450 Euro benötigt die bekannte Wiki Aventurica im Jahr. So hoch sind die Kosten für den neuen Server, auf den die Seiten kürzlich umgezogen sind. Um an die erforderliche Summe zu kommen, starteten die Wiki-Verantwortlichen am Mittwoch einen Spendenaufruf.
Nur 24 Stunden später war das Geld bereits zusammen. 41 Nutzer gaben im Schnitt 11 Euro und sicherten so den Betrieb für das laufende Jahr. Ein erstaunliches Ergebnis in so kurzer Zeit.
Da bleibt nur eine Frage:
Wie erklären eigentlich Wirtschaftswissenschaftler dieses Verhalten?
Eigentlich haben wir hier das klassische Beitragsdilemma eines öffentliches Gutes. Der nutzenmaximierende Homo oeconomicus würde sich an der Wiki Aventurica erfreuen, aber als geschickter Trittbrettfahrer niemals auch nur einen Cent spenden.
Die Erkenntnisse aus dem Ultimatumspiel helfen ebenfalls nur bedingt weiter. Dafür sind die zwischenmenschlichen Interaktionen zu gering. Ein reziproker Altruismus – helfe ich dir, so hilfst du mir – dürfte kaum die Triebfeder gewesen sein. Auch sozialer Druck hat wohl nur die wenigsten DSA-Spieler zu Spenden bewogen.
Dennoch haben in kurzer Zeit 41 Personen Geld für das Wiki-Aventurica-Projekt gespendet.
Das lässt eigentlich nur eine Erklärungen zu:
DSA-Spieler gehören nicht zur Art des Homo oeconomicus. Sie bilden viel mehr eine ganz eigene Art innerhalb der Gattung der Homo – den Homo nerdicus, bekannt für sein völlig irrationales Verhalten, das Wissenschaftler bis heute nicht erklären können.
19 Gedanken zu “Der gemeine Homo nerdicus”
Das ist purer Egoismus. Mir tuen ein paar Euro nicht weh. Die Zeit, die ich durch WA spare (Recherche), wiegt das allemal auf.
Außerdem sind die Kosten nachvollziehbar und bringen einen direkten Nutzen (Performancegewinn). Man glaubt den Betreibern also, dass es nicht ums „Kohle machen“ geht.
Solche Bezahlmodelle können funktionieren und sind meiner Meinung nach durchaus zukunftsträchtig (s. z.B. Minecraft) und kein „DSA Nerd Phänomen“.
Du könntest aber darauf spekulieren, dass andere DSA-Spieler das Geld spenden und von deinem Geld kannst du dir ein schönes Eis kaufen. Das wäre Egoismus – oder eben nutzenmaximierend.
Na ja, nur wenn das alle machen…
Auch der Egoist kommt ja im kantschen Sinne zur allgemeingültigen Maxime und ist kein A…. 😉 Auch wenn es ihm dabei eher um Befriedigung von Neigungen statt höherer Moral geht.
(PS: Diese WiWi Theorie ist natürlich Blödsinn und wird tgl. widerlegt.)
Es glaubt aber hier nicht ernsthaft jemand, dass die WiWi mit dem homo oeconomicus ein tragfähiges anthropologisches Konzept entwickelt hat, oder……?
Mich persönlich wundert nur die Geschwindigkeit, mit der das Geld beisammen war. Hätte mit einer Woche gerechnet statt einem Tag.
Ich glaub das nicht, wollte das in diesem Zusammenhang aber trotzdem mal verwenden. So allein des hypothetischen Austausches wegen. Man kann ja auch einfach mal so vor sich hin theorisieren… 😉
Schau dir mal den ‚warm glow‘ altruism (Menschen haben Freude daran, gutes zu tun) an. Oder der persönliche Nutzen steigt durchs Spenden, was das Verhalten tatsächlich „egoistisch“ macht.
Die Verhaltensökonomik bietet doch diverse Ansätze, um das klassische Modell des Homo Oeconomicus zu erweitern und ein Stück weit näher an die Realität zu führen.
@ Umbergail
Jedes Modell ist gezwungenermaßen eine Vereinfachung der Realität. Das macht die daraus gewonnenen Erkenntnisse nicht automatisch zu Blödsinn. Davon abgesehen gibt es unzählige Erweiterungen verschiedenster Aspekte, um es „realistischer“ zu machen.
Gruß, Marcus
hi
zur realität und des homo oeconomicus:
hier ist der wunsch ausgang für das was bestätigt werden soll, manche würden den menschen gerne als den solchen sehen, was er aber nicht ist, und das daraus resultierende modell wird dann immer weiter adaptiert, der kern bleibt der selbige
beispiel wo so ein modellversuch ind hose gangn es:
geozentrisches weltbild, da wurden die sterne solange adaptiert bis irgndwie gepasst hat O_O
Dass das pure Modell einige Schwächen hat, haben mittlerweile auch ein paar Wirtschaftswissenschaftler eingesehen.
Wenn man das Modell aber so stark erweitern muss, dass es praktisch nicht mehr anwendbar ist, weil zu viele Parameter berücksichtig werden müssen, wird das Modell irgendwann überflüssig. Man könnte auch schlicht sagen: Das Grundmodell fußt auf falschen Annahmen. Aber gut, diese Diskussion würde jetzt wohl etwas zu weit führen. 😉
Letztlich fande ich es nur interessant, dass in so kurzer Zeit so viele Menschen so viel Geld gespendet haben.
Ok, „Blödsinn“ ist wohl etwas harsch formuliert, nennen wir es „einige Schwächen“ ;).
Hi
Mal mein Senf dazu 😀
1. Homo oeconomicus … zielt auf nutzenmaximierung auf und handelt rational um diesen zu erreichen
ist nichts weiteres als ein „gewünschtes“ idel … prinzipiell ist mal wieder das problem was nutzenmaximierung entspricht und wieviele paramater ich kenne
ebenfalls teilproblem 😀 vollständige induktion
außerdem würde ich nicht allgemein den menschen rationalles wirtschaftliches handeln zuschreiben … außerdem siegen im reelen leben emotionen über rationalität …
2. gibt wohl mehrere motive für die spende, angefangen von: ich will das des weiterbesteht, für meinen nutzen
über
ich will das des weiterbesteht, weil istn tolles projekt
über
ich habs benutzt, war gut, also find ichs fair das ich dafür bezahle
wie kant sagte, ist prinzipiell die intention des handelns zu beurteilen, und nicht die auswirkungen davon
beispiel für ne firma:
ich spende, weils a.) marketingmäßig gut angkommt und b.) ich genau soviel euro pro jahr als spende absetzen kann
oder
ich spende, als firma, an diese und jene, medial nicht vertretene einrichtungen, weil ich deren arbeit gut finde und ich diese unterstützen möchte
ergebnis ist das gleiche, die intention ist der unterschied
btw. ^^ bin ned großer vertreter dieser philosophie kants, weil damit kann ich alles über „ich habs eh gut gmeint“ begründen .. wenn mans aber im großen zusammenhang mit seiner vernunftlehre sieht, würde es schon wieder mehr sinn machen … ^^
Versuchen wirs nochmal. 🙁
— Eigentlich haben wir hier das klassische Beitragsdilemma eines öffentliches Gutes. Der nutzenmaximierende Homo oeconomicus würde sich an der Wiki Aventurica erfreuen, aber als geschickter Trittbrettfahrer niemals auch nur einen Cent spenden. —
Zum Glück ist der nur ein Modellansatz und kommt in der Natur kaum vor.;-)
Hab deinen deinen ersten Beitrag mal rausgenommen. Das mit den Zitieren klappt leider noch nicht so komfortabel. Sorry. Man kann aber in der Kommentarfunktion die üblichen html-tags verwenden. Also z.B. < blockquote > für Zitate.
Die pure Angst.
DSA ist ohne Wiki Aventurica ein Minenfeld, was die Totgeschriebenheit des Settings angeht.
Durch die DSA-inhärente Spielkultur des Quellenbuchnachbetens und der SL-Unterwerfung unter das Konkordat des „Wir bespielen das ‚offizielle‘ Aventurien!“ ist die Wiki Aventurica leider notwendiges Mittel, um Abenteuer jeglicher Art erst einmal überhaupt spielbar zu bekommen, weil ansonsten irgendwann im Spiel ein DSAtard brüllt „SO STEHT DAS ABER NICHT IM QUELLENBUCH XYZ, SEITE ABC, ABSCHNITT 08/15!!!“. Die Unmündigkeit und Unfähigkeit des Standard-DSA-SLs begegnet einem ja auf jast jedem Con, auf dem DSA angeboten wird. Da kommen dann so Stilblüten zustande, wie:
Spieler: „Ich tue dies und das.“
„Meister“: „Das geht nicht. Das steht so nicht im Abenteuer.“
(Ist mir mal auf einem Con hier im Süden passiert.)
oder dass der „Meister“ dann beschreibt, wie sich mein Charakter wann und wie zu fühlen hat, oder was er gar tut oder wie er reagiert… „Danke“, Vorlesetext, dass du mir das Spielen meines Charakters „abnimmst“!
Word!
In Einzelfällen ist der Vorlesetext (abgespeckt, zugegeben) aber auch mal sinnvoll. Ich behaupte, dass es Spieler gibt, deren Charaktere sonst niemals „ehrfürchtig“, „ängstlich“, „beeindruckt“ oder in irgendeiner anderen Art und Weise reagieren würden, die ein wenig Selbstrücknahme oder Zeigen von Schwächen beinhaltet.
Dafür ist ein Großteil der Spieler schlicht zu sehr damit beschäftigt, bedingungslos „Held“ zu sein.
Ein Vorlesetext, der „ihr seid jetzt ehrfürchtig!“ beinhaltet, ist kein Charakterspiel, und kein Grund für den Meister, sich nach dem Spiel über „heute hab ich die SCs mal ehrfürchtig bekommen!“ zu freuen.
Da hat Heretic schon recht – sowas provoziert eher Reaktanz der Spieler, die das Abenteuer derart in ihre ureigene Sphäre (nämlich die der Charakterdarstellung) eingreifen sehen.
Ich sehe die Aufgabe eines guten Abenteuers und Spielleiters hier eher darin, das Ausspielen von Schwächen des Charakters zu belohnen (und keinesfalls zu bestrafen, z.B. noch durch einen Treffer in den Rücken oder hämische Kommentare), und die der Spieler, einzusehen, dass ein mehrdimensionaler Charakter auch mehr Spaß machen kann als ein „einmal Held – immer Held“-Abziehbild. Vor allem, wenn letzteres dann auch noch an Regeln (wie der Entsetzens-Probe +2) scheitert.
Nur – wie man seine Schwächen ausspielt, sollte jedem erstmal selbst überlassen bleiben.
Welcher Server kostet denn bitte 450 Euro in Jahr ???
Mich würde mal interessieren, was an dem so teuer ist.
greetz
Die Bandbreite, der upload, der dedizierter Server…
Die Wiki-Aventurica hat nun mal so viel Last, dass man dieses Projekt nicht mit den Angeboten von 1&1 oder Strato betreiben kannst. Dafür braucht mal halt einen eigenen Server. Siehe hier.
http://www.strato-pro.de/root_server/dedicated_server/linux.html?sc=1900800207&LK=3
Bei den Angoten wie diesen hier
http://www.strato.de/hosting/power-hosting/
Wird ab einer gewissen upload, die Bandbreite gedrosselt.
ok, danke.
Hätte nie gedacht, dass die Wiki so viel Leistung braucht.