Voraussichtlich im August erscheint der neue DSA-Quellenband Die reisende Kaiserin von Jens Ullrich. Das Buch wird Einblicke in den Aufbau von Rohajas reisenden Kaiserhof geben, verschiedene Pfalzen und die wichtigsten Ämter vorstellen und Abenteuerideen zur Umsetzung am Spieltisch geben. Detaillierte Informationen über den Inhalt gibt es in einem Bericht auf Nandurion. Meine erste Reaktion auf diesen Band war: Boah, wie überflüssig.
Die reisende Kaiserin erscheint auf den ersten Blick wie ein typischer Band aus der blauen Reihe. Die meisten dieser Bücher sind zwar interessant zu lesen, besitzen aber nur einen geringen Spielnutzen. Wofür sollte ich mir beispielsweise Bücher mit ausführlichen Beschreibungen aller Magierakademien kaufen? Weil vielleicht mal irgendwann irgendeine (und immer nur eine) Akademie in irgendeinem Abenteuer oder für irgendeinen Helden eine Rolle spielen könnte? Für 30 Euro ist mir das zu viel Konjunktiv. Die reisende Kaiserin scheint einen ähnlichen Nischennutzen zu stiften. Doch das täuscht.
Bei genauerer Betrachtung liefert Die reisende Kaiserin genau das, woran es manch anderen Büchern mangelt: Spielnutzen. Der geplante Band scheint eine Spielhilfe im eigentlichen Sinne des Wortes zu sein – eine Hilfe zum Spiel. Wer Abenteuer im Umfeld des Reisekaisertums spielen möchte, kann künftig gezielt nach diesem Quellenband greifen und findet darin alle Informationen zur Ausgestaltung des Schauplatzes. Die reisende Kaiserin ist – auch wenn ich diese Begriffe für gewöhnlich meide – eine typische Sandbox.
Autor Jens Ullrich hat auf seinem Blog eine kurze Definition von Sandbox gegeben:
„Eine Sandbox ist eine detaillierte Beschreibung einer Location mit Umgebungsbeschreibungen, Plänen, Zeitabläufen und den dort lebenden NSCs inklusive Werten, Motivationen, Mitteln und den Beziehungen und Konflikten untereinander. Die Sandbox beinhaltet explizit keinen vorgefertigten Plot, sondern sie ist dazu gedacht, dass die Spieler mit ihren Charakteren völlig frei darin agieren können.“
Die reisende Kaiserin scheint dieser Definition entsprechen zu können. Damit würde sich der Band wohltuend von anderen Quellenbänden abheben, die eine recht willkürlich anmutende Aneinanderreihung von Orts- und Personenbeschreibungen enthalten. Zu meiner eigenen Überraschung sage ich daher: Nach anfänglicher Skepsis hat mich das Konzept von Die reisende Kaiserin überzeugt. Abzuwarten bleibt nun, ob der Band den Erwartungen gerecht wird. Doch immerhin bin ich neugierig geworden.
6 Gedanken zu “Sandkastenspiele mit der „Reisenden Kaiserin“”
Also ist jede Beschreibung jetzt ein Sandkasten? Dann machen die MASH ja doch Sinn, oder? Du musst nur das Abenteuer zur Location kreieren.
Nee, die Blauen Bände taugen meiner Meinung nach nicht als Sandkasten, weil die Spieler nicht „völlig frei darin agieren können“.
Wenn Du in Übereinstimmung mit dem „Lebendigen Aventurien“ bleiben willst, kannst Du nicht einfach beschriebenen Elemente munter nutzen. Vielleicht tauchen sie ja nochmals in einem anderen Zusammenhang auf. Du musst schon Sterne sehen, um kreativ werden zu können.
Das ist nunmal Segen und Fluch von Aventurien.
PS: der obligatorische Hinweis: Wenn Du Dich nicht sklavisch an das offizielle Aventurien hält, kannst Du natürlich ohnehin machen was Du willst.
Ne, eben nicht. Die Beschreibungen in den MASH haben zwar solche Ansätze, konzentrieren sich aber IMHO zu sehr auf die Location und sind insgesamt zu statisch und zu enzyklopädisch. Gerade der NSC-Part kommt viel zu kurz.
Okay, dann hat die reisende Kaiserin halt mehr NSCs. Aber solange deren Zukunft nicht freigegeben ist, können die Spieler mit ihnen auch nicht völlig frei verfahren. Und je mehr NSCs vorgegeben sind, desto weniger kannst Du frei kreieren.
Du kannst z. B. nicht mehr behaupten, dass die Leibköchin der Kaiserin ein böse Furie ist und ihrer Herrin als Leben will, weil im Buch steht, dass sie eine freundliche, kinderliebe Matrone ist.
Ich bleibe sowohl bei MASH als auch bei der reisenden Kaiserin skeptisch, ob die Spielhilfe wirklich dem Spiel hilft.
MASH? Wieder eine Abkürzung gelernt. Also, ich finde die MASH mit das Sinnvollste, was in letzter Zeit für Aventurien rausgekommen ist. Karten in Hülle und Fülle, Mysterien, Inspiration! Das reisende Kaisertum interessiert mich dagegen nicht wirklich, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, wenn das Buch raus ist.
Mittlerweile ist der Band eine Weile raus. Ist er nun den Erwartungen gerecht geworden? Oder ist er eher kaka?