„Im flackernden Schein eurer Fackeln späht ihr in den düsteren Gang. Vor euch, im schummerigen Licht kaum zu erkennen, klafft ein schwarzes Loch im Boden. Eine tödliche Falle für alle, die unvorsichtig in die Dunkelheit stolpern. Daneben liegt ein großer Gegenstand auf dem Boden. Ein Regal? Kaum zu erkennen. Doch was immer es ist, es versperrt den Zugang zu einer Tür dahinter. Zu eurer Rechten seht ihr eine weitere verschlossene Tür. Und ein paar Schritt weiter, ungefähr 3 Schritte, eine weitere Tür. Ebenfalls verschlossen. Direkt daneben eine große Truhe. Und daneben ein Regal. Aber nicht umgestürzt. Und dahinter, also vielleicht 5 Schritte weiter…“
Dungeon-Abenteuer sind toll. In düsteren Gemäuern nach fiesen Gegnern und glitzernden Schätzen jagen? Da hüpft das Helden-Herz. In den meisten Rollenspielgruppen wird der Weg der Helden durch den Dungeon auf einer Karte mitgezeichnet. Das stellt den Spielleiter vor die schwierige Aufgabe, den Dungeon nicht nur stimmungsvoll, sondern auch so treffend zu beschreiben, dass ein Mitzeichnen möglich ist. Die iPhone- und iPad-App „Battle Map“ versucht den Spielleiter bei der Visualisierung zu unterstützen. Während einer unserer vergangenen DSA-Abende habe ich „Battle Map“ getestet.
„Battle Map“ ist eine iPad- und iPhone-App, die sich ausdrücklich an Pen&Paper-Rollenspieler richtet. Mit „Battle Map“ lassen sich schnell und unkompliziert Karten zeichnen, die anschließend als Spielfeld während des Rollenspielabends genutzt werden können.
Das Besondere an „Battle Map“ ist der Wechsel der Kartenansicht zwischen Spielleiter- und Spielerperspektive. Während in der Spielleiteransicht die vollständige Karte sichtbar ist, wird in der Spieleransicht nur der Teil der Karte offengelegt, der von den Spielern bereits erforscht wurde. Mit „Battle Map“ wird so ein Dungeon Schritt für Schritt erforscht.
Das Zeichnen der Karten
Das Zeichnen der Karten mit „Battle Map“ ist tatsächlich schnell und einfach – ganz wie es die Entwickler versprechen. Die Grundlage für eine neue Karte ist stets ein schwarzer Hintergrund mit einem wahlweise Schachbrett- oder Hexfeldraster.
Mit dem Finger werden die Felder mit dem gewünschten Hintergrund gefüllt. Zur Auswahl stehen 16 verschiedene Hintergründe – von Wasser über Wiese und Feldweg bis hin zu Teppichboden. Nachdem der Hintergrund gezeichnet ist, werden Objekte in die Karte eingefügt. Objekte können sein: ein Held oder ein Monster, eine Hocker oder eine Hecke, eine Tür oder eine Treppe.
Nun können Hocker und Held zwar beide recht wankelmütig sein (haha, kleiner Wortwitz), sind aber ansonsten doch sehr unterschiedliche Objekte. Daher lassen sich für die jeweiligen Objekte diverse Eigenschaften festlegen. Objekte können Namen bekommen, können die Sichtlinie blockieren oder können eben Spielercharaktere sein.
Das funktioniert alles grundsätzlich gut. Das Zeichnen der Karten stößt allerdings dann an seinen Grenzen, wenn die Grenzen der zur Verfügung stehenden Hintergründe und Objekte erreicht sind. Deren Anzahl ist leider sehr überschaubar.
Bei regelmäßigem Einsatz von „Battle Map“ dürften die Karten – besonders die Einrichtung der Räume – bei den Spielern für so manche Déjà-Vu-Erlebnisse sorgen. Darunter leidet die Qualität der Karten doch merklich.
Für mehr Variation kann der Spielleiter sorgen, indem er eigene Objekte in die Karte einfügt. Vorausgesetzt man verfügt über passende Bilder, lassen sich neue Objekte problemlos aus dem Fotoalbum in „Battle Map“ importieren. Bei meiner kurzen Suche, ob es im Internet bereits eine Sammlung solcher Objekte gibt, bin ich leider nicht fündig geworden.
Der Einsatz am Spieltisch
Das Kernelement von „Battle Map“ ist der Einsatz am Spieltisch. Das iPad kann in die Mitte der Spielrunde gelegt werden und Spielleiter und Spieler bewegen ihre Figuren über die vorbereitete Karte. Der große Vorteil von „Battle Map“ ist dabei die Spielerperspektive.
In der Spielerperspektive ist nur der Teil der Karte sichtbar, den die Helden bereits erkundet haben. Geländefelder, die bereits erkundet wurden, aber außerhalb des Sichtfeldes der Helden liegen, werden abgedunkelt dargestellt. In diesem Bereich kann der Spielleiter seine NSCs unbemerkt von den Spielern bewegen (siehe Bild rechts).
Der für die Helden sichtbare Bereich hängt von diversen Einstellung ab. Jeder Held hat eine Sichtweite, die zwischen null und mehreren hundert Feldern liegen kann. In einem düsteren Dungeon, in dem nur Fackeln spärliches Licht spenden, kann die Sichtweite so auf ein paar Felder beschränkt werden, während im freien Gelände die Helden theoretisch bis zum Horizont blicken können. Bei den einzelnen Objekten lässt sich zudem festlegen, ob sie die Sichtlinie blockieren.
In dieser Hinsicht lässt „Battle Map“ kaum Wünsche offen. Geschickt eingesetzt, können die Helden mit „Battle Map“ tatsächlich Schritt für Schritt einen Dungeon erkunden. Bei Kämpfen wird auf der Karte unmittelbar die Position aller Beteiligten festgehalten. Wie weit sich die einzelnen Spieler bewegen können, wer in Nahkampfreichweite ist, wie weit die Distanz zum Gegner für den Fernkampf ist – all das ist auf einen Blick ersichtlich. Sehr praktisch.
„Battle Map“ hat aber auch Nachteile. Und die sind: Zu klein, zu langsam, zu fummelig.
Klein: Ein iPad bleibt ein iPad. Und das bedeutet, das Display hat nur eine Diagonale von gut 25cm. Für die Darstellung einer Dungeon-Karte ist das nicht viel. „Battle Map“ liefert aber für dieses Problem eine komfortable Lösung: Das iPad lässt sich an einen Fernseher anschließen. Dort wird die Karte in der Spielerperspektive gezeigt, während auf dem iPad die Spielleiterperspektive sichtbar ist. Das wäre der ideale Einsatzweg für „Battle Map“.
Bei meinem Test war die Auflösung auf dem TV aber dermaßen schlecht, dass ich darauf verzichtet habe. Die schlechte Auflösung könnte allerdings an dem nicht ganz passendem Kabel liegen. Das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass ich „Battle Map“ nicht auf dem iPhone nutzen werde. Das wäre zwar möglich, ist aber definitiv zu klein.
Langsam: Die Anzeige des Sichtbereichs der Helden ist eine der großen Vorteile von „Battle Map“. Die Berechnung der Sichtbereiche scheint aber selbst auf dem iPad 3 einiges an Rechenleistung zu beanspruchen. Nach dem Bewegen eines Helden dauert es (gefühlt) ein paar Sekunden, bis der neue Sichtbereich angezeigt wird. Das nervt, weil man nicht mal schnell ein paar Figuren verschieben kann.
Fummelig: Die Bedienung von „Battle Map“ ist nicht ganz ausgereift. Das Bewegen der Figuren ist häufig hakelig, lässt sich mit ein wenig Übung aber bewältigen. Ärgerlicher ist, dass ich mich während des Spiels und in der Vorbereitung schnell vertippt habt. Statt ein Objekt zu bewegen, wurde es gelöscht oder es wurde ein weiteres Objekt hinzugefügt. Das ist nicht schlimm, weil es einen „Undo“-Knopf, aber nervig.
Fazit
Lohnt sich „Battle Map“? Ich kann micht nicht entscheiden. Das Grundprinzip der App ist fantastisch, auch die potenziellen Möglichkeiten sind toll. Leider ist die Umsetzung in „Battle Map“ nicht immer gelungen. Das größte Problem ist die langsame und etwas umständliche Bedienung. Das Bewegen der Figuren dauert einfach zu lange.
Das zweite große Problem ist der Preis: „Battle Map“ kostet im Apple-Store 23,99 Euro. Das ist die teuerste App, die ich mir jemals gekauft habe. Hätte „Battle Map“ die Probleme mit der fummeligen Bedienung nicht, wäre der Preis vielleicht noch in Ordnung. So muss sich jeder selbst überlegen, ob er bereit ist, so viel Geld zu zahlen.
Das dritte Problem ist ein grundsätzliches: Ich bin kein großer Freund von digitaler Unterstützung beim Rollenspiel. Im Hintergrund dudelt ein wenig Musik. Das war’s an technischen Hilfsmitteln. In die Mitte des Spieltisches ein iPad zu legen, auf das alle Spieler starren, ist nicht meine Vorstellung eines optimalen Rollenspielabends. Aber das ist Geschmackssache.
Das Entwicklerstudio Razeware hat im März übrigens einen Nachfolger für „Battle Map“ angekündigt. „Battle Map 2“ soll bald erscheinen und wird hoffentlich viele der bisherigen Probleme beseitigen. Für Besitzer der ersten Version wird „Battle Map 2“ kostenlos sein.
6 Gedanken zu “Rollenspiel-App „Battle Map“ im DSA-Test”
Also auf nem Tischgroßen-Surface wäre die App der Wahnsinn 😉 Rückblickend muss ich vom Test her sagen, Figuren auf einer echten Battlemap sind einfach schneller und einfacher zu „bedienen“.
Sicherlich ne schicke Kiste, wenn man in der bahn auf dem Weg zur Spielrunde ist und vergessen hat eine Karte zu basteln. Aber was ich mir unbedingt wünsche, ist, dass man Grafiken einfügen kann, denn es gibt sehr viele tolle Karten im Internet. Geht das?
Für Android gibt es übrigens Dungeon Mapp (als leichte Version auch kostenlos), das scheint mir sehr ähnlich zu sein. Auch mit komischer Bedienung.
Grafiken lassen sich auch als Hintergrund verwenden. Daher ist das Nutzen von Karten aus dem Internet möglich. Allerdings enthalten diese Karten dann keine Informationen zur Sichtbeschränkung usw. Das müsste dann nachträglich ergänzt werden.
Ja, wobei ich wahrscheinlich zu faul wäre so etwas zu nutzen. Auf ein Tablet passt eh nicht so viel Karte, dass man da noch viele Bereiche nicht sehen würde.
Ich finde, dass der Preis das mal wieder uninteressant macht. Apps sind way zu teuer geworden.
Durch die nächtliche Preiserhöhung von Apple kostet die App jetzt sogar 26,99 Euro. Das ist schon happig.