Was macht einen gelungenen Weltenband aus? Die Antwort ist nicht so leicht. Ein Weltenband sollte selbstverständlich die Welt beschreiben, möglichst unterhaltsam, informierend und inspirierend. Die Beschreibung sollte sich dabei nicht in Nebensächlichkeiten verlieren, sondern sich auf das Wichtigste konzentrieren. Ein hübsches Layout und ein übersichtlicher Aufbau wären zudem nicht von Nachteil.
Die Beschreibung allerdings darf nicht zum Selbstzweck verkommen. Rollenspiele sind Spiele, ein Weltenband ist Spielmaterial (was nach meiner Erfahrung leider manchmal aus den Augen verloren geht). Ob ein Weltenband gelungen ist, hängt daher auch davon ab, wie hoch der Nutzen für das Spiel ist. Sind alle Informationen vorhanden, die für das Spiel notwendig sind, und möglichst viele Informationen, die das Spiel erleichtern?
Der Splittermond-Weltenband: Viel Welt, wenig Platz
Seit vier Wochen ist Splittermond – Die Welt erhältlich. Geschrieben habe ich bislang nur über meine ersten Eindrücke, über das Layout und die Idee der Weißen Flecken. Höchste Zeit also, um endlich über den Inhalt zu reden, über die Beschreibung der Spielwelt Lorakis und – genau – über den Spielnutzen.
Der Splittermond-Weltenband beschreibt den vollständigen Kontinent Lorakis – eine riesige Spielwelt, ähnlich groß wie Eurasien, und enorm vielfältig. Den Autoren standen nicht einmal 300 Seiten zu Verfügung, um die Geographie, die Geschichte, die Reiche und Regionen und die Völker des Kontinentes zu präsentieren.
Der Kern des Splittermond-Weltenbandes ist die Beschreibung der rund 70 Regionen des Kontinentes. Die Darstellungen der Regionen, die jeweils nur wenige Seiten haben, sind meist nach einem ähnlichen Muster aufgebaut. Zu Beginn des Textes fasst eine Übersichtsbox (wie sie auch von DSA bekannt ist) die wichtigsten Infos in Stichworten zusammen. Es folgen kurze Texte über Geographie und Flora und Fauna. Anschließend wird das dort herrschende Reich samt den wichtigsten Personen vorgestellt. Den Abschluss bildet ein kurzer geschichtlicher Abriss.
Positiv: Alle Informationen sind drin
Was der Weltenband gut macht: Trotz der Kürze der Texte sind stimmungsvolle Beschreibungen zusammengekommen, die meist alle wichtigen Informationen enthalten. Manches bleibt zwar oberflächig oder wird nur kurz angerissen, was bei der Größe der Welt aber wohl nicht zu vermeiden ist. Nur ganz selten habe ich für das Spiel relevante Hinweise vermisst. An manchen Stellen hätte ich mir zwar mehr Informationen zu einzelnen Elementen gewünscht und zugleich andere Hinweise als eher unnötig angesehen. Doch das sind Ausnahmen.
Unterm Strich enthält der Weltenband alles, was für das Spiel auf Lorakis notwendig ist. Die Beschreibungen sind informativ und unterhaltsam, gut strukturiert und konzentrieren sich meist auf das Wesentliche. Den Autoren geling es zudem, die Lust auf Splittermond zu wecken. Wer „bodenständige“ Fantasy mag und den Splittermond-Weltenband liest, wird bestimmt mehrere Regionen auf Lorakis finden, in denen er gerne Abenteuer erleben möchte.
Negativ: Mangel an konkreten Hilfestellungen
Was der Weltenband nicht so gut macht: Es wird die Welt vorgestellt, aber nicht das Spiel dort. Konkrete hilfreiche Informationen für Abenteuer auf Lorakis sind selten. Manche Fragen lassen sich mit dem Splittermond-Weltenband nicht so leicht beantworten. Wo sind abenteuerliche Orte? Wodurch ist das Spiel in den jeweiligen Regionen gekennzeichnet? Welche Abenteuer sind möglich? Wo sind die Anknüpfungspunkte, die Konflikte, die Herausforderungen, die Aufgaben, die Spannung?
Die Antworten auf diese Fragen gibt der Splittermond-Weltenband häufig nur indirekt. Je nach Region sind die Antworten mal mehr, mal weniger offensichtlich. Es lassen sich zwar durchaus zahlreiche Anknüpfungspunkte und Ideen für Abenteuer finden, die jedoch häufig nur beiläufig erwähnt werden und nicht im Mittelpunkt der Texte stehen.
Fazit: Es ist – mal wieder – eine Geschmacksfrage
Nun kann sich jeder potenzielle Splittermond-Spieler überlegen, was er davon hält. Letztlich ist es eine Frage des Geschmacks und der Zielrichtung. Wer eine informative, übersichtliche und stimmungsvolle Beschreibung einer Welt erwartet, wird hochzufrieden sein. Splittermond – Die Welt gehört zum Besten, was es an deutscher Fantasy gibt.
Ich jedoch hätte mir mehr Anregungen für Abenteuer auf Lorakis gewünscht. So wie er ist, enthält der Band für meinen Geschmack einige Texte, die mir zu langatmig und nebensächlich sind. Die Beschreibung von Flora und Fauna zum Beispiel hätte durchaus auf die Stichworte in der Übersichtsbox begrenzt werden können, wodurch Platz entstanden wäre für einen Abschnitt über „Abenteuer in der Region xyz“.
Oder positiv formuliert: Trotz des sehr hohen Niveaus bleibt den Splittermond-Machern noch ein wenig Raum zur Steigerung. 😉
2 Gedanken zu “Splittermond-Weltenband – Gelungen oder nicht?”
Ich persönlich finde, dass viele Regionen doch DSA-typisch sehr gering bevölkert sind. Das konkrete Aufhänger fehlen, finde ich weniger. Mir fehlt da irgendwo ein Schwung an Besonderheiten, Einzigartigkeiten. Es gibt nicht so viele Orte, die Außergewöhnlich ausfallen. Mal schauen, wie sich Splimo da weiter entwickelt.