Die ersten Ergebnisse der großen DSA-Umfrage sind da. Wie heute auf der Ulisses-Homepage zu lesen war, sind mittlerweile 3900 ausgefüllte Fragebögen zahlentechnisch bearbeitet worden. Eine Kurz-Statistik mit den Antworten auf die Fragen hat Ulisses als pdf-Download bereitgestellt.
Die Analyse der Ergebnisse wird noch einige Zeit beanspruchen. Das Zahlenmaterial ist komplex, die Auswertung mühsam und die Antworten sind teils sehr unterschiedlich. Oder in den Worten von Ulisses: „Die Hoffnung, durch die Umfrage die vorherrschende Meinung oder doch wenige klare Meinungströmungen herauskristallisieren zu können, hat sich nicht erfüllt.“ Man darf gespannt sein, was Ulisses mit den Ergebnissen der Umfrage machen wird. Kommt DSA5? Kommt es nicht? Wie wird es aussehen? Wie nicht?
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage habe ich mal übersichtlich in einer Tabelle zusammengefasst und – wie es sich gehört – mit einem passenden Kommentar versehen.
Metaplot | 75% halten die fortlaufende Geschichte für ein unverzichtbares Element von DSA. Das ist nun wahrlich keine Überraschung: Der Metaplot ist vielleicht das Kennzeichen von DSA. DSA ohne Metaplot, das wäre wie ein Fantasy-Rollenspiel ohne Magie. Oder wie ein Zwerg ohne Bier. Oder wie ein Spielabend ohne Regeldiskussion. Oder wie ein DSA-Buch ohne Tippfehler. |
Metaplot-Abenteuer | Wer den Metaplot toll findet, will nicht nur im Aventurischen Boten darüber lesen. Er will Teil des Metaplots sein. 70% wünschen sich daher, dass die Helden in die fortlaufende Geschichte direkt eingebunden werden. Die restlichen 30% haben wahrscheinlich schon Jahr des Feuers gespielt. |
Railroading | Es gibt Abenteuer, die haben einen klaren Ablauf, zu dem die Helden immer wieder zurückgesteuert werden sollen. Nennt man das schon Railroading? Weiß nicht. Für einen stringenten roten Faden und ein von Anfang an feststehendes Finale plädieren zumindest nur rund 40%. Knapp 35% Prozent lehnen solche Abenteuer hingegen eher ab. Was sagen uns diese Zahlen? Wahrscheinlich das: Es kommt auf das Abenteuer an... |
Handlungsfreiheit | In den meisten Runden haben die Spieler fast völlig Handlungsfreiheit. Nur in 25% der Fälle gibt es Beschränkungen. Das ist merkwürdig. Bevorzugen doch 40% der Spieler eher Railroading-Abenteuer. Also Abenteuer, in denen die Spieler nicht unbedingt die volle Handlungsfreiheit haben. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Ergebnisse miteinander vereinbaren? Sind die Spieler mit ihrer Freiheit überfordert? Ist das ein Plädoyer für mehr Spielleiter-Diktatur? (Ich fänd's gut.) |
Detailtreue des Hintergrunds | DSA besteht nicht nur aus dem Metaplot und einem Regelungetüm. DSA, das ist auch: Eine extrem detailliert beschriebene Spielwelt. Eine 2/3-Mehrheit möchte, dass sich die Angaben zur Spielwelt in den offiziellen Publikationen nicht widersprechen. Da hätte ich durchaus eine noch deutlichere Mehrheit erwartet. Immerhin ist DSA auch für seine detailversessenen Spieler bekannt. Wo kämen wir auch hin, wenn der dritte Dorfbüttel von links plötzlich Rondrian hieße, wo doch im Aventurischen Boten 32 auf Seite 6 stand, dass... |
Detailtreue der Spieler | Auch wenn Ulisses bitteschön dafür sorgen soll, dass selbst auf die kleinsten aventurischen Details geachtet wird und sich diese Angaben auf gar keinen Fall, niemals nie, never ever, unter keinen Umständen, unter Androhung von Liebesentzug und Kaufboykott, nie nie nie nie widersprechen dürfen... als Spieler pfeift man auf diese Detailtreue. Rund 60% lassen einfach Burgen aus dem Boden wachsen, wo eigentlich gar keine Burgen sein sollen. Und wenn einem der Name der Kaiserin gerade nicht einfällt, dann heißt der eben Alrik. |
3W20-Proben | 77,13%. Kein Kommentar. |
Schicksalspunkte | Das Konzept der Schicksalspunkte sieht Punkte vor, die den Spielern am Tisch zur Verfügung stehen, um Einfluss auf ihre Proben nehmen zu können. Interessante Sache. Doch die DSA-Spieler können sich nicht entscheiden. Die Stimmanteile sind wunderbar gleichmäßig verteilt. Jeweils rund 20% sind für Ja, Eher Ja, Egal, Eher Nein, Nein. Was sagt uns das? Vor allem: Gut, dass ich das nicht entscheiden muss. |
TaP* | Das nenn ich eine klare Ansage. Rund 90% möchten, dass verbleibende Talentpunkte weiterhin einen Einfluss auf die Auswirkungen der Probe haben. Ähnliche Ergebnisse gibt es für die Zauberproben. Das Volk hat gesprochen. Gebt ihm Brot und Spiele und TaP*. |
Einheitliche Spielmechanismen | Danke, danke, danke. Ich bin begeistert. Zwei Drittel wollen einheitliche Spielmechanismen für Talente, Zauber und Regeln. Wer hätte das gedacht? Es gibt offenbar weit weniger Sonderregelmasochisten als befürchtet. Danke, danke, danke. |
SO und AU | Zwei Regelmechanismen habe ich noch nie genutzt: Sozialstatus und Ausdauer. Unnötig, überflüssig und kompliziert. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer sieht das auch so und plädiert für die Abschaffung. Das kann für Ulisses nur eins heißen: Beugt euch den Wünschen der Mehrheit! |
Einfachere Heldenerschaffung | Eins darf Ulisses auf gar keinen Fall tun: Sich einfach so den Wünschen der Mehrheit beugen! Selbstverständlich braucht DSA eine Vereinfachung der Heldenerschaffung und der Heldensteigerung. Alles andere wäre fatal. Leider hat das die Mehrheit der Umfrageteilnehmer noch nicht eingesehen. Ulisses ist daher in der Pflicht, auch die Gruppe der Zweifler von der Sinnhaftigkeit einer Vereinfachung zu überzeugen. |
Weniger Regelmechanismen | Da ist sie: Die verfassungsändernde Mehrheit! 67,53% finden: DSA hat zu viele Regeln! Das Quorum für den Epochenwandel ist erreicht. Ab heute wird alles besser: Weniger Regeln, mehr Spielspaß. Halleluja. Doch wer zur Hölle sind diese 17 Personen, die meinen, dass es bei DSA "Definitiv zu wenig Regeln" gäbe? Die können sich doch nur verklickt haben, oder? ODER?!? |
8 Gedanken zu “Die wichtigsten Ergebnisse der DSA-Umfrage”
Danke für diese heitere Kommentierung!
Ich habe mir bei den Ergebnissen zum letzten Punkt eher gedacht, dass diese 17 Leute scheinbar Menschen mit enormer Kaufkraft sein müssen. Denn die anderen werden es wohl kaum sein, die dafür sorgen, dass sich Regelbände immer noch am besten verkaufen. Ich meine… Wer würde die schon kaufen, wenn er der Meinung wäre, es bräuchte eigentlich weniger Regeln…
Das bringt mich auf eine Idee. Ich hab mal eben nachgeschaut. Ulisses hat 16 Mitarbeiter. Hmmmmm….
Ah, Moment. In der Auflistung fehlt noch Marie Mönkemeyer. Die ist erst kürzlich dazu gekommen. Damit sind es 17. Zufall?
Demokratie ist scheiße, wenn man nicht die Mehrheit hat… in diesem Sinne…
Das kann für Ulisses nur eins heißen: Beugt euch den Wünschen der Mehrheit!
Wo kämen wir den da hin wenn das nicht so wäre? Die Achse des Pösen wird aus dem Boden wachsen und die Dämonenbrache ist dann der reinste Kinderhort für Tsakinder!
Deshalb sage ich: eins darf Ulisses auf gar keinen Fall tun: Sich einfach so den Wünschen der Mehrheit beugen!
Denn was weiß der Schwarm den schon! Experten ist das Wort der Stunde. leute mit einem Doktor in Regelwerken sollen das mal machen.
In diesem Sinne! Ein klarer Kommentar zu einer klaren Sache! Mehr Demokratie an den richtigen Stellen wagen!
Nur so am Rande: Ein halbwegs stringenter Plot muss nicht gleichbedeutend mit Spielergängelung oder völligem Verzicht auf Handlungsfreiheit sein.
Die Frage ist ja eher, ob der Ersteller der Umfrage das auch weiß. NATÜRLICH sollte jedes Abenteuer einen roten Faden haben, zu dem die Spieler immer wieder finden können. Ein Abenteuer ohne Plot ist kein Abenteuer. Eines ohne stringenten Plot zumindest ein schlechtes Abenteuer. Aber wenn das so ist, worauf zielt dann die Frage ab? Ob wir schlechte Abenteuer haben wollen?
Es ist doch offensichtlich, dass sie so gemeint ist, dass es hier um das Maß an Railroading gehen soll, das man als angenehm empfindet. Dazu hat man aber jetzt keine Antwort erhalten, weil die Art der Befragung dafür ungeeignet war…