer kann ernsthaft davon leben und jeder Freelancer hat hohe Opportunitätskosten, die mit der Entwicklung seines Lieblingsrollenspielsystems einhergehen. Diese Opportunitätskosten entstehen spätenstens dann, wenn man für die gleiche Arbeit (Fantasy) von Smartphone- und Videospielentwicklern ein vielfaches Honorar von dem bekommt, was sich ein Rollenspielverlag leisten kann.
Wieso das so ist? Ganz einfach: Kein Rollenspiel verkauft sich so oft wie ein gut laufendes Smartphone-Spiel und die Produktionskosten für ein mehrere hundert Seiten dickes Buch mit komplexen Hintergründen, Abenteuern und schönen Bildern sind relativ hoch im Vergleich zur möglichen Gewinnspanne. Wieso die Gewinnspanne so niedrig ist? Weil wir Rollenspieler nicht bereit sind, für ein Buch, das ihnen über 100 Stunden Spielspaß schenkt, mehr Geld auszugeben als für ein Videospiel, das nach 10 Stunden durchgespielt ist.
Ich habe es letztens gerade berechnet: für eine nach Rollenspielmarkt sehr gut bezahlte Illustration muss ich teilweise tiefer in meine Opportunitätskosten-Tasche langen als der Verlag selbst an Honorar bezahlt. Für DSA oder sonst ein Rollenspiel zu illustrieren IST ein Hobby, das mich indirekt Geld kostet. Und genau das ist auch bei vielen nahmhaften Autoren der Fall. In dem Moment, in dem sie einen anderen Auftrag (Drehbücher, Werbetexte, Gamedesign, …) ablehnen (müssen), weil sie in dieser Zeit lieber für ihr Lieblingshobby schreiben wollen, investieren sie neben ihrer Arbeit selbst einen Wert (ihre Opportunitätskosten) in das Projekt, welcher nicht in die Kalkulation der eigentlichen Produktionskosten eingeht.
Soviel Zeit, Liebe und indirekt auch Geld in ein Projekt zu stecken, nur weil man enttäuscht und rachsüchtig wäre? Und das über Jahre und Monate? SEHR unwahrscheinlich, meiner Ansicht nach.
Die entscheidende Frage ist: Warum entscheidet sich der Uhrwerk-Verlag ein „Me Too“-Produkt rauszubringen (zumindest was das Setting anbelangt), statt zahlreiche Innovationen bei Myranor einzubauen und die Arbeit daran zu intensivieren. OK, da fällt der Mond weg und man muss – aber die spieltechnischen Effekte lassen sich auch anders herleiten. Außerdem ist die Setzung der DSA-Regeln auch nicht mehr so unabänderlich, wie die Umfrage beweist. Bleibt: es macht wenig Spass sich von anderen reinreden zu lassen bei der Gestaltung seines Projekts. Aber dann hätte das ganze Setting doch ein bisschen abgrenzbarer ausfallen dürfen.
Die Umstände die zur Entstehung von DSA geführt haben waren einzigartig. Kiesow und Konsorten, Schmidt Spiele und DSA bei Karstadt im Regal, Hunderte Fans die für DSA Hintergrund geschrieben haben und später teilweise zu Autoren wurden sowie über 25 Jahre gewachsene Geschichte. Ein zweites DSA kann es demzufolge nicht geben.
Ich finde den Versuch ein neues RP in Deutschland rauszubringen durchaus mutig. Und die Dinge die man gehört hat sind allesamt positiv. Es hat eine Chance verdient und die Bücher werden definitiv den weg in unsere Spielrunde finden. Ob es aber zu mehr als ein paar Testrunden kommt wage ich zu bezweifeln.
Mit ein paar Grundregelwerken bin ich DSAler nicht mehr zufriedenzustellen. Ich brauche Dutzende Quellenbände und Kampagnenbände um als Meister neben dem Beruf ein ordentlich intensives Rollenspielerlebnis vorbereiten zu können. Es gibt nur eine Handvoll Systeme die mir das überhaupt bieten können und keines ist jünger als 10 Jahre.