Die Pforten der Role Play Convention in Köln sind geschlossen. Zwei Tage lang hat Ulisses dort Einblick in die künftige DSA-Planung gegeben. Von besonderem Interesse war der Workshop am Samstag, von dem sich eine ausführliche Zusammenfassung auf Nandurion findet. Vier große Ankündigungen haben diesen Workshop dominiert.
1. Die große Umfrage
Die Bundesrepublik macht es vor, Ulisses macht es nach. Der Verlag startet seinen eigenen Zensus 2011. Ab Juli wird jeder Publikation ein Fragebogen beigelegt, in dem nach den Wünschen der DSA-Spieler gefragt wird.
Diese Umfrage ist eine großartige Idee. Es ist die beste Möglichkeit, mehr über die Interessen der Spieler zu erfahren. Wenn deren Wünsche in zukünftigen Publikationen verstärkt berücksichtigt werden, können alle Beteiligten davon nur profitieren.
Bislang beschränkte sich der Austausch zwischen Ulisses und der DSA-Gemeinde vorwiegend auf zwei Wege: Über das Internet und auf diversen Conventions. So rege die Teilnahme der DSA-Spieler dort auch sein mag, ein repräsentatives Stimmungsbild wird Ulisses dadurch nicht erhalten haben. Durch die Kundenumfrage werden sich hoffentlich Spieler zu Wort melden, die weder Cons besuchen noch fleißig in Foren tippen. Die Aussicht auf ein kostenloses Abenteuer dürfte zur einer hohen Rücklaufquote des Umfragebogens führen.
Eine Frage bleibt aber: Was macht eine Spielrunde, die in ihrer kompletten Besetzung an der Umfrage teilnimmt, und im Anschluss fünfmal das gleiche Abenteuer auf dem Tisch liegen hat? Da wäre es vielleicht besser gewesen, statt eines Abenteuers eine kleine Spielhilfe auszuloben.
Aber gut. Einem geschenkten Gaul… und so weiter. Es bleibt eine tolle Sache. Applaus, Applaus, Applaus.
2. Das lebendige Aventurien
Aventurien ist tot. Oder zumindest etwas schlapp und schlaff. Auf jeden Fall nicht so recht agil. Diesen Eindruck scheint Ulisses zu haben. Deswegen soll Aventurien wieder lebendiger werden. Auf Cons können Spieler künftig die Spielwelt mitgestalten. In den dortigen offiziellen Abenteuern soll Aventurien wieder Leben eingehaucht werden.
Aber muss Aventurien wirklich lebendiger werden? Die Diagnose einer etwas schlappen Spielwelt dürften nicht alle Spieler teilen. Aber immerhin können Con-Besucher künftig berühmte aventurische Persönlichkeiten verkörpern und dürfen mit ihren Taten auf eine Erwähnung im Aventurischen Boten hoffen. Das ist doch nett.
3. Die bahnbrechende Neuigkeit
Für Aufregung sorgte Ulisses im Vorfeld der RPC. Im hauseigenen Blog wurde eine „wirklich bahnbrechende“ Neuigkeit angekündigt, die den RPC-Besuchern exklusiv enthüllt werden sollte. Die Meldung beflügelte die Fantasie der DSA-Spieler. Spekulationen über eine fünfte Regeledition machten die Runde, entpuppten sich aber als Wunschdenken bzw. grundlose Befürchtung (je nach persönlicher Präferenz). Die bahnbrechende Neuigkeit lautete: Ulisses hat die Komplettrechte am Schwarzen Auge erworben und wird von einem Lizenznehmer zu einem Lizenzgeber.
So weit, so… äh …gut? …öde? …bahnbrechend? …unspektakulär? …interessant? …langweilig? …überraschend?
Für Ulisses ist der Kauf der Lizenzen ohne Zweifel ein großer Schritt. Viele Spieler dürften hingegen mit einem müden Achselzucken reagiert haben. Eine enge Verzahnung der einzelnen DSA-Produktreihen stand wohl nur bei den wenigsten Spielern ganz oben auf der Wunschliste. Es ist eine nette Sache. Mehr aber auch nicht. Und vielleicht nicht einmal das.
In meinem persönlichen Schreckenszenario sehe ich Abenteuerbände, die vollgestopft sind mit Hinweisen wie: „Nachzulesen in Roman xyz“ oder „Die ausführliche Geschichte wird in dem Computerspiel Blablub erzählt“ oder „Für die Ausgestaltung der Wüsten-Szene empfehlen wir den Einsatz des offiziellen DSA-Soundtracks ‚Die Wüstenreise‘. Als besonders stimmungsvoll hat es sich erwiesen, ein paar Kakteen auf den Spieltisch zu stellen und etwas Sand darum zu verteilen (Kohm-Wüstensand gibt es im F-Shop für 4,95 Euro). Wenn Sie mögen, können Sie an Ihre Spieler auch die stilechten Novadi-Kopftücher verteilen (19,90 Euro im F-Shop).“
4. Die Produktvorschau
Ich mach es mal kurz. Neue Abenteuer und Regionalbeschreibungen sind immer gern gesehen. Auf Schattenlande freue ich mich schon länger und von den angekündigten Abenteuern werde ich wahrscheinlich die meisten erwerben. Den übrigen Ankündigungen begegne ich hingegen mit Skepsis – wenn auch unterschiedlich ausgeprägt.
Zu viele Publikationen jüngeren Datums enthalten nur einen geringen Mehrwert für das Spiel. Schon bald wird es bestimmt eine Spielhilfe über Sport und Spiel in Aventurien geben. Dann kommt das Geologicum Aventuricum und liefert wichtiges Hintergrundwissen über die derischen Gesteinsschichten. Besonders freue ich mich auf den Guide Milechin – einen Führer durch die 100 besten Tavernen Aventuriens.
Ach ja: Wann kommt jetzt eigentlich DSA 5?
15 Gedanken zu “Vier DSA-Neuigkeiten von der RPC”
Like.
Den Tavernenführer würde ich zumindest direkt kaufen. Vom „Hammer und Amboss“ in Lowangen, über „Schwert und Panzer“ in Gareth hin zum „Löwenkeller“ in Perricum und schlussendlich zur Taverne in Chorhop wo der Notmärker Gardist aus „die Sieben Magischen Kelche“ sitzt. Hehe!
MfG und nicht ganz ernst….
UM
„Eine Frage bleibt aber: Was macht eine Spielrunde, die in ihrer kompletten Besetzung an der Umfrage teilnimmt, und im Anschluss fünfmal das gleiche Abenteuer auf dem Tisch liegen hat?“
Ein paar Jahre später bei Ebay verscherbeln, denn angeblich soll es das Abenteuer so nur einmal geben.
“ Da wäre es vielleicht besser gewesen, statt eines Abenteuers eine kleine Spielhilfe auszuloben.“
Welche denn? Es ist doch fast jeder Grashalm beschrieben?
Oder etwa doch den Guide Milechin?
lg Goldauge
Ach, irgendwas hätte sich schon gefunden. Meinetwegen auch eine Kurzgeschichtensammlung?
Ich will gar nicht groß meckern, sondern bin mit einem Abenteuer grundsätzlich zufrieden. Aber letztlich hat immer nur einer aus der Spielrunde was davon. Und ob so ein Abenteuer bei Ebay überhaupt was einbringt?
Tut es. Ich bin immer wieder verblüfft, welche Preise Publikationen auf Ebay erringen, wenn sie entweder nicht käuflich (Stichwort: Grüne Reihe) oder ausverkauft sind.
Das T2-Abenteuer hat, kurz bevor es auch im F-Shop angeboten wurde, bei ebay einem vermutlich überglücklichen Verkäufer über 100€(!) eingebracht 😉
„Als besonders stimmungsvoll hat es sich erwiesen, ein paar Kakteen auf den Spieltisch zu stellen und etwas Sand darum zu verteilen (Kohm-Wüstensand gibt es im F-Shop für 4,95 Euro)“
Oh.. das ist eine vortreffliche Idee – davon erzähl ich gleich morgen mal dem Vertrieb! Wir greifen das sicher auf. Hihi.. ;D
Auch die derische Gesteinsgeschichte… du bringst uns auf wirklich gute Ideen 😉
Immer gern. Falls ihr noch Ideen für den Tavernen-Führer braucht, kann ich euch da auch gern unterstützen. Allerdings müsste ich vorher ein wenig in irdischen Vorbildern recherchieren. An wen soll ich dann die Spesenabrechnung schicken?
Interessant bei der Umfrage dürfte aber auch sein, welche Fragen kommen und welche Daten ich zu welchem Preis bekannt gebe… Ich hoffe auf keinen Passus ‚zu marktanalytischen Zwecken werden die Daten an Dritte weitergegeben‘.
Interessant wohl auch die Ankündigung an sich: Aventurien braucht Veränderung, also ändern wir es mal und, ach ja, danach fragen wir mal was die Fans wollen.
Ich bin auf jeden Fall beim Publikationswahn schon mal gespannt, wann der blaue Band über Pfützen auf Aventuriens Wegen erscheint. Inklusive Seelentier, mögliche Bewohner und einer nachgeschobenen Anthologie. Applaus.
Ich will ja nur ungern den Spielverderber spielen (und das ist ehrlich gesagt eine dicke Lüge ;)), aber da greifen ganz einfach und martkwirtschaftlich die Regeln von Angebot und Nachfrage. Niemand wird gezwungen, irgendwas von den angekündigten und noch anzukündigenden DSA-Publikationen zu kaufen. Aber wenn es eine potentielle Käuferschaft dafür gibt, wäre Ulisses ziemlich blöd, die Beschreibung der dreizehn hübschesten Pfützen auf Aventuriens Wegen (mein Favorit ist übrigens die Nummer 7 auf der Landstraße zwischen Festum und Neersand, die durch eine Dunkle Pforte mit der nur zur Regenzeit benutzbaren Nummer 9 am Karawanenweg zwischen Keft und Birscha verbunden ist) nicht zu veröffentlichen. Der Trick ist, herauszufinden, mit was man den Käufern am besten das Geld aus den Taschen ziehen kann. Und im Hinblick auf einen längerfristig anhaltenden Erfolg empfiehlt es sich, da auch entsprechend wertiges Zeux zu publizieren.
Trotzdem sind daran, dass heutzutage wirklich jeder Quadratzentimeter Feld, Wald und Wiesen in Aventurien beschrieben ist (einer These, das ich nach wie vor nicht gewillt bin, zuzustimmen), ist nicht der Verlag schuld, der damit Geld verdienen will, sondern letztlich die Spielerschaft, die genau das erwartet, fordert und durch eifriges Kaufen honoriert. Und weiterhin gilt für jeden einzelnen: Man muss dieses Spielchen nicht mitspielen. Man kann sich auch einfach das Basisregelwerk schnappen und rein auf den darin enthaltenen Informationen aufbauend Spaß beim Spielen haben, weiter ins Detail gehende Informationen dürfen am Spieltisch jederzeit ignoriert werden. Insofern braucht sich niemand beschweren, wenn entsprechend viel zu Aventurien publiziert wird, so lange es sich entsprechend verkauft, bedient es offensichtlich eine Nachfrage und hat dadurch seine Existenzberechtigung.
Buh, Spielverderber, buh. 😉
Aber du hast natürlich völlig recht. Angebot znd Nachfrage.
Der Tavernen-Führer war von mir beispielsweise nur scherzhaft gemeint. Aber, wenn ich mal ehrlich bin, so eine Spielhilfe würde ich mir vielleicht sogar kaufen. 🙂
Für mich ist es ein Hobby, für die Autoren Arbeit. Somit habe ich das Privileg, die Sache idealistischer zu sehen. 😉
P.S. Als Kind mochte ich schon Pfützen, besonders die tiefen.
Aber gerade der Idealismus sollte einen ja dazu bringen nur das zu kaufen, was man auch unterstützenswert findet, oder?
Ja, genau. Darum wird bei mir die Einkaufsliste trotz vermehrter Publikationen auch immer kleiner.