Etwa 40 Sprachen gibt es in Aventurien. Darunter befinden sich weit verbreitete wie Garethi und Tulamidya, nahezu unbekannte wie Rissoal und Molochisch, Geheimsprachen wie Atak und Füchsisch und alte Sprachen wie Bosparano und Ur-Tulamidya.
Helden besitzen neben ihrer Muttersprache meist Kenntnisse in Garethi. Eine Verständigung untereinander ist ohne Schwierigkeit möglich. Da Garethi die am weitesten verbreitete Sprache Aventuriens ist, sollte zudem eine Unterhaltung mit den meisten Menschen möglich sein. Aber eben nur mit den meisten.
Es gibt Landstriche in Aventurien, in denen viele Menschen kein Garethi sprechen. Die Tulamidenlande gehören beispielsweise dazu. Noch schlechter sieht es bei den Nichtmenschen aus. Nur wenige Orks oder Goblins beherrschen ein paar Brocken Garethi. Stoßen die Helden auf Personen, deren Sprache sie nicht sprechen, bringt das einige rollenspielerische Besonderheiten mit sich.
Zwischen Realismus und Spielspaß
Das Ausspielen der verschiedenen Sprachen kann sehr stimmungsvoll sein. Zudem verleihen die verschiedenen Sprachen der aventurischen Welt ein gewisses Maß an Realismus. Das ist nie ganz verkehrt. Nicht zuletzt können Spieler glänzen, die Punkte in die Steigerung der Sprachkenntnisse ihrer Helden investiert haben.
Dieser Reiz der besonderen rollenspielerischen Darstellung verfliegt jedoch mit der Zeit. Übrig bleiben Spielsituationen, in denen die Helden mit Meisterpersonen interagieren wollen oder müssen, aber die sprachliche Barriere diese Interaktion nicht oder nur eingeschränkt ermöglicht. Manchen Spielern mag diese rollenspielerische Herausforderung Spaß machen und dieser Grad an Realismus gefallen. Ich sehe darin jedoch die Gefahr einer Hemmung des Spiels und des Spielspaßes.
Fremdsprache als Folklore
An dieser Stelle ein kurzer Blick über den Tellerrand: In Filmen tauchen sprachliche Barrieren nur am Rande auf. In den meisten Hollywood-Produktionen sprechen alle Menschen eine Sprache: Englisch. Ein Russe spricht Englisch mit russischem Akzent, ein Deutscher mit deutschem Akzent. Fremdsprachen gibt es nur als Folklore-Element. Alle wichtigen Akteure sprechen Englisch. Ist das realistisch? Natürlich nicht. Ist es trotzdem interessant anzusehen? Ja.
Vielleicht sollte dieser Mechanismus auf das Rollenspiel übertragen werden. Alle Spieler könnten dadurch in vollem Umfang mit den Meisterpersonen interagieren. Der Realismus müsste zwar etwas leiden. Aber letztlich geht es nicht um eine möglichst wirklichkeitsnahe Darstellung Aventuriens. Es geht um den Spielspaß.
3 Gedanken zu “Fremde Zungen”
Ich habe bisher beim Spielen noch nie erlebt, dass Sprachbarrieren den Spielspaß großartig getrübt hätten. Wie gesagt idR reicht Garethi für grob überschlagen 80% der Gespräche aus. Zumindest bei uns findet sich fast immer in einer nichtmenschlichen Gruppe zumindest einen NSC der ein paar Brocken Garethi spricht, sofern keiner der Helden die benötigte Sprache beherrscht, was durchaus noch realistisch ist, sofern es keine gänzlich isolierte Gesellschfat ist.
Ich finde das Helden, die sich eher auf Wissensgebiete spezialisiert haben, eh oft genug daneben stehen, da gerade Kampf und auch körperliche Aktionen (z.B. Auskundschaften) sehr viel Spielzeit kosten. Da dürfen sie ruhig mal im Vordergrund stehen, wenn es um Kommunikation geht.
In unserer Gruppe ist es zudem gängig SEs auf Sprachen zu vergeben, mit denen man konfrontiert wurde und ich finde es eigentlich begrüßenswert, wenn der Weidener Krieger sich überlegt, doch einmal ein paar Punkte in Tulamidya zu vergeben, bevor er sich Hiebwaffen 18 oder Waffenmeister Schild holt.
Zu deinem Beispiel mit den Filmen: ich fand z.B. beim 13. Krieger gerade den Teil, bei dem der Protagonist mit der Sprachbarriere konfrontiert wurde und sich die Fremdsprache nach und nach aneignet, den besten Part des Films überhaupt.
In der Regel kommen die Spieler mit Garethi relativ weit. Das stimmt. Aber momentan zieht es meine Heldengruppe im Rahmen der Drachenchronik tief in die Khom-Wüste. Garethi spricht dort kaum jemand. Daher überlege ich gerade im Vorfeld, in wie weit das vielleicht den Spielspaß trüben könnte.
„13. Krieger“ ist übrigens ein schönes Beispiel. Das ist wirklich eine gute Szene. Aber auch eine Ausnahme. 🙂
Zu dem konkreten Beispiel mit der Expedition in die Khomwüste: Eine Expedition plant man, wenn man an etwaige Sprachbarrieren nicht gedacht hat, hat man einfach schlecht geplant. Da würde ich dann auch, als Meister, die Spieler entsprechend vor Schwierigkeiten stellen.
Ich persönlich würde die Sache folgendermaßen handhaben:
Alltägliche Situationen wie z.B. Fragen nach Wasser, Nahrung etc. wären kein Problem.
Speziellere Themen, z.B. eine Wegbeschreibung, würde ich über entsprechend erschwerte Sprachenkunde-Proben abwickeln (beispielsweise wer Tulamydia mit mehr als 10 oder als MS beherrscht +3 oder so ähnlich) und die Ausführungen dann angepasst detaillieren.
Bei wirklich komplexen Geschichten, und dazu würde ich die Verhandlungen in Birscha zählen, wäre dann Rollenspiel angebracht. Das Ganze angereichert mit passenden Proben für die Helden um das Spielgleichgewicht zu wahren.
Als Spieler habe ich einmal einen wirklich lustigen Spielabend erlebt als die Gruppe irgendwo gestrandet war und wirklich niemand die Sprache der Leute dort auch nur annähernd verstanden hat.
Der Spielleiter hat nur Aktionen beschrieben und ansonsten in einem unverständlichen Kauderwelsch geredet aus dem man sich aber, im wahrsten Sinne, „mit Händen und Füßen“ langsam Grundbegriffe der Sprache erschlossen hat. Dabei gab es natürlich die haarsträubensten Missverständnisse.
Nach einem Abend in dem Modus haben wir dann gesagt das wir die Verständigung auf die oben beschriebene Art regeln.