Der Metaplot ist wie Roggenmischbrot. Er ist alltäglich, überall verfügbar, es gibt ihn in den unterschiedlichsten Formen, man schluckt ihn, meist ohne sich Gedanken zu machen, mal hat man richtig Lust drauf, an anderen Tagen schmeckt er gar nicht und man könnte auf ihn verzichten. Wer aber längere Zeit immer nur Weißbrot essen muss, sehnt sich irgendwann nach einem leckeren Graubrot. Erst wenn der Metaplot fehlt, merkt man, was man an ihm hat.
Vor einigen Tagen verkündete der Uhrwerk-Verlag die Entwicklung eines neuen Fantasy-Rollenspiels: Splittermond. Zahlreiche gegenwärtige und ehemalige DSA-Autoren sind an der Gestaltung der Welt und des Regelsystems beteiligt. Manches soll ganz anders werden als in Aventurien. Eines aber wird es auch bei Splittermond geben: Einen Metaplot. Mein erster Gedanke, als ich das gelesen habe, war: „Supergeil!“ Und sofort erschrak über diesen Gedanken.
Wie oft habe ich mich schon über den Metaplot bei DSA geärgert. Diese unerträgliche Gängelung der Spieler, diese freiheitsraubende Vorgaben, diese Beschränkung der Helden auf die Rolle von Zuschauern. Ach, was habe ich mich schon geflucht und geschimpft. Und dann kommt Splittermond an und will ebenfalls einen Metaplot einführen… und ich finde das auch noch gut?!
Da wurde mir bewusst, was ich an DSA schätze. Es ist der Metaplot, der mir gut gefällt – trotz aller Kritik an Details. Ja, es gibt Tage, an denen habe ich null Bock auf den Metaplot und würde ihn am liebsten in die Tonne kloppen. Das sind die Tage, an denen mir ein Rollenspiel ohne Metaplot äußerst reizvoll erscheint. Doch diese Tage gehen vorbei. So wie ich zwischendurch gerne mal ein Weißbrot esse. Aber dauerhaft? Nein, danke. Dafür schmeckt mir Roggenmischbrot zu gut.
Der Metaplot macht eine Spielwelt dauerhaft interessant. Er haucht einem statischen Konstrukt Leben ein. Ein Rollenspiel ohne Metaplot lässt die Spieler allein. Viele Rollenspieler schätzen diese Freiheit und sorgen aus eigenem Antrieb für eine lebendige und atmende Spielwelt. Es sei ihnen gegönnt. Ich hingegen bezahle einem Verlag gerne Geld dafür, dass er mit neuen Ideen für Abwechslung in der Spielwelt sorgt.
Gespannt bin ich, wie Splittermond den Metaplot einsetzen wird. Wichtig ist den Verantwortlichen nach eigener Aussage die Einbindung der Spieler. Sie sollen „die Entwicklung nicht nur passiv erleben, sondern auch aktiv mitgestalten.“ Überlegt wird momentan aber noch, wie das Problem von geskripteten Ereignissen in der fortlaufenden Geschichte umgangenen werden kann.
Vielleicht findet Splittermond eine Lösung, von der sich Aventurien etwas abgucken kann.
17 Gedanken zu “Lang lebe der Metaplot”
Metaplot ist ja nicht pauschal etwas schlechtes. Man sollte sich halt nicht verzetteln. Da Splittermond auf der grünen Wiese startet, ist da auf jeden Fall Potential.
Wichtig wäre es den Gruppen die Möglichkeit zur Entfaltung unabhängig vom Metaplot zu lassen zu lassen. Also Analog zu weißen Flecken auf der Landkarte, auch weiß Flecken im Metaplot 🙂
Und man sollte nicht in jeden zweiten Abenteuer den Metaplot weiterführen.
Mein Vorschlag: „Settingbände“ in denen alles zu einen besonderen Metaplotereignis steht.
(Wie kam es dazu? Was sind die Umstände? Werte und Beschreibung der Beteiligten? Auswirkungen etc.) Darin wird für den SL auch der „gewünschte“ Ausgang des Ereignisses beschrieben. Also die Dinge die am Ende passieren sollten um den Metaplot weiter verfolgen zu können (Charakter X ist gestorben, die Stadt Y wird neue Hauptstadt, der Dämon Z ist befreit worden und treibt jetzt in XYZ sein Unwesen). So kann sich der SL sein gescripteten Ereignisse selbst bauen, bzw. bestimmte Dinge hinter den Kulissen ablaufen lassen.
Parallel dazu wird ein Abenteuerband, der dieses Ereignis zum Hintergrund hat, veröffentlicht. Vergleichbar mit Regionalanthologien 🙂 Darin können dann auch die Scriptszenen 🙂
Und es sollte klar sein, wenn Abenteuer unabhängig vom Metaplot sind.
Das wär so mein aus der Pistole geschossener Vorschlag 🙂
Verwechsel AbenteuerAbenteuerserie/Kampagne nicht mit Metaplot.
Die Technik ist nicht gerade neu, bietet aber bei MP das Problem, das Teilbereiche für den MP gesperrt sind und da ein Einfluss nicht möglich sind.
Ein Gleichnis mit Essen! Ich bin begeistert! Toller Artikel; leider nur geringes Potential zur Diskussion – nehm ich an…
Jau. Man muss ja auch nicht immer diskutieren. Ich wollte hier nur mal meinen Selbstfindungsprozess offenlegen. 😉
Arghl!
Die Alternative zu Roggenmischbrot ist nicht Weißbrot.
Nicht nur!
Iß Kartoffelbrot. Schmier Dir ne kernige Stulle mit westfälischem Schwarzbrot. Lad‘ Deine Freunde zu einem feisten Frühstück mit einer Brötchensonne aus Kürbiskern-, Sesam-, Mohn- und Kümmelbrötchen ein. Toast Hawaii mit Blauschimmelkäse ist der Knaller. Ein frischer Bagel mit Kräuterquark (und noch ein paar gehackten Zwiebelchen obendrauf), mmmh. Ok, Weißbrot mit Erdnußbutter und Marmelade… . Die kleinen, runden Pumpernickel mit etwas Butter und einem Klecks von dem salzigen Lachsersatz, sabber. So richtiges Franzosenbaguette ist zwar normalerweise nicht so meins, aber als richtiges Sandwich mit Mayo, Salat, Käse und Schinken geht das auch ohne große Überwindung ‚runter. Und wenn ich erst an dieses geile, dunkle Früchte- oder Nußbrot denke… .
😉
No offense, und ich möchte tatsächlich ebenfalls keine Geschmacksdiskussion lostreten. Jedem das Seine – und mir bitte einen ganzen Brotkorb voll 🙂 .
Was die Umsetzung des Metaplots in Splittermond angeht sehe ich die Zukunft leider düster! Das wird der gleiche Eiertanz wie bei DSA werden. Voller guter Vorsätze geht’s frisch ans Werk bis man auf einmal merkt, dass man sich vergalloppiert hat. Hier noch’n Knöpfchen und da noch’n Schleifchen bis man wieder total eingeschnürt ist. Und das liegt mitnichten in einem mangelnden Vertrauen in das Team der Splittermondler, sondern schlichtweg im Metaplot selbst begründet. Oder zumindest, was ich darunter verstehe. Das ist die Quadratur des Kreises! Und nachher ist das Ergebnis weder rund noch eckig, sondern nur noch,…, äh,…, „Amöbe“.
Die von Purple Tentacle angedachten „Settingbände“ gehen da schon eher in die richtige Richtung, wenn mir da auch gefühlt immer noch ein paarmal zu häufig Dinge stehen wie „…in denen alles…steht“, „der gewünschte Ausgang“ und „Scriptszenen“. Aber das geht zumindest in die richtige Richtung.
Den Metaplot „ein bißchen“ aufzulockern und „etwas freier“ zu gestalten ist (mMn!) der falsche Ansatz und geht überhaupt nicht! Andersrum wird ein Schuh draus: Weitestgehend freies Spiel, und nur hier und da den Effekt der Wiedererkennung nutzen. Ich glaube, man müsste sich von dieser Seite nähern.
Ach, alles wirres Zeug! Ich mach mir jetzt eine Zwieback-Suppe 😉
[quote]Arghl!
Die Alternative zu Roggenmischbrot ist nicht Weißbrot.
Nicht nur![/quote]
Jaaa, es gibt doch noch einen Streitpunkt!!!!
Kämpft, kämpft, kämpft!!! 😉
Bei dem Thema fällt mir noch folgendes ein:
Leg meine Ausdrücke bitte nicht auf die Goldwaage 😉
Wenn man einen Metaplot hat, und das soll Splittermond ja, dann muss man in dessen Rahmen auch Fakten schaffen, um darauf den Metaplot weiterführen zu können.
Das meine ich mit „gewünschten Ausgang“.
Beispiel: Metaplotereigniss ist ein Krieg zwischen 2 Ländern. Im Settingband steht nun wie es um Ausbruch des Krieges kam usw.
Nun sollte dieser Krieg aber auch irgendwann ein Ende haben. Offen zu lassen wer gewinnt, würde eine Weiterführung des Metaplot nahezu unmöglich machen. Irgendein Ergebnis muss das Ereigniss haben, zumindest grob. (Land Y gewinnt, unter welchen genauen Umständen offen gelassen)
Das Metaplot funktionieren kann sieht man in andere Systeme, z.B. Shadowrun oder die WoD. Es kommt halt drauf an wie man es angeht.
Totale Freiheit für die Spieler und Aufrechthaltens des Metaplots halte ich aber für eine fast unmögliche Aufgabe.
P.S. Also ich mag ja lieber Brötchen, als Brot 😉
Keine Goldwaage, purpletentacle!
Das gilt für meinen Post auch.
Darüber, dass totale Freihet mit Metaplot unvereinbar ist sollte sind wir uns ja auch schon einig. Aber im Zweifelsfall eben mehr Freiheit als Festschreibung. Einzelne (!) Punkte dürfen ggf. festgeschrieben werden. Wenn man allerdings anfängt zu erklären, wie es denn dazu gekommen ist und was Hinz oder Kunz damit zu tun hat und wer davon profitiert oder wer dabei abstinkt, dann begibt man sich in eine Art „Erklärungsnotstandsspirale“. Dutzende von NSCs wollen in den Metaplot eingebaut werden, weil es einfach nicht plausibel ist, das König A, EvilOverlord B oder Held C aus Hintergrundband D nichts mit den Vorgängen zu tun haben. Ein Faktum bedingt dann das nächste und multipliziert sich bei jeder neuen Setzung.
Kurz: Weniger ist hier Mehr!
Jup, wir sind nicht besonders weit auseinander 🙂 Ich bin auf jeden Fall gespannt was da jetzt am Ende bei rauskommt.
Über mangelden Gesprächsstoff braucht sich die deutsch RPG Welt auf jeden Fall nicht beklagen 🙂
Ich wollte darauf eigentlich in einem Kommentar antworten. Doch die Antwort wurde zu lang. Deswegen gibt es die Antwort in einem eigenen Blogbeitrag.
Ich verstehe gar nicht so wirklich warum sich alle so sehr über den Metaplot aufregen. Klar ist er in Aventurien inzwischen derart komplex und tiefgehend ausgearbeitet und lässt auf der „offiziellen“ Landkarte keine weißen Flecken mehr. Aber für mich ist er (um im Bild zu bleiben) wie eine prallgefüllte Bäckerei. Wenn ich Lust habe, kaufe ich nach Lust und Laune die feinsten und detailliertesten Kreationen. An anderen Tagen wird mir schon beim Anblick der Regale schlecht und ich gehe heim und backe was eigenes. Unabhängig vom ganzen Bäckerzirkus. Es kostet mich keine Überwindung alle aktuellen aventurisch-politischen Entwicklungen zu ignorieren und einfach drauf los zu spielen. Natürlich wird es vielleicht eine Herausforderung sein, mit den Helden aus diesen Setting, ins offizielle Aventurien zurückzukehren, aber dafür findet sich morgen sicher irgendeine kreative Lösung. Ein Limbus findet sich überall…
Und dann schmeckt auch das Bäckerbrot wieder!
Zumindest bei Kaufabenteuern sehe ich eigentlich auch gar nicht so das Problem darin, dass ein möglicher Metaplot die Spielerfreiheit (bis zu einem gewissen Grad natürlich) beeinträchtigt. Ist halt immer die Frage, wie man es aufzieht.
Der Metaplot macht eine Spielwelt dauerhaft interessant. Er haucht einem statischen Konstrukt Leben ein. Ein Rollenspiel ohne Metaplot lässt die Spieler allein.
Ich betrachte das mit Verlaub für ziemlich nein, sehr falsch.
Ich habe mich noch in keiner Welt ohne MP alleine gefühlt, sondern frei zu tun, was ich im Rahmen der Party Skala tun kann.
Tja, Geschmackssache. 🙂